Samstag, 6. Juni 2009

Wie macht man einen richtigen Carajillo?

Nachdem wir in unserem Stammlokal Theke im Canta © H. Bruneletztens zu einem leckeren Heißgetränke überredet und damit angefixt wurden wollen wir wissen, was das war und wie man es herstellt. Klar war nur, dass Espresso rein muss und ein Brandy, z. B. Osborne Veterano. Und es hat etwas mit Feuer zu tun.

Der Name

Die erste Hürde war der Name: wir verstanden so etwas wie ‘Karacho’, ‘Carrachero’ oder ‘Karachiro’. Mit etwas googlen fand wir zunächst zu ‘Carachillio’, was auch tatsächlich einige Suchtreffer, darunter sogar eine Speisekarte, bringt. Allerdings kein Rezept bzw. keine brauchbare Beschreibung.

Ein ‘richtigerer’ und zumindest im deutschsprachigen Web häufiger genutzter Name ist Carachillo. Unter diesen Suchstichwort findet man dann schon einige hilfreiche Treffer.

Nachdem wir jetzt noch das ‘ch’ durch das im spanischen übliche ‘j’ ersetzten waren wir endlich am Ziel und erkannten. Wir haben also einen

C a r a j i l l o

getrunken! Unter diesem Namen findet man auch einen Eintrag in der Wikipedia. Uns interessiert dabei natürlich nicht die simple Variante, bei der einfach Espresso und Alkohol zusammengeschüttet werden. Wir wollen das volle Programm mit Feuer und Karamellgeschmack.

Rezepte im Internet

Beim googlen nach Carachillo findet man z. B. folgende Rezepte:

http://www.cocktaildreams.de/cooldrinks/cocktailrezept.carachillo.2446.html

Den Veterano in die Tasse (eine größere Espressotasse) geben und mit Wasserdampf erhitzen. Anschließend anzünden, um den richtigen Geschmack zu erhalten.
Jetzt zwei Kaffeebohnen und die Zitronenschale in die Tasse geben und den heißen Espresso hinzuschütten.

http://toprezepte.ch/index.php/rezepte-von-a-z/trinkbares/54-carachillo

4-6 cl Brandy vorzugsweise in ein kleineres, robustes Glas reingeben
2 Zuckerwürfel dazugeben
Brandy mit Dampf erhitzen und anschließend anzünden
Mit einem Löffel umrühren bis kein Zuckerkorn mehr sichtbar ist.
Ein Espresso in einem dünnen Strahl zum Brandy geben (es muss ein Knistern zu hören sein)
Gegebenenfalls Flamme ablöschen

Entscheidend ist das Verbrennen des Zuckers, damit ein Karamellgeschmack entsteht, der den Espresso erst zum Carajillo macht. Auch der Wikipedia Artikel betont dies.

Nicht ganz einig sind sich die unterschiedlichen Rezepte dabei, ob Kaffeebohnen und Zitronenschale hineingehören und wenn ja, ob sie schon mit dem Brandy zusammen erhitzt werden oder erst später dazu kommen.

Muss es Hochprozentiger sein?

Normalerweise brennen Spirituosen erst ab einem Alkoholgehalt von ca. 50%. Muss also für den Carajillo ein entsprechend potenter Brandy verwendet werden? Nein, denn durch das Erhitzen wird der Alkohol leicht freigesetzt und ein Brandy wie der Veterano mit 36% reicht aus.

Und so haben wir dann unsere ersten Carajillos gemacht

Zwei Teelöffel Zucker in eine unsere Cappuccino Tassen. Ca. 3cl, also etwas mehr als ein Carajillo © H. BrunePinnchen, Veterano dazu. Die 4-6cl aus einem der vorherigen Rezepte erschienen uns doch etwas sehr heftig.

Mit der Wasserdampfdüse der Espresso Maschine das Zucker-Brandy-Gemisch gut aufheizen. Vorsicht, es spritzt. Aber je heißer man das Ganze macht desto besser brennt der Brandy. Nach dem Erhitzen die Tasse etwas schwenken, meist löst sich der Zucker dann schon auf.

Nun ist es so weit: Ein Streichholz an den Tassenrand halten und sofort sollten blaue Flammen lodern. Wir hatten zunächst Angst dabei vielleicht zu viel Alkohl zu verbrennen, aber selbst bei dem Versuch mit der längsten Brenndauer war das Ergebnis immer noch sehr hochprozentig. Also: Brandy richtig heiß machen und ordentlich brennen lassen, damit auch Karamell entstehen kann.

Während des Brennens noch mit einem langen Löffel etwas rühren, vielleicht trägt dies dazu bei, dass der Zucker aufgelöst und richtig erhitzt wird. Auf Zitrone und Kaffeebohnen haben wir bisher verzichtet.

Bevor die Flammen erlöschen die Tasse unter die Espressomaschine und wie im Bild durch den hineinlaufenden Espresso ablöschen. Wir haben einen doppelten Espresso hinzugefügt, was für unseren Geschmack genau passend war. Wenn man es richtig macht (bei uns erst im 4. Versuch) hört man wirklich ein starkes Knistern in Moment, in dem der erste Kaffee in den heißen Brandy fließt.

Für uns ist das Besondere des Carajillos neben seinem Geschmack und dem bei der momentanen Schafskälte sehr hilfreichen Durchwärmeffekt vor allem die Ästhetik seiner Herstellung: Die blauen Flammen, die um die Espressomaschine wabern, geben der Sache einen einmaligen Reiz.

Ach ja: Beim Trinken SEHR vorsichtig sein, da die Tassenränder enorm heiß sind. Und anders als z. B. bei einem Sambuca sehen die Gäste am Tisch nicht, dass das Getränk einmal gebrannt hat und sind daher unvorbereitet.

Ähnliche Getränke

Dem Carajillo nicht unähnlich scheint der Café Royal zu sein. Ein Rezept findet sich z. B. hier:

http://www.lebensmittellexikon.de/c0001200.php

Oder bei Maggi:

http://www.maggi.de/Rezepte/kochstudio/rezepte/rezeptsuche/default.htm?id=12142&action=detail

Und auch hier:

http://www.ecocktail.de/de/ecocktail-cgi/datenbank/cocktail_rezept.cgi?cocktail_id=2790&cocktail_name=Cafe%20Royal%201

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