Donnerstag, 21. Januar 2010

Wie kann ich das ‘Google Handy’ Nexus One in Deutschland kaufen?

Das am 05.01.2010 heraus gekommene Nexus One Handy, schon Wochen vorher als das Google Handy im Netz gehypt, ist leider bisher direkt nur in den USA erhältlich und kann zusätzlich in einige wenige Länder (darunter England) geliefert werden. Auch wenn bereits erste Gerüchte auftauchen, dass es schon im Februar in Deutschland erhältlich sein soll, gibt es vielleicht manche, die nicht so lange warten will. Wie kann man dann vorgehen?

Ein wichtiger Hinweis vorweg

Ich übernehme keine Garantie, dass das beschriebene Verfahren funktioniert oder legal ist. Auch kann keine Verantwortung für Nebeneffekte der beschriebenen Änderungen am eigenen Computer übernommen werden. Auch über die Zuverlässigkeit der genannten Anbieter wird hier keine Aussage gemacht. Eine Nachahmung erfolgt daher immer auf eigene Gefahr.

Update: Die unten stehenden Kosten und Zeitabläufe der Bestellung sind ein eigener Erfahrungsbericht von Anfang 03/2010.  Trotzdem dürfen die beschriebenen Erfahrungen nicht verallgemeinert werden.

Hürde 1: Die Google Webseite nutzbar machen

Die Bestellung des Nexus One kann offiziell nur über diese Google Webseite erfolgen:

http://www.google.com/phone/

Leider erhält man beim Zugriff auf diese Webseite von Deutschland aus den folgenden Hinweis: "Sorry, the Nexus One phone is not available in your country."

Was nun? Im Grunde ist hier die gleiche Hürde wie bei anderen Diensten zu überwinden, die aus verschiedenen Gründen nur für US Bürger zugänglich sein sollen. Bei bekanntes Beispiel ist das Pandora Internet Radio, für das auf Grund seiner Beliebtheit spezielle Beschreibungen existieren, wie etwa hier auf netzwelt.de.

Von den dort beschriebenen drei Methoden (Proxy, TOR, Rewebber) nehme ich die Zweite, TOR. Für die Proxy Lösung müsste man sich auf die schwierige und immer wieder neue Suche nach gerade verfügbaren öffentlichen Proxyservern machen. Auch wenn es hier viele Listen gibt (z. B. hier und hier) ist dies sehr mühselig und unzuverlässig. Rewebber wie Proxify erlauben zwar einen ersten schnellen Blick auf die Nexus One Seite, wie sie sich in den USA darstellt, sind aber nicht in der Lage weitergehende Funktionen wie den notwendigen Javascript Support zu liefern.

Installation von TOR

Die TOR Installation wird in der netzwelt.de Seite recht gut beschrieben, sie ist aber nicht in allen Punkten korrekt. Der Download kann direkt von der Homepage des TOR Projektes erfolgen in Form des Vidalia-Pakets.

Nach der Installation muss man in seinem Browser (vielleicht in einem anderen als in dem, der gerade diese Instruktionen zeigt), den in TOR enthaltene Proxy (genannt Polipo) eintragen. Der hat die Adresse

127.0.0.1, Port 8118

Zwar funktioniert TOR sofort und kann als Proxy im Browser verwendet werden, allerdings ist noch nicht gewährleistet, dass das eigentliche Ziel, nämlich für die Nexus One Seite als US-amerikanischer Surfer zu erscheinen, erreicht wird: Der von TOR verwendete Endknoten kann überall in der Welt angesiedelt sein. Es ist daher noch etwas Handarbeit notwendig, und zwar durch Anpassung der Datei torrc. Wo man diese Datei findet wird in der TOR Faq beschrieben.

In dieser Datei müssen ExitNodes definiert werden, die in den USA liegen. Das grundsätzliche Format wird in der TOR Faq beschrieben, es reicht aber folgende Zeit zu ergänzen:

ExitNodes {us}

Damit haben wir unser Ziel erreicht und die erste Hürde genommen. Danach sollte der Aufruf der Nexus One Seite mit einem Browser, der den TOR Proxy verwendet, das gewünschte Ergebnis liefern:

Nexus One Seite ist verfügbar

Wichtig ist nur zu wissen, dass mit TOR im Allgemeinen, und mit dem erzwungenen Weg über einen US-Ausgangsknoten im Speziellen, die Geschwindigkeit des Internetzugriffs sehr leidet. Also Geduld bei den weiteren Schritten.

Google Checkout Account

Für den Kauf ist ein Account bei Google bzw. Google Checkout notwendig. Aber da Android sowieso nicht ohne Google Account richtig funktioniert dürfte das kein Hindernis sein:)

Tipp: Wenn man seinen Checkout Account erst noch einrichten muss, so sollte man dies aus Geschwindigkeitsgründen machen, bevor man in die TOR Verbindung wechselt (oder einen anderen Browser nutzen, der nicht über TOR läuft).

Hürde Nr 2: Eine Lieferadresse in den USA oder UK

Nun sind wir mitten im Onlineshop, haben vielleicht auch schon unsere individuelle Gravur eingegeben, und stehen plötzlich vor dem nächsten Problem: Es sind nur Lieferadressen in den USA oder UK (oder Singapur, was uns nicht weiter interessiert) möglich. Wer jetzt nicht zufällig Freunde oder Verwandte in diesen Ländern hat braucht etwas anderes: einen ‘toten’ Briefkasten in einem dieser Länder. Der ‘tote’ Briefkasten muss dann natürlich unser Paket weitersenden und vertrauenswürdig sein, damit unser schon bezahlten Nexus One nicht unterwegs verschwindet.

Und natürlich gibt es auch hier schon Dienstleister, die  so etwas übernehmen. Einer davon ist Borderlinx. Er bietet sich vielleicht deshalb an, weil er DHL verbandelt ist. Nach der Registrierung hat man auf einmal eine Adresse in den USA und in UK. Man findet auch einen praktischen Kostenrechner. Um ihn zu füttern braucht man einige Angaben:

Gewicht: Nach meinen Erfahrungen ist das Nexus One Paket ca. 1.7kg schwer
Masse:  Kann man leer lassen

Jetzt kann man die Bestellmaske ausfüllen. Das die verwendete Kreditkarte keine US-amerikanische ist stört bei der Bestellung nicht weiter. Ein alternativer Anbieter für ‘tote’ Briefkästen ist www.myus.com.

Was kostet der Spaß?

Nachdem ich Anfang März 2010 eine Bestellung nach dem oben beschriebenen Verfahren ausgeführt habe kann ich hier die in meinem Fall tatsächlich angefallenen Kosten angeben. Die Kosten teilen sich auf in die Kosten für das Handy an sich (Google) und den Versand/Import (Borderlinx). Alle Preise sind in US Dollar:

Kostenfaktor

Kosten (US Dollar)

Google:  
Nexus One Phone

529

Nexus One Docking Station

45

Shipping - FedEx overnight

0

Tax (OH)

38.74

Google gesamt

612.74

   
Borderlinx  
Tax

116.37

Duty

0

Shipping Charges

38.50

Borderlinx gesamt

154.87

   
Kosten Total

767.61

Zur Umrechnung in den aktuellen EURO Preis kann man den Yahoo Konverter nutzen. Die Dockingstation ist natürlich optional und ich frage mich, ob man die Ohio Tax nicht irgendwie zurück bekommen könnte.

Skript einer Bestellung

Der Ablauf einer Bestellung sieht so aus (ganz konkret am Beispiel einer Bestellung von Anfang März 2010):

Tag 1 (Sonntag Nacht) Bestellung auf der Google Webseite. Die Bestätigung von Checkout kommt kurze Zeit später.
Tag 2 (Montag) Der Google Shop hat das Nexus One verschickt. Die Lieferung kann über die FedEx Seite verfolgt werden.
Tag 3 (Dienstag) FedEx liefert das Paket laut Trackingcode bei Borderlinx ab.
Tag 4 (Mittwoch)

Google belastet die Kreditkarte, dass Nexus One ist damit bezahlt.

Borderlinx benachrichtigt per eMail über den Eingang und die Zuordnung der Lieferung verbunden mit einer Zahlungsaufforderung bzw. der Frage, wann verschickt werden soll.

Bezahlung Borderlinx und Beauftragung mit dem Versand (Normal, nicht Express) .

Bestätigung von Borderlinx über den Versand der Lieferung

Tag 5-8 (Montag)

In der Zeit vom Versand durch Borderlinx bis zur Ablieferung durch DHL lassen sich leider nur wenige Trackinginformationen erhalten und zwar über die Borderlinx Webseite. Meist steht dort eine Meldung, dass der kein Status zur Verfügung steht. Zwischenzeitlich gab es Anzeigen wie die, dass die Lieferung von Cincinnatti abgeschickt worden sei und am Montag dann, dass sie Leipzig verlassen habe.

Am Montag Vormittag ist das Paket dann abgekommen!

Die Frage bleibt: Soll man den Import wagen?

Nachdem das Verfahren nun erklärt ist bleibt die Frage, soll man den Import wirklich wagen? Folgende Fragen stellen sich hier:

Kann ein Import-Nexus das UTMS Netz nutzen?

Die technischen Spezifikationen geben grundsätzlich Auskunft über die Hardwareausstattung des Geräts, noch konkreter ist aber diese Seite im Help Center.

Funktioniert die Spracherkennung auch für Deutsch?

Die Spracherkennung scheint für einige Kommentatoren, wie z. B. in netzwertig.com und neuerdings.com, eine der ganz wesentlichen Innovationen des mit dem Nexus One erstmals ausgelieferten Android 2.1 Betriebssystems zu sein. Dieses Youtube Video zeigt sie sehr anschaulich und überzeugend, trotz des merkwürdigen Titels:

Wichtig wäre es daher zu wissen, ob diese Spracherkennung denn überhaupt auch für die deutsche Sprache funktioniert? Leider scheint das Help Center hier zur Zeit noch keine wirkliche Antwort zu geben.

Update: Das Anfang März 2010 bestellte Nexus One hat noch keine deutsche Spracherkennung. Allerdings wird die Sprache sofort verfügbar, sobald sie auf den Google Servern grundsätzlich angeboten wird.

Garantiefälle

Der Garantiefall ist sicher ein Argument gegen den Import. Wenn man bereit ist das Risiko einzugehen, sollte man nur vielleicht beim Auspacken etwas vorsichtiger zu Wege gehen, als in diesem Video:

Alternative Beschreibungen

Es gibt noch andere Seiten, die beschreiben, wie man das Nexus One in Deutschland erhalten kann:

Die Verfahren ähneln meiner Beschreibung, allerdings setzen beide auf die Nutzung eines Proxies. Nach dem Erfahrung über deren mangelnde Zuverlässigkeit und die potentiellen Sicherheitsprobleme (der Proxy kann schließlich die gesamte Kommunikation mitlesen) erscheint die oben beschrieben TOR Lösung aber weiterhin überlegen.

Montag, 11. Januar 2010

Heiligenhafen nach ‘Daisy’

In unserem diesjährigen Winterurlaub in Heiligenhafen erreichen uns viel mehr Anrufe von Freunden und Verwandten als in früheren Jahren. Alle sind in Sorge. Anlass sind offenbar die recht drastischen Schilderungen der Lage nach dem Durchzug von Tief ‘Daisy’ in Fehmarn und nahen Städten, die unter Stromausfällen und starken Schneeverwehungen leiden oder litten. In Heiligenhafen war es aber nach unserem Eindruck nicht wirklich dramatisch, und damit man uns glaubt hier eine kleine Bilderstrecke von gestern und heute.

Schnee, aber nicht in Massen

Am Samstag, dem 09.01.2010, ist in Heiligenhafen fast kein Schnee gefallen, am Sonntag überhaupt keiner. Erst am heutigen Montag fällt eine nennenswerte Menge (insbesondere jetzt, während dieser Text geschrieben wird).

Die 'Famila' Kreuzung in Heiligenhafen mit Schneehaufen, H. Brune Das trotzdem an einigen Stellen durchaus gewaltige Schneewehen oder geräumte –haufen entstanden sind, liegt aber daran, dass der scharfe Wind allen in den Vortagen gefallenen Schnee wieder aufgenommen, weiter transportiert und an einigen wenigen Stellen konzentriert hat. So sieht man in der Landschaft hohe Schneewehen (man beachte im folgenden Bild den Kopf des Hundes) neben komplett blanken Äckern:

Schneewehe in Heiligenhafen, H. Brune Die flachen Äcker sahen daher bei richtig gewähltem Blickwinkel heute Nachmittag so aus, als ob in den letzten Tagen und Wochen fast kein Schnee gefallen sei:

Felder bei Heiligenhafen im Winter, H. Brune Wenn man hingegen an andere Stellen geht, so finden sich richtige Schneewehen:

Zorro auf hoher Schneewehe, H. Brune Für dieses Bild stand der Fotograph aufrecht und war nicht etwa auf Knien, Zorro ist also ungefähr auf Kopfhöhe, während er den Gipfel dieser massiven Schneewehe schon überwunden hat.

Starker Wind und Hochwasser

Wirklich extrem waren für uns Binnenländer hingegen die Windverhältnisse am Samstag und Sonntag. Für die Küstenbewohner ist so ein brausender Sturm vermutlich gewohnt, für uns war er das wesentliche Erlebnis am Wochenende. Wann haben wir bei uns schon mal einen Wind, der einen vor sich herschiebt bzw. das Vorwärtskommen auf gerade Strecke ähnlich anstrengend werden lässt wie einen Aufstieg auf unseren heimischen Teutoburger Wald?

Schneetreiben in Heiligenhafen, H. Brune Ein Wind der so hart ist, dass er schon seit Tagen liegenden Schnee wieder aufnehmen und viele Kilometer mit sich führen kann und dann auch noch zwei volle Tage lang anhält? Vermutlich nur einmal in 10 Jahren.

Eine Folge dieses Windes war denn auch ein hoher Wasserstand, der im Yachthafen die Stege zum größten Teil im Wasser versinken lies:

Stege unter Wasser in Heiligenhafen, H. Brune Sonst sind diese Stege wenigstens einen halben Meter über dem Meeresspiegel. Am Strand spuckte die aufgewühlte Ostsee jede Menge Treibgut aus:

Treibgut am Strand von Heiligenhafen, H. Brune Im Hintergrund kann man die Windräder auf Fehmarn sehen. Ob diese im Sturm wegen zu viel Wind oder weil die Stromleitungen unterbrochen waren abgeschaltet werden mussten haben wir leider nicht beobachtet.

Für die Tierwelt ist das Wetter kein Problem

Die Wetterunbilden scheinen aber eher uns Menschen zu berühren, die Natur in Form ihrer Tiere und Pflanzen ist offenbar nicht weiter beeindruckt. So sind die Enten, Möwen, Gänse, Kormorane, Wasserhühner, Saatkrähen und so weiter wie immer am Hafen, am Gras- und am Steinwarder zu beobachten:

Möwen in Heiligenhafen, H. Brune

An den von Eisschollen durchsetzen Meeresrändern gründeln die Stockenten und die Möwen scheinen mit dem Wind, und sei er noch so stark, geradezu zu spielen.

Auf den kahlen, dem Wind schutzlos ausgesetzen Äckern am Steilufer sind überall Hasen zu sehen, die in kleinen Gruppen ohne Deckung zu suchen dem Sturm und dem Schnee trotzen:

Hasen in Heiligenhafen, H. BruneOffensichtlich macht den ‘Seehasen’ dieses Wetter nicht das Geringste aus. Auch die Gürtelgalloways hinter dem Ferienzentrum stehen zwar dicht zusammengedrängt um die Futterstellen, wirken aber unter ihren unglaublich dicken Pelz völlig ungerührt und beschäftigen sich wie immer im wesentlichen mit Wiederkäuen:

Gürtelgalloway in Heiligenhafen, H. Brune So lange es friert und damit ‘trocken’ bleibt, haben sie keine Probleme. Nur das Hochwasser macht ihnen vielleicht ‘Sorgen’: Es hat noch heute große Teile ihrer Salzwiesen überschwemmt, so dass die Rinder auf ihrem Futterhügel bleiben.

Für uns Urlauber ein Erlebnis

Für uns Urlauber ist dieses aufregende Wetter schön, auch wenn es den Einheimischen wohl eher lästig fällt. Auch beim Fotografieren bietet es Motivmöglichkeiten, die von der See ganz ungewohnt und neu sind. Mit einem solchen, eher abstrakten und leicht verfremdeten Motiv endet der kurze Wetterbericht aus Heiligenhafen nach ‘Daisy’:

Distel im Schnee in Heiligenhafen, H. Brune