Samstag, 22. Juni 2013

Die Kuh und ihre Möchtegernmelker: Googles letzte Reaktion auf das Leistungsschutzrecht zeigt das Dilemma der deutschen Internetpolitik

Die Diskussion um das sinnlose Leistungsschutzrecht (LSR) ist in den letzten Wochen ruhiger geworden, zu erschöpft war man wohl nach dem Scheitern aller Versuche diese rückwärtsgewandte Verschärfung des Urheberrechts zu verhindern, die vorgeblich dem deutschen 'Qualitätsjournalismus' eine neue Subventionsquelle im Ausland erschließen soll.

Gestern nun hat Google klar gemacht, wie sie mit diesem nationalen Alleingang in der Internetregulierung umgehen werden. Das Ergebnis ist dabei nicht überraschend, aber da der Zeitpunkt mit der intensiven Diskussion über die Internetüberwachung durch Geheimdienste wie die US-amerikanische NSA oder die britische GCHQ zusammenfällt demonstriert es, wie hilf- und ziellos unsere heutige Regierung bei Internetthemen agiert. Um diesen Zusammenhang zwischen Bürokratisierung des Internets und gleichzeiger Klage über die Abhängigkeit von US-amerikanischen Internetgiganten geht es mir in diesem Text.

tl;dr: Durch die Bürokratisierung des Internets behindert die Bundesregierung wirkungsvoll die Entwicklung einer eigenen Internetindustrie und zementiert so die Abhängigkeit von den existierenden Internetgiganten.




Google und das LSR

Gestern hat Google in seinem offiziellen Produkt-Blog dargestellt wie sie gedenken mit der enormen Rechtsunsicherheit, die das LSR verursacht hat, umzugehen. Klar ist damit: Google denkt nicht daran zu der kalifornischen Geldkuh zu werden, die die deutschen Verlage gerne nach Herzenslust - und völlig abgekoppelt von irgendeiner eigenen Leistung - melken möchten. Bei ZEIT Online gibt es dazu einen Artikel, der für das sonst bei diesem Thema gewohnte Niveau des deutschen 'Qualitätsjournalismus' recht ausgewogen ist, im Opalkatze Blog (über das ich zuerst auf dieses Thema gestoßen bin) findet man den Wortlaut des Anschreibens, welches die Verantwortlichen von in Google News gelisteten Seiten erhalten haben sowie Links zu anderen Kommentaren zum Thema.

Ist es überraschend, dass Google weder einfach abwartet ob sie von den Verlagen auf Strafzahlungen verklagt werden noch alle deutschen Verlage aus Google News wirft (wie es sich viele Kommentatoren im Netz immer wieder gewünscht haben) oder gar Google News für Deutschland komplett abstellt? Nein, ist es nicht. Google hat die Ressourcen so ein OptIn Verfahren mit persönlicher Ansprache aller Personen durchzuführen und kann nun einfach abwarten, wie sich die einzelnen Verlage verhalten.

Der Scherbenhaufen, vor dem die (meisten) Verlage stehen

Die Verlage, die sich der öffentlichen LSR Diskussion lange verweigert und dann eine erschreckende Einheitsfront gebildet haben zur Verbreitung ihrer Propaganda zur Durchsetzung der eigenen wirtschaftlichen Ziele, stehen jetzt vor einem Ergebnis ihrer extremen Lobbyingbemühungen, welches ihnen zumindest offiziell nicht gefallen kann: Das ganze LSR wurde nicht ohne Grund immer wieder als Lex Google bezeichnet, also als ein Gesetz, welches sich explizit gegen Google richtet als die einzig relevante Geldquelle, die die Verlage zu erschließen hofften.

Nun bekommen die Verlage aber nur etwas, dass sie schon vorher hatten: Die Möglichkeit sich bei Google News kostenfrei listen zu lassen und dafür von Google kein Geld - aber Millionen von Seitenbesuchern - zu bekommen. Oder auch nicht.  Genau diese Entscheidung wollten die Verlage aber eigentlich nicht fällen: Sie wollen einfache ihre Inhalte - egal welcher Qualität - ins Netz stellen können und dafür von Google bezahlt werden.

Gerade die kleinen Verlage, die im Windschatten der großen Wortführer wie dem Axel-Springer-Verlag mitgeschwonnen sind, sind nun genauso dran wie zuvor, nur dass sie einen guten Teil ihrer Reputation verloren haben. Allerdings kann es sein, dass man hier an noch weitergehenden juristischen Strategien feilt: Im oben verlinkten Artikel von ZEIT Online findet sich das folgende ominöse Zitat zweier Verlagslobbyverbände: "Die Verleger gehen allerdings davon aus, dass das Recht weiterreicht.". Was mag damit gemeint sein? Vielleicht die Idee, dass Google und andere juristisch dazu gezwungen werden könnten die Inhalte der Verlage zu übernehmen und dann dafür bezahlen müssten. Hört sich schwachsinnig an, aber das heißt nicht, dass es nicht wahr sein könnte.

Die einzigen Verlage, die mit dem jetzt erreichten Ergebnis vielleicht zufrieden sind, könnten die großen Wortführer sein: Hier gibt es die Theorie, dass diese nie an Geldern von Google interessiert waren, sondern dass es nur darum ging Google News auszuschalten, damit die Menschen direkt auf die umfangreichen Portale dieser Großanbieter gehen. Dazu war es aber notwendig die kleinen Verlage auf die gleiche Linie zu bringen (auch wenn die nichts davon haben), damit Google News unattraktiv wird. Wenn diese Theorie stimmt kann man davon ausgehen, dass die Springer-Lobbyisten gerade dabei sind die kleinen Verlage weiterhin auf Linie zu halten.

Der Scherbenhaufen, vor dem unsere Regierung steht

Unsere gewählte Regierung hat mit den LSR das wohl neben dem Hotelsteuergesetz unsinnigste Gesetzgebungsverfahren der Legislaturperiode gegen den Rat eigentlich aller ernstzunehmenden Experten durchgepeitscht um sich damit ein gewisses Wohlwollen der Verlage zu erkaufen. Nun zeigt sich allerdings - wie auch nicht anderes zu erwarten war - das die Idee deutschen Unternehmen eine Subvention von ausländischen Unternehmen per Gesetz zukommen zu lassen komplett daneben gegangen ist. Für die Verlage kann es so aussehen, als ob die Regierung letztlich nicht ihr Wort gehalten hat (auch wenn die Verlage genau das bekommen haben, was sie sich gewünscht hatten). Die Regierung hat sich dann am Ende also auf der einen Seite als besonders anfällig für Lobbyismus und komplett beratungsresistenz bei Internetthemen erwiesen - und dies auch ganz offensichtlich gezeigt - dafür aber letztlich nichts erhalten, insbesondere nicht die dauerhafte Dankbarkeit eines wesentlichen Teils der Medien. Das einzige Problem für uns Wahlbürger ist nur, dass die Wahlalternativen sich zum großten Teil auch nicht besser dargestellt haben. 

Das Internet und die Geheimdienste

Nun könnte man das Thema LSR erst wieder abhaken und die sicher in den kommenden Tagen (oder Stunden) anrollende Propagandawelle der deutschen Verlage beim Verebben beobachten. Wenn da nicht das Thema der Internetspionage durch NSAGCHQ und wer weis wem noch wäre. Auch wenn sich nach meinem Kenntnisstand die ursprünglichen extremen Verdächtigungen von direkten und unkontrollierten Zugriffen der Geheimdienste auf die bei Anbietern wie Google, Apple, Microsoft, Facebook, etc. liegenden Benutzerdaten in Nichts aufgelöst haben muss man wohl davon ausgehen, dass die Daten in Einzelfällen sehr wohl abgerufen werden können und das zusätzlich in gigantischem Ausmaß Internetkommunikationen direkt aus den Datenleitungen extrahiert werden. Aber das ist hier nicht das Thema.

Das eine will man, dass andere muss man

Interessant sind hier die Reaktionen auf die Enthüllungen, die es in Deutschland gab. Der Standardrat nicht nur von den üblichen Verdächtigen wie z. B. Thilo Weichert, der im FAZ Interview den Satz sagt 'Wir empfehlen dringend, keine us-amerikanischen Dienste zu nutzen.', ist immer gleich: Man möge doch Alternativen zu Google, Microsoft, Apple und Facebook verwenden.

Nur: Wo sind die brauchbaren Alternativen? Ich kann nicht sehen, dass es in Deutschland einen eMailanbieter gibt, der auch nur annähernd an GMail herankommt. Oder ein Soziales Netz, welches selbst ganz entfernt die Lebendigkeit von Facebook, Twitter und Google+ hat.

Und hier entsteht für mich der Kurzschluss zum Leistungsschutzrecht als Beispiel für eine rückwärtsgewandte Gesetzgebung, die eine alte Industrie zu schützen sucht, aber gleichzeitig Innovationen verhindert und so die Abhängigkeit von den existierenden Internetgiganten zementiert:

Für Google als Großunternehmen mit zehntausenden von MitarbeiterInnen ist es kein Problem alle Webseitenbetrieber persönlich zu adressieren, die Freigabe für seine Webangebote zu erhalten und so die neuen Unsicherheiten des LSRs auszuhebeln. Aber was ist mit dem kleinen berliner Startup, welches eine innovative Idee zur Nachrichtenaggregation hat? Es hat nicht die Ressourcen und auch nicht die Zeit zuerst mit allen deutschen Verlagen Beziehungen aufzubauen und Erlaubnisse einzuholen und wird einfach eingehen oder ins Ausland gehen. Und wer sollte eine Suchmaschine für deutschsprachige Benutzer aufbauen, wenn die deutschsprachigen Internetseiten nun ein juristisches Minenfeld geworden sind?

Unsere Regierung hat es mit dem LSR also geschafft die bestehenden Machtverhältnisse im Netz noch weiter zu verfestigen und für uns als Nutzer dauerhaft alternativlos zu machen. Vielen Dank!

PS. 

Wer mir bei Twitter oder Google+ folgt weis, dass ich ein großer Freund insbesondere der Dienste von Google bin. Dieser Text stellt demnach auch keine Kritik an den genannten Diensten US-amerikanischer Unternehmen dar oder gar eine Aufforderung diese nicht zu nutzen. Aber es wäre meiner Ansicht nach ganz grundlegend bei zentralen Diensten im Internet über Alternativen zu verfügen, die nicht alle aus zwei oder drei Staaten dieser Welt kommen. 

Montag, 27. Mai 2013

StatCounter vs. NetMarketShare: Die Frage ist nun entschieden

Wenn man sich für die Entwicklung der Marktanteile der verschiedenen Webbrowser interessiert, stand man seit Anfang 2012 vor einem Problem: Die beiden wichtigsten Anbieter solcher Statistiken - StatCounter und NetMarketShare - begannen ungefähr zu dieser Zeit deutlich unterschiedliche - in einigen zentralen Aspekten sogar komplett gegensätzliche - Tendenzen auszuweisen. Bei meinen früheren Betrachtungen der Browsermarktanteile war daher immer die Frage zu klären auf welche 'Seite' man sich schlägt.

Ich habe mich damals für StatCounter entschieden und dies auch begründet. Die dort genannten Argumente finde ich weiterhin überzeugend, trotzdem handelte es sich letztlich um Mutmaßungen. Aber nun gibt es ein hartes Faktum, welches endlich eine Frage klärt, welcher Statistiker die besseren Daten liefert:

Google I/O: Chrome hat nun 750 Millionen Benutzer

Ein ganz wesentlicher Gegensatz zwischen StatCounter und NetMarketShare besteht in der Entwicklung der Marktanteile von Googles Chrome Browser. Während der Anteil bei StatCounter seit Jahren kontinuierlich ansteigt und nun bei ca. 40% liegt weist NetMarketShare Chrome seit langer Zeit eine sinkende Tendenz zu. Da von der Frage welchen Marktanteil Chrome hat letztlich auch der Anteil der anderen Browser abhängt - insbesondere der des Internet Explorers -  reicht es eine belastbare Zahl für Chrome zu bekommen. Und diese Zahl wurde auf der gerade beendeten Google I/O Entwicklerkonferenz genannt:

Chrome Wachstum, aus der Keynote der Google I/O 2013
In der Keynote wurde 750 Millionen als die Anzahl der Chrome Nutzer im letzten Monat genannt (siehe die Keynote ab 52:00). Innerhalb eines Jahres ist demnach die Nutzerzahl von 450 Millionen auf diesen neuen Wert gestiegen. Ein ungeheures Wachstum also. Der vortragende Sundar Pichai nennt Google in einem Nebensatz am Anfang der Keynote denn auch den weltweit meistgenutzten Browser.

Es ist mir dabei nicht völlig klar wie Google die Nutzer zählt: Werde ich zum Beispiel 8-fach gezählt, da ich Chrome auf so vielen Geräten verwende und auf den Android Geräten teilweise noch die stabile und die Beta Version parallel? Oder nur einmal, da ich mich in den Browserinstanzen jeweils mit meinem Google Account eingeloggt habe? In jedem Fall gehen in die Google Zahlen auch die mobilen Nutzungen ein und gerade hier hat es in den letzten 12 Monaten ein starkes Wachstum gegeben.

Chrome Browser Desktop Anteil der letzten 12 Monate  bei StatCounter

Chrome Browser Mobil Anteil der letzten 12 Monate bei StatCounter
Wenn man Google nicht zutraut die Welt schlicht zu belügen spricht das Wachstum der Nutzerzahlen bereits ein klares Urteil: StatCounter zeigt grundsätzlich die richtige Tendenz für die Entwicklung von Chrome. NetMarketShare würde nur dann richtig liegen, wenn die Zahl der Internetnutzer in den letzten 12 Monaten noch viel stärker gewachsen sei. Daher bleibt die Frage: Wie viele NutzerInnen hat eigentlich das Internet?

Wie groß ist das Internet

Niemand weiß wirklich, wie viele Menschen heute bereits Zugang zum Internet haben. Und selbst wenn man dies wüsste würde man vermutlich gleich in die Diskussion einsteigen, in wie weit ein Mensch in einem Entwicklungsland, der einmal im Monat in die nächste Stadt geht um ein Internetcafe zu besuchen, mit einem Menschen in den industrialisierten Teilen der Welt vergleichbar ist, der mit einem Highend Smartphone über ein LTE Netz quasi keine Offline Phasen mehr kennt. Es kann sich hier also nur um grobe Schätzungen handeln. Es gibt verschiedene Zahlen:
  • Internet World Stats: Nennt 2,4 Milliarden mit Stand von Juni 2012
  • WDR Bericht über YouTube: In diesem Bericht von Anfang Mai wird YouTubes Nutzerzahl von einer Milliarde als knapp die Hälfte aller Internetbenutzer bezeichnet.
Man kann noch weitere Zahlen ergoogeln, aber wenn man von einem Wert um ca. 2,5 Milliarden ausgeht liegt man heute vermutlich nicht falsch. 

Damit würde der Anteil der Chromenutzer bei ca. 30% aller Internetnutzer liegen. Deutlich mehr als die knapp über 16%, die NetMarketShare ausweist, selbst wenn man den mobilen Anteil noch hinzu nimmt.
Zu StatCounter passt die Zahl hingegen gut: Da dort nicht versucht wird einzelne Benutzer zu identifizieren, sondern rein die Zahl der registrierten Webzugriffe gezählt werden. kann man sich vorstellen das der heute gezeigte Wert von 40% realistisch ist: Für Chrome entscheiden sich die meisten Benutzer bewusst, da dieser Browser außer auf Android Nexus und ChromeOS Geräten nicht vorinstalliert ist. Solche Benutzer sind vermutlich auch im Durchschnitt intensivere Webbenutzer als andere.

And the winner is: StatCounter

Für mich ist damit klar, dass die frühere Einschätzung zu StatCounter stimmt und dieser Anbieter wirklich die besseren Zahlen liefert. NetMarketShare muss hingegen entweder ein besonders unrepräsentatives Segment der Internetnutzerschaft betrachten, oder verdirbt seine Zahlen durch die 'Normalisierungen' und Extrapolationen. Leider geben viele Blogs NetMarketShare den Vorzug, weil es sich scheinbar naheliegend anhört, dass dieser Anbieter verspricht Zahlen über einzelne Nutzer - und nicht über Nutzungen - zu liefern. Die Probleme in der Methodik erkennen viele Blogger erst garnicht.

Ist Chrome heute das größere Ökosystem von Google?

Auf der Google I/O wurde noch eine andere Zahl genannt und zwar die der bisher von Google gezählten Aktivierungen von Android Geräten:

Android Aktivierungen, aus der Keynote der Google I/O 2013
Diese gigantische Zahl von nun 900 Millionen wird ab 7:30 genannt und stellt ebenfalls ein astronomisches Wachstum dar. Da allerdings nicht mehr alle dieser Geräte aktiv sein werden kann man vermuten, dass Chrome und das darin steckende Ökosystem heute vermutlich genauso groß ist wie das Android Ökosystem. Es wird spannend sein zu sehen wie sich die Zahlen in einem Jahr entwickelt haben werden. Chrome kann dabei potentiell weiterhin 'größer' sein, da es sich nicht nur auf Android Geräten, sondern auch auf der iOS Plattform ausbreiten kann (dort allerdings mit funktionalen Einschränkungen).

Wer will kann sich die Keynote auch direkt ansehen: Ich bin eigentlich kein Fan von solchen in die Länge gezogenen Produktvorstellungen, aber bei Google ist das Innovationstempo gerade so hoch, dass man nicht viel Zeit mit Selbstbeweihräucherung verschwendet:

Sonntag, 12. Mai 2013

Umstieg auf Googles 2-Faktor-Authentifizierung

Gestern habe ich mich endlich aufgerafft und in meinem Google Konto die ‘Bestätigung in zwei Schritten’ aktiviert. Das ist der Name, den Google für eine 2-Faktor-Authentifizierung verwendet: Sobald man diese zusätzliche Sicherheitsfunktion aktiviert hat, muss man sich an den Google Diensten nicht nur mit seinem Passwort anmelden, sondern braucht einen zweiten Faktor. Dieser zweite Faktor ist das eigene Telefon, auf welches ein Code per SMS oder auf anderen Wegen gebracht wird. Der Vorteil: Selbst wenn ein Angreifer das eigene Passwort bekommen hat, kann er sich damit nicht allein Zugang zum Google Konto verschaffen. Gerade wenn man voll auf die Google Cloud setzt sollte man auf diesen Sicherheitsgewinn nicht verzichten. Hier das kurze Protokoll meiner persönlichen Umstellung:


Der Start

Um die 2-Faktor-Authentifizierung (engl.: 2-step verification) zu aktivieren muss man in die Einstellungen seines Google Accounts:

https://accounts.google.com/security

Bevor man loslegt sollte man noch einmal überprüfen, ob man schon ein Handy und eine eMailadresse für die Zugangswiederherstellung hinterlegt hat. Das ist sowieso sinnvoll.

Danach geht man in die Einstellungsseite der 2-Faktor-Authentifizierung und aktiviert sie. Man bekommt auf das freigeschaltete Handy eine SMS mit einem Verifizierungscode und dann ist die Umstellung auch schon geschehen. Nun muss man noch ‘aufräumen’ und alle Geräte und Softwareprodukte, die das Google Konto brauchen, umstellen:

Das ChromeBook

Ich habe die Umstellung auf meinem ChromeBook vorgenommen. Das war insofern spannend, als das Login in das ChromeBook ebenfalls über das Google Konto erfolgt. Unmittelbar nach der Umstellung zeigt der Chrome Browser an, dass die Synchronisation nicht mehr funktioniert. Und in der Files App kann man das Google Drive noch sehen, aber keine Dateien mehr öffnen oder hineinschreiben.

Eine Abmeldung und erneute Anmeldung am ChromeBook soll hier helfen. Bei mir waren allerdings zwei Versuche notwendig, erst dann wurde ich nach dem zweiten Faktor gefragt und danach funktioniert das ChromeBook wieder wie gewohnt.

Die Android Geräte

In den beiden Nexus Geräten (Smartphone und Tablet) wird ebenfalls direkt nach der Accountumstellung ein Fehler in den Kontoeinstellungen in der Benachrichtigungsleiste gezeigt. Hier muss man sich ebenfalls neu anmelden. Auf dem Smartphone kommt dabei auch direkt die Verifikations SMS an. Das ist in gewissen Hinsicht eine reduzierte Sicherheit, da hier auf dem gleichen Geräte sowohl das Passwort wie auch die SMS vorhanden sind, aber alle anderen Lösungen wären vermutlich extrem umständlich.

Weitere Änderungen sind nach meinen Beobachtungen nicht notwendig. Der Chrome Browser bietet einem weiterhin eine Anmeldung an Google Diensten wie GMail an, ohne das man erneut ein Passwort oder gar einen Code eingeben muss.

Inbetriebnahme der App

Danach habe ich auf dem Nexus 4 erst einmal die Google Authenticator App in Betrieb genommen. Damit erspart man sich die eintrudelnden SMS und kann sich auch in solchen Fällen anmelden, in denen man keinen Netzempfang für das Telefon hat. Die App beschreibt selbst, wie man sie mit dem Konto koppelt. Sobald das geschehen ist kommen keine SMS mehr und man nutzt ab sofort die App um Verifikationscodes zu erhalten.

Die Windows PCs

Als nächstes standen zwei Windows PCs auf der Liste. Beim Login im Chrome Browser wird man nun zusätzlich zum Passwort nach dem Code gefragt. Dabei hat man die Option den aktuellen Rechner als vertrauenswürdig zu kennzeichnen, so dass die Google Dienste nicht mehr bei jedem Login nach einem Code fragen. Hier hat man die Wahl zwischen Bequemlichkeit, die für eigene Rechner angemessen sein kann, und Sicherheit, die für fremde Rechner passender ist.


Auf einem der PCs ist der Google Drive Client installiert. Hier fand ich es überraschend, dass dieser keine Änderung erforderte, sondern klaglos weiter seinen Dienst versah. Ob das anders ist, wenn man den Client neu einrichtet?

Generierung von Einmalcodes

Als letzter Schritt steht dann noch die Generierung von sogn. Backupcodes an. Das sind Einmalcodes, die man an Stelle der von der App generierten Codes verwenden kann. Z. B. wenn man das Telefon einmal nicht zur Hand hat. Man sollte sich die ersten zehn Codes ausdrucken und ggf. mit sich führen. Ein Angreifer kann mit den Codes allein nichts anfangen, daher sind sie nicht so sicherheitskritisch.

Was noch fehlt

Ein wichtiger Punkt für die Zukunft ist die Frage, wie man bei eventuell vergessenen Passworten vorgeht. Im entsprechenden Dialog der Google Seiten wird man gleich zu Anfang darauf hingewiesen, dass man sein Telefon bzw. die Einmalcodes braucht für eine direkte Wiederherstellung des Zugangs. Es könnte daher eine gute Idee sein diese Codes an einer sicheren Stelle aufzubewahren, damit man selbst einem Verlust des Telefons in der Lage ist zu handeln.

Fazit

Mein Fazit: Der Umstieg war deutlich einfacher, als ich mir das vorgestellt hatte. Aus meiner Sicht kann man jedem Nutzer von Google Diensten nur empfehlen diese Umstellung vorzunehmen. Selbst wenn man vorhat sein Google Konto nur von einem einzigen PC aus zu nutzen sollte man den Schritt machen, er ist dann auch besonders einfach und erfordert über die erste Einrichtung hinaus fast keine Arbeit mehr.

Wenn man hingegen die Google Cloud intensiv nutzt - wie ich - sollte man den Schritt besser früher als später machen, da man so mit geringem Aufwand eine ganze Reihe von Angriffsszenarien auf das eigene Konto unmittelbar abstellen kann. Die eigenen Daten sind so deutlich besser geschützt vor fremden Zugriffen und man kann auch mal an einem Rechner mit nicht völlig klarem Sicherheitsstatus ohne große Furcht in sein Google Konto gehen.

Das Risiko des Verlusts der Zugriffsmöglichkeit auf das eigene Konto - und damit des Verlusts aller dort gespeicherten Daten - ist durch die 2-Faktor-Authentifizierung ebenfalls reduziert, da selbst jemand, der das eigene Passwort kennt, es nicht ändern kann, da er gar nicht das Konto hinein kommt.


Also dann los: http://www.google.com/landing/2step/

Fazit nach einer Woche

Nach einer Woche der Nutzung hat sich das Fazit nur verstärkt, dass die 2-Faktor-Authentifizierung in der Art wie sie Google implementiert bei der normalen Nutzung der Google Dienste keine Probleme verursacht, nicht einmal Mehraufwand. Nach dem ersten Login und der Kennzeichnung der entsprechenden Rechner als vertrauenswürdig wurde ich bisher nicht wieder nach einem Code gefragt.

Sonntag, 28. April 2013

Google Drive für simple Webhostingzwecke nutzen

Seit einiger Zeit ist bekannt, dass man das Google Drive auch für das Hosting von Webinhalten verwenden kann. Warum sollte man das tun? Weil man so eine einfach zu nutzende, gut integrierte Plattform bekommt, die mit einigen einzigartigen Möglichkeiten wie der Echtzeitkollaboration aufwarten kann. Ich denke dabei nicht, dass man seine produktiven Webserver oder Content Management Systeme durch das Google Drive ersetzen kann (oder sollte), aber für Prototyping und das schnelle Onlinestellen von Inhalten, über die man mit anderen noch diskutieren will, ist das eine interessante Alternative.  

Wie es genau funktioniert 

Die Beschreibung von Google dazu ist recht spartanisch und richtet sich eher an Entwickler, die über auf das Drive zugreifende Anwendungen automatisch ganze Webauftritte publizieren wollen. Auf der Lifehacker Webseite gibt es aber eine bessere Beschreibung. Diese kann man so übersetzen:
  1. Man gründet einen eigenen Ordner im Drive und gibt diesen öffentlich frei (die öffentliche Freigabe ist heute offenbar eine notwendige Voraussetzung. Für streng geheime Inhalte ist das Drive Hosting damit nicht geeignet).
  2. Aus dem Freigabedialog kopiert man sich die URL. Hier ein Beispiel:

    https://drive.google.com/folderview?id=0B0ttwGA5GF3USzQtMHRKZ1dRSzg&usp=sharing
  3. Von diesem Link interessiert nur die ID, hier 0B0ttwGA5GF3USzQtMHRKZ1dRSzg. Damit baut man sich dann die Hosting Adresse:

    https://googledrive.com/host/0B0ttwGA5GF3USzQtMHRKZ1dRSzg/
Freigabeeinstellungen und Link
Voila, das Google Drive Hosting ist fertig. Wenn man eine index.html Datei in das Verzeichnis legt wird diese direkt angezeigt, ganz wie man es gewohnt ist. Aus den im Verzeichnis abgelegten HTML Dateien heraus kann man andere Dateien mit CSS- und JS-Code aufrufen, natürlich auch Bilder. Unterverzeichnisse funktionieren ebenfalls.

Anwendungsfall Prototyping

Meine erste produktive Nutzung des Drive Hostings bestand in einem Prototyping: Es ging darum von bestimmten Seiten einer unserer J2EE Anwendungen mehrere alternative Überarbeitungen zum Vergleich vorzustellen. Da die dynamischen Serverkomponenten nicht gebraucht wurden reichte es statische Abzüge zu bearbeiten und die Links dazu dann per eMail für die weitere Diskussion verschicken zu können. Mit dem Google Drive Hosting lies sich das dann so lösen:
  • Anlegen eines neuen Verzeichnisse auf einem Windows PC. Das Verzeichnis befindet sich in einem Bereich, der vom Google Drive Client synchronisert wird und wandert so automatisch in die Cloud. 
  • In das Verzeichnis wird eine statische Kopie der zu bearbeitenden Webseite gelegt. Nach meiner Erfahrung ist hier Opera am besten geeignet: Nur Opera speichert auch in CSS Dateien referenzierte Bilder mit ab.
  • Nun kann man schon mit Windows Werkzeugen (in meinem Fall Eclipse) anfangen die statische Kopie zu bearbeiten. Die Änderungen gehen gleich in die Cloud. Wenn man die Inhalte direkt im Drive bearbeiten will bieten sich Tools wie das Neutron Drive an. Wenn man allerdings viel STRG-R Entwicklung macht ist es schneller lokal zu arbeiten.
  • Am Ende (oder auch am Anfang) veröffentlicht man dann das neue Verzeichnis wie oben beschrieben und kann den Link an die Personen verschicken, die das fertige Werk begutachten sollen.
Ich denke bei mir wird das Drive Hosting einen festen Platz in der Arbeitsroutine bekommen.

Sonntag, 21. April 2013

Zum Stand der Browser Kriege || Wühlen in Statistiken 03/2013

Ein Jahr ist schon wieder vergangen seit dem letzten Blogpost zum Stand der Browserkriege. In dieser Zeit hat sich die grundlegende Veränderung der Marktanteile der Webbrowser weiter fortgesetzt und gleichzeitig sind neue Trends auszumachen wie die Auswirkungen der sogn. Post-PC-Ära und der Aufstieg der Webkit Browser.

Kurzkritik an NetMarketShare

Bevor es in die Zahlen geht ist wieder - noch stärker als vor einem Jahr - die Frage zu stellen auf welchen der beiden großen Webstatistiker man sich verlässt. Die Zahlen von NetMarketShare und StatCounter haben sind in den letzten 12 Monaten noch weiter auseinander entwickelt und zeigen nun sogar gegenläufige Trends auf. Ich verlasse mich weiterhin auf StatCounter. Gegen NetMarketShare sprechen aus meiner Sicht weiterhin diese Gründe:
  1. Die statistische Basis ist offenbar deutlich kleiner.
  2. Die Transparenz der Zahlen ist sehr gering da nicht klar ist wie sich die Browseranteile auf die unterschiedlichen Länder verteilen.
  3. Der Versuch NetMarketShares einzelne Benutzer zu identifizieren macht das Verfahren noch intransparenter.
  4. Die so aufbereiteten Benutzerzahlen werden auf Basis von inkonsistenten Bevölkerungstabellen gewichtet, wodurch z. B. China ein sehr starkes Gewicht bekommt.
  5. Den Ausschluss von Zugriffen aus Chromes Prerendering Funktion halte ich bei NetMarketShare (nicht bei StatCounter) weiterhin für einen konzeptionellen Fehler.
  6. Tablets werden nicht zu den Desktoprechnern gezählt.
Also weiter mit StatCounter. Wichtig ist es sich daran zu erinnern, dass StatCounter die Anzahl der gezählten Webseitenabrufe auswertet und nicht versucht irgendwelche Aggregationen der Daten zu machen.

Die weltweiten Marktanteile 

Die weltweiten Marktanteile der Desktop Browser sehen bei den beiden Statistikern nun so aus (die Zahlen sind etwas gerundet):

März 2013
StatCounter
NetMarketShare
Chrome
38%
16,5%
Internet Explorer
29,3%
55,8%
Firefox
20,9%
20,2%
Safari
8,5%
5,3%
Opera
1,2%
1,7%

Chrome hat also bei StatCounter heute mit deutlichem Abstand die Führung übernommen. Die Entwicklung der letzten 12 Monate sieht dort so aus:


Source: StatCounter Global Stats - Browser Market Share


Auf Sitepoint hat man sich die Mühe gemacht die relativen Änderungen in den letzten 12 Monaten auszurechnen.

Die Verteilung in den 20 Ländern mit den meisten Internetnutzern

In den Ländern mit den vermutlich meisten Internetnutzern (Quelle) sieht es bei den Desktopbrowsern so aus:

März 2013ChromeInternet ExplorerFirefox
China24,7% (+)55,6% (-)3,3%
USA26%40,3% 16,3%
Indien48,8% (+)15,7% (-)30,4% (-)
Japan22,3% (+)52,4%14,3%
Brasilien60,7% (+)18,9% (-)17,1%
Russland39% (+)16,1% (-)22,6%
Deutschland21% (+)22,8% (+)45,2% (-)
Indonesien29,7% (+)2,5%60% (-)
England33,6%32%16% (-)
Frankreich34,3% (+)25,5% (-)28,1% (-)
Nigeria22,1%18,8%43,5%
Mexiko48,8% (+)30,6% (-)13% (-)
Iran18,3% (+)33,6% (-)42,5% (+)
(Süd-)Korea20,4%71,5%2,9% (+)
Türkei54,9% (+)33,4% (-)9,8%
Italien38,9%31%19,6% (-)
Philippinen63,8% (+)6%23,4% (-)
Spanien42,7% (+)25,6% (-)22% (-)
Vietnam52,3% (+)11,1% (-)29,4% (-)
Ägypten40,3% (+)14,5% (-)40,6% (+)
#
11 (+)4 (-)5
Quelle: StatCounter

Im Vergleich zum letzten Jahr hat sich die Liste verändert, sowohl in der Reihenfolge wie auch in den enthaltenen Ländern. Wichtig ist dabei zu bedenken, dass gerade in sehr stark gestiegenen Ländern wie Indien oder Indonesien der Anteil der Internetnutzung über mobile Geräte viel schneller zu wachsen scheint als es in den 'alten' Internetländern der Fall ist.

Die inzwischen verfügbaren Weltkarten bei StatCounter geben die Änderungen schön auf einen Blick wieder:
März 2012
März 2013
 Das 'Grün' von Chrome hat sich deutlich ausgebreitet, das 'Braun' von Firefox ist heute mehrheitlich in Afrika zu finden. Das 'Blau' des Internet Explorers ist geringer geworden und die roten Flecken von Opera sind verschwunden. Aber nun zu den einzelnen Browsern:

Chrome

Der Google Browser konnte seinen unglaublichen Aufsteig weiter fortsetzen und hat nun einen komfortablen Vorsprung vor dem Internet Explorer. Dies gilt um so mehr, wenn man noch die einzelnen Browserversionen unterscheidet:


Wenn man nach Kontinenten geht, so ist Chrome nun in Europa, Afrika und Asien führend, in Südamerika ist die Dominanz bereits so groß geworden, dass sie an den IE erinnert:



Nur in Nordamerika stagniert der Browser mehr oder weniger. Dafür ist sein Wachstum in den Ländern mit der am schnellsten wachsenden Internetnutzerschaft ungebremst, hier z. B. Indien:


Dies und die Tatsache, dass Chrome auch bisher schon Generationswechsel bei den PC Betriebssystemen offenbar ohne große Nutzerverluste überstanden hat lassen die Vermutung zu, dass der Google Browser noch nicht am Ende seines Aufstiegs angekommen ist. Im Gegensatz zum Internet Explorer und Firefox gibt es in den 20 Ländern mit den meisten Internetbenutzern auch kein einziges, in dem Chrome nicht bereits eine wesentliche Nutzerbasis errungen hat. 

Auch in technischer Hinsicht und beim Marketing lässt Google keine 'Ermüdungserscheinungen' erkennen und hat offenbar weiterhin Großes vor. Einige Stichpunkte dazu:
  • Google entwickelt mit RoboHornet und Octane weitere moderne Benchmarks, die die Browserentwicklung voran treiben sollen. 
  • Das Commitment zur Betriebssystemvariante ChromeOS wird in dem superteuren Chromebook Pixel sichtbar. 
  • Neben SPDY als HTTP Nachfolgeprotokoll hat Google mit Arbeiten an dem UDP Nachfolger QUIC begonnen. 
  • Bis vor kurzem setzte Chrome auf Webkit, nun hat Google aber angekündigt einen eigenen Fork mit Namen Blink zu gründen. Dazu unten mehr. 
  • Die Arbeiten an der Javascript Nachfolgesprache Dart gehen immer weiter. 
  • Google veranstaltet weiterhin seine Pwnium Wettbewerbe, in denen Sicherheitsexperten aufgefordert werden gegen immer höhere Belohnungen Lücken in Chrome/ChromeOS zu finden.

Internet Explorer

Der Microsoft Browser liegt inzwischen mit seiner verbreitetsten Version 9 hinter den kombinierten Nutzungszahlen nicht nur von Chrome, sondern auch von Firefox:


Microsoft hat in den letzten Jahren zwar gezeigt, dass sie den Kampf um einen konkurrenzfähigen Browser nicht aufgegeben haben, aber bei den Marktanteilen scheint sich die nicht ausgezahlt zu haben. Ein Grund lag möglicherweise darin, dass Microsoft seine neueren Browser ab Version 9 nicht mehr für die immer noch in großer Zahl verwendeten alten Betriebssystemversionen wie XP verfügbar gemacht hat. Die modernste Version 10 wurde erst kürzlich für Windows 7 verfügbar und ist daher bisher kaum verbreitet.

Die sicherste Basis hat der IE weiterhin in den Vereinigten Staaten und asiatischen Ländern wie China, Japan und Südkorea:


Firefox

Die freie Browser setzt seinen langsamen Abstieg fort, was allerdings nicht unbedingt bedeuten muss, dass er tatsächlich von weniger Menschen verwendet wird, da sich das Netz immer noch in neue Teile der Welt ausbreitet. Mozilla hat inzwischen auf den gleichen, sehr schnellen Releasewechsel umgestellt, den Google mit Chrome vorgemacht hat, und die Stimmen, die deshalb stark gegen Firefox gesprochen haben, scheinen in den letzten Monaten verstummt zu sein. Dafür hat Mozilla gezeigt, dass sie auch schnell sein können mit Innovationen und Firefox liefert sich heute ein echtes Rennen mit Chrome. Meine pessimistische Prognose von 2011 scheint damit nicht einzutreffen. Das Vorzeigeland für Firefox ist weiterhin Deutschland:

Safari

Apples Safari Browser ist als einziger heute fest an die Geräteplattform des Herstellers gebunden, da Apple die Windows Version von Safari vor einiger Zeit eingestellt hat. In der Statistik hat dies zu keinem Einbruch geführt, wohl ein Zeichen dafür, dass Apples Entscheidung zur Einstellung auf die Erfolglosigkeit des Browsers außerhalb der eigenen Betriebssysteme zurückzuführen ist. 

Der kontinuierliche Aufstieg von Safari ist damit ein direktes Zeichen des Erfolgs von Apple Geräten. In der StatCounter Statistik werden dabei iPads richtigerweise ebenfalls als Desktoprechner gewertet. Dieser Erfolg ist mehr oder weniger auf die reichen westlichen und asiatischen Länder beschränkt, ist dort aber teilweise enorm:

Neue Gruppen

Ergänzend zu den gewohnten Betrachtungen der wichtigsten Browser möchte ich dieses Mal noch Gruppen betrachten, die sich auch meiner Sicht als besonders relevant erwiesen haben. 

Neue Gruppen I: Die Schnellupdater

Als erste Gruppe möchte ich die Schnellupdater definieren. Das sind die Browser, die vom früher normalen jährlichen Releasezyklen abgerückt sind und nun alle paar Wochen neue Hauptversionen auf die Benutzer loslassen. Diese Gruppe wurde ursprünglich von Google gegründet, inzwischen gehört aber auch Mozilla mit Firefox dazu.

Diese Gruppe hat nun einen Marktanteil von 38%+20% = 58%. In diese Berechnung gehen alle Chrome Versionen und alle Firefox Versionen ab 5 ein.

Man muss sich einmal verdeutlichen, was dies bedeutet: Mehr als die Hälfte der Internetnutzung erfolgt heute über zwei Browser, die sehr schnell weiterentwickelt werden und die in der Lage sind ihre Nutzerschaft über stille Updates in kürzester Zeit mit neuesten Versionen zu versorgen. Es gab wohl noch nie eine bessere Grundlage für eine rapide Weiterentwicklung des Netzs und seiner Basistechnologien.

Die Chancen stehen gut, dass der Anteil noch weiter steigt, da sich Firefox wie beschrieben stabilisiert zu haben scheint und Chrome weiter auf Wachstumskurs ist. Man kann auch noch kleinere Browser wie Opera und Yandex zu dieser Gruppe zählen, die heute auf dem Chromium Projekt beruhen.

Neue Gruppen II: Die Vertreter der Post-PC-Ära

Eine andere wichtige Gruppe sind die Browser, die nicht mehr auf der Windows Plattform ausgeführt werden. Schaut man in die Betriebssystemstatistik der Desktopbrowser, so ist Windows  dort immer noch extrem dominant, aber iOS und Android (auf Tablets) kommen inzwischen schon auf mehr als 5%:


Zwar verschiebt sich das Verhältnis von mobiler und Desktopnutzung nur langsam, aber es verschiebt sich:

Und in einigen Ländern hat sich der Anteil bereits umgekehrt:

Source: StatCounter Global Stats - Mobile vs. Desktop Market Share
Gerade die Tablets und die im Android Bereich in immer größerer Zahl angebotenen Übergangsformen zwischen Telefon und Tablet ('Phablets') werden sicher für viele Menschen ein nahezu vollwertiger PC Ersatz sein und den klassischen Desktop PC immer stärker in den Bereich der Arbeit bzw. professionellen Anwendung drängen.

Bei den Mobilbrowsern an sich ist die Landschaft deutlich unübersichtlicher als bei den Desktopbrowser, da sich hier auf Grund der Vielfalt der Geräte und der Betriebssysteme noch ganz andere Anbieter behaupten können:
Android dominiert hier, wobei Chrome (sowohl unter Android wie auch iOS) bisher nur eine Nische ausfüllt. 

Neue Gruppen III: Der Aufstieg (und plötzliche Fall) der Webkit Browser

Schließlich gibt (oder gab) es noch eine dritte interessante Gruppe und das sind die auf Apples Webkit Framework beruhenden Browser. Dies sind heute
  • Safari 
  • Chrome 
  • Android Browser 
  • Opera 
  • Yandex 
und noch einige andere. Diese Browser haben im Desktopbereich bereits einen Anteil von knapp unter 50%, im Mobilbereich sind sie erdrückend. So erdrückend, dass Microsoft sich hier in die ungewöhnte Rolle gedrängt sieht die Webentwickler zu Standardkonformität anhalten zu müssen, damit ihre Window Phones und Windows RT Geräte mit den für mobile Zugriffe optimierten Seiten zurecht kommen können.

Allerdings hat sich - wie oben erwähnt - Google vor kurzem entschlossen Webkit den Rücken zuzukehren und mit Blink eine abgeleitete, eigene Version weiter zu entwickeln. Damit fällt Chrome aus der Webkit Zählung raus, aber auch Opera, Yandex und noch weitere kleine Vertreter.

Es kann daher sein, dass in einer zukünftigen Version vom Aufstieg der Blink Browser die Rede ist und für Webkit dann das gleiche gilt, dass oben zu Safari gesagt wurde, nämlich dass es auf Apples Hardware beschränkt ist. Da Google ein viel klarer definiertes Ziel in der Weiterentwicklung des Webs hat als Apple kann man davon ausgehen, dass Blink schon bald Webkit überflügeln wird.

Samstag, 6. April 2013

Ein Abstieg in die Windows Crapware Hölle (Plädoyer für das ChromeBook)

Eigentlich dränge ich mich schon lange nicht mehr bei Bekannten und Verwandten für die Lösung von Problemen auf, die ’irgendwas mit Computern’ zu tun haben. Vor ein paar Tagen war es dann doch mal wieder so weit. Da ich selbst schon lange keinen Windows PC mehr erworben habe fand ich die dabei gewonnenen Eindrücke so interessant, dass ich sie einmal aufschreiben will.

Teil 1: Die verfluchte ASK Toolbar

Der erste Teil war leicht und der Grund warum ich mich überhaupt auf die Sache eingelassen habe. Es begann mit dem Satz der Bekannten ’Also seit gestern bin ich mit Google fertig!’. Das konnte ich natürlich nicht ignorieren und auf die Frage was dahinter steckt stellte sich heraus, dass der von mir empfohlene Chrome Browser seit einiger Zeit eine nervige Toolbar zeigte und auch die Suchmaschine verstellt sei.

Ich denke jeder, der sich um Windows Rechner zu kümmern hat, weis welche Toolbar hier gemeint ist: Natürlich die supernervige ASK Toolbar, die Oracle einem nun bei den viel zu häufig notwendigen Java Updates unterschiebt. Wer will kann sich an dieser Petition beteiligten, die sich gegen dieses Vorgehen richtet.

Für mich war das der Grund nicht nur Ask zu deinstallieren, sondern auch Java komplett von diesem Rechner zu entfernen. Kein leichter Schritt für mich als Java Entwickler, aber Oracle treibt es hier gerade eindeutig zu weit und angesichts der jede Woche neu auftauchenden Sicherheitsprobleme kann man eigentlich niemandem mehr zumuten Java ohne Not auf seinem Rechner zu behalten.

Teil 2: Der nagelneue, aber unbrauchbare Windows 8 Laptop

Da ich nun schon mal dabei war ging es danach an den kostengünstigen, frisch beim Media Markt erworbenen Toshiba Laptop mit Windows 8. Hier war eigentlich nur die Frage zu klären was bestimmte, immer wieder auftauchende Warnungen zu bedeuten haben. Aber nun begann der Teil, der mehr als zwei Stunden dauern und einiges an Nerven kosten sollte.

Wie man es gewohnt ist habe ich erst einmal Windows die aufgelaufenen Updates installieren lassen. Das geht ja normalerweise recht schnell. Hier dauerte dieser automatische Vorgang mehr als eine Stunde. Und wenn ich mehr als eine Stunde sage meine ich das wortwörtlich.

Auch der erste Start nach dem Update dauerte enorm lange. Der fünf Jahre alte Laptop, den ich am vergangenen Wochenende auf Windows 8 aktualisiert hatte, ist dazu im Vergleich rasend schnell.

Endlich auf der Wir-dürfen-sie-nicht-mehr-Metro-nennen Oberfläche angekommen wurde dann auch klar warum das nagelneue Gerät so unglaublich langsam war: Tonnen von Crapware, die den Laptop schon out of the box zu einer verkrüppelten Schnecke machten. Die folgende Software habe ich dann - mit vielen Reboots - deinstalliert. Die Reihenfolge geht grob von ‘harmlos, aber unnötig’ hin zu einer Sache, die ich für einen echten Täuschungsversuch halte:
  • Ein Programm, welches einen Amazon Link auf den Desktop legt.
  • Nero: Das hatte ich in Erinnerung als Programm zum CD und DVD Brennen. Aber in diesem 800MB großen Monster muss sich heute alles mögliche verbergen. Gelöscht, da Windows 8 für Datensicherungen etc. völlig ausreichende Möglichkeiten schon mitbringt.
  • McAfee: Ein Virenscanner ist unter Windows notwendig, aber Microsoft hat mit dem Defender inzwischen selbst ein entsprechendes Produkt in Windows 8 integriert. Also runter damit.
  • Irgendein Downloadhelfer, der sich in allen Browsern eingeklinkt hatte und dessen Icon selbst nach der Deinstallation nicht verschwinden wollte. Unnötig.
  • Ein Program für ‘Internet Anonymität’. Ich habe es mir nicht genauer angesehen, aber Browser wie Chrome haben mit dem Inkognito Modus selbst bessere Mittel schon integriert. Weg damit, im Zweifelsfall ist damit auch eine potentielle Spionagesoftware entfernt.
  • Ein ‘PC Beschleuniger’. Nach dessen Deinstallation verschwanden die meisten der irritierenden Meldungen und der Laptop wurde spürbar schneller!
  • Ein ‘App Store’ von Intel. Auf einem Rechner mit AMD Prozessor. Runter damit.
  • Eine Spieleplattform. Sie zeichnete sich dadurch aus, dass man bei der Deinstallation jedes der ca. 20 angebotenen Spiele separat für die Deinstallation auswählen muss. Geht es noch stumpfer? Ja:
  • Noch ein paar Programme, die sich tief in den Browsern eingenistet hatten. Das scheint ein Trend zu sein um die Benutzer in der heute wichtigsten Anwendung auf dem PC beeinflussen und vielleicht auch beobachten zu können. Eines dieser Programme hatte einen Deinstaller, der die vorausgewählte Option hatte mit der Deinstallation gleich eine andere Müllsoftware zu installieren.
  • Eines dieser Programme war vermutlich für die Änderung der Suchmaschine und der Startseite im frisch installierten Chrome Browser verantwortlich. Das ist der Teil, den ich für hart an der Grenze zu einer böswilligen Täuschung halte: Hier wurde ohne den Benutzer zu fragen die mir bis dato unbekannte Delta Search eingestellt. Der folgende Screenshot zeigt sie:


Selbst ich habe einen Moment gebraucht um zu bemerken, dass ich hier nicht in der Google Suche gelandet war, denn die fetten Werbeanzeigen erst kommen sobald man mit der Seite interagiert. Wenn man sich die Links oben anschaut, so führen diese teilweise sogar zu Google Diensten. Wirklich frech und offensichtlich so gestaltet, dass sie bei den Nutzern den Eindruck der gewohnten Google Suche erwecken sollen. Ob Google diese Seite kennt?

Nach diesen Schritten war der Rechner dann schon besser nutzbar. Übrig blieben nur ca. 10 Anwendungen von Toshiba. Da nicht unmittelbar klar war welche sie Funktion haben - vielleicht wichtig - habe ich mich darauf beschränkt die Apps zu deinstallieren, die durch Meldungen nervten und alle entsprechenden Icons von der ‘Metro’ Oberfläche zu entfernen.

Eigentlich hätte der Abend dann in einem Erfolg enden können. Allerdings stellt sich dann das Problem ein, dass die Maus nach dem Benutzerlogin nicht mehr funktionierte. Erst am nächsten Tag löste sich das Problem, da plötzlich (meint: ohne Zutun von irgendjemandem) alles wieder funktionierte. Irgendwie dubios und wenig Vertrauen erweckend.

Windows 8 ist kompliziert, die ‘Verbesserungen’ machen es unbrauchbar

Ich befasse mich erst seit ein paar Tagen intensiver mit Windows 8. Grundsätzlich sieht es meiner Meinung nach an vielen Stellen schicker aus als je zuvor. Und wenn man sich ein paar Tastenkombinationen wie STRG+ESC, Windowstaste+C und Windowstaste+X merkt kommt man gut voran.

Trotzdem ist es ein tief gespaltenes System, welches die altbekannte Desktopmetapher mit der neuen ‘Metro’ Oberfläche ergänzt, dabei aber noch keine durchgehende Linie erkennen lässt. Ein produktiveres Arbeiten ist damit meiner Meinung nach nicht möglich, zu oft muss man zwischen den verschiedenen Gesichtern des Betriebssystems umdenken und wie ich jemanden ohne große Kenntnisse im Umgang mit Computern erklären sollte was man wo am besten macht hat sich mir bisher nicht erschlossen.

Wenn dann noch Massen von ‘Verbesserungssoftware’ vorinstalliert sind, die den neuen Windows Nutzer mit Warnungen und Hinweisen anspringen, wird die ohnehin schon steile Lernkurve unüberwindlich.

Microsoft müsste seine Marke besser schützen

Die Verkaufszahlen von Windows 8 sind offenbar alles andere als gut. Abgesehen von den Problemen, die Microsoft sich selbst zuzuschreiben hat, verschlimmert das offene Modell der Distribution von Windows Geräten die Situation jetzt noch weiter.

Dieses Problem ist in der Windows Welt nicht neu, aber angesichts der schon grundsätzlich bei Windows 8 vorhandenen Akzeptanzprobleme - und der wachsenden Konkurrenz durch sehr einfach zu bedienende Geräte wie Tablets - sind Kunden heute glaube ich weniger bereit so etwas als gegeben hinzunehmen und die Schuld für grauenhaft funktionierende Rechner bei sich selbst zu suchen.

Vermutlich müsste Microsoft versuchen seine Hersteller und den Vertrieb hier stärker an die Kandare zu nehmen. Oder die selbst hergestellten Surface Produkte aggressiver vertreiben und so in Konkurrenz zu den anderen Herstellern treten. Dies sind aber alles keine Lösungen, die sich schnell durchsetzen lassen. Vermutlich ist es schlicht am einfachsten Windows 8 komplett zu vermeiden.

ChromeBooks: Die problemlose Alternative

Nach diesen Erfahrungen in der Windows 8 Welt empfehle ich jedenfalls erst recht bei der Neuanschaffung eines Laptops ernsthaft über ein ChromeBook nachzudenken. Inzwischen sind diese Geräte auch in Deutschland verfügbar, Google hat dazu eine eigene Startseite aufgebaut.

Welche Argumente für ein ChromeBook sprechen hatte ich vor langer Zeit schon einmal in einem ziemlich umfangreichen Post beschrieben. In Kurzform sind es für mich weiterhin diese Punkte:
  1. ChromeBooks sind extrem simpel zu verwendende Geräte: Die erste Einrichtung geht in Minuten (es geht dabei eigentlich nur um die WLAN Konfiguration), danach muss nichts mehr gemacht werden.
  2. Die Sicherheit von ChromeOS ist die beste, die man heute als Endverbraucher von einem Betriebssystem bekommen kann. Das Konzept macht Virenscanner etc. überflüssig. Auch wer beim Onlinebanking bisher immer ein schlechtes Gefühl hatte sollte überlegen zu wechseln.
  3. Ein ChromeBook lässt sich einfach mit vielen verschiedenen Personen teilen, die einzelnen Benutzer sind dabei komplett voneinander getrennt und können sich nicht in die Daten schauen.
  4. Die Preise sind meist deutlich niedriger als bei Windows Geräten.
  5. Ein ChromeBook startet extrem schnell, aus dem Schlafmodus heraus ist es ähnlich schnell verfügbar wie ein Tablet.
  6. Die Oberfläche von ChromeOS ist Windows Benutzern vertrauter als die von Window 8.
  7. Keine nervigen Updates von allen möglichen Programmen. Das Betriebssystem aktualisiert sich still im Hintergrund und das war es auch schon.
  8. Es gibt gar keine Möglichkeit für die Geräteanbieter oder den Vertrieb irgendwelche Crapware zu installieren.
  9. Google aktualisiert ChromeOS oft und baut die Funktionen alle paar Wochen aus. 
  10. Das System verstopft nicht im Laufe der Zeit - wie von Windows gewohnt - mit Überresten von alten Programmen und wird immer langsamer. Google verspricht hingegen, dass das System mit der Zeit eher schneller wird. Nach meiner Erfahrung mit einem ChromeBook stimmt das.
Trotzdem sind ChromeBooks nicht für jeden Zweck geeignet. Wenn z. B. das Microsoft Office in vollem Umfang gebraucht wird oder irgendeine auf Java basierende Software (z. B. das ELSTER Programm und auch die Elster Online Webseite) muss über Alternativen nachgedacht werden.

Aber man sollte vor einer Neuanschaffung in jedem Fall einmal einen Blick auf die Option ChromeBook werfen

Dienstag, 22. Januar 2013

Erfahrungen mit der Google Maps Navigation

An diesem Wochenende sind wir in zwei Etappen von der Ostsee wieder ins heimische Ostwestfalen zurück gekehrt und dabei lief die ganze Zeit die Google Maps Navigation auf dem Nexus 4 Smartphone. Die Navigation nutzten wir dabei nicht primär um den Weg zu finden - der ist ja nicht so kompliziert - sondern um eventuelle Staus und Unfallstellen zu erkennen. Die dabei gemachten Erfahrungen habe ich hier aufgeschrieben.

Hintergrundinfos

Zuerst in paar Hintergrundinfos für diejenigen, die Google Maps noch nicht auf dem Smartphone als Navigationsgerät verwendet haben: Im Prinzip hat man hier die gleiche Routensuchmöglichkeit wie in der Google Maps Webseite, allerdings mit weniger Optionen (dazu unten mehr). Man kann auf dem Android Smartphone - und neuerdings auch auf dem iPhone - die Route dann in einem echten Navigationsmodus zeigen lassen, der einem dann Schritt für Schritt zum Ziel führt. Das sieht dann z. B. so aus:



Dies ist der Übersichtsmodus, der die komplette noch zu fahrende Strecke zeigt. Die Farbkodierungen zeigen dabei Verkehrsbelastung des jeweiligen Streckenteils an. Normalerweise fährt im anderen Modus, der immer das gerade vor einem liegende Straßenstück zeigt.

In beiden Modi ist aber insbesondere die Anzeige unten links zu sehen (hier die Ziffern 12:39), welche neben der geschätzten Fahrtzeit / Ankunftszeit über einen farbigen Punkt (hier in gelb) einen sofortigen Eindruck vermittelt, ob man auf der bevorstehenden Strecke mit Stauungen zu rechnen hat.

Daran, dass dieser Punkt die Farbe wechselt bzw. wenn die berechnete Zeit sich plötzlich deutlich verlängert kann man erkennen, dass eine Verkehrsbehinderung vorliegt. Das technisch interessante daran ist, dass die Informationen über die Verkehrslage nicht von den üblichen Verdächtigen, also der Polizei bzw. den Autobahnmeistereien kommen, sondern von den Autofahrern bzw. ihrem Smartphones selbst. Wie das genau funktioniert wird z. B. hier beschrieben. Die spannende Frage ist, wie gut dieses Verfahren funktioniert:

Etappe 1: Stau vor dem Maschener Kreuz nach Unfall an einem Sonntag

In diesen Stau am letzten Sonntag sind wir ohne Vorwarnung durch das laufende Google Navi gefahren (allerdings war der Bildschirm des Handys zu dem Zeitpunkt ausgeschaltet). Als wir das Stauende erreichten war der ‘grüne Punkt’ in der Fahrtzeitanzeige noch zu sehen. Allerdings war der Unfall noch sehr frisch, so trafen die Rettungsfahrzeuge erst nach uns ein.

Interessant war, dass in Google Maps der Stau schon zu sehen war als ich vom Navi Modus dahin umschaltete, sogar ziemlich genau in der richtigen Länge. Das Navi bekam diese Daten etwas später und zeigt dann auch den ‘roten Punkt’.

Erkenntnis daraus: Die Verkehrslagenanzeige in Google Maps wirkt sehr nah am tatsächlichen Geschehen, hier kann der Unfall erst wenige Minuten zuvor passiert sein und trotzdem war der entsprechende Stau zu sehen. Sie kann einen aber nicht in jedem Fall vorwarnen, wobei Verzögerungen bei der Datenübermittlung an die Navi Funktion - verursacht wohl auch durch die unzuverlässigen Netzverbindungen auf der Autobahn - vielleicht die Hauptrolle spielen.

Etappe 2: Fahrt in schwieriger Verkehrslage durch Berufsverkehr, Schneefall und Unfälle

Bei der Weiterfahrt von Bremen am gestrigen Montag herrschten schwierige Verkehrsverhältnisse durch den kontinuierlichen Schneefall, dadurch verursachte Unfälle, Geisterfahrer auf einer der Autobahnen in Bremen und den dort allgemein hohen Anteil von Schwerverkehr an einem normalen Wochentag.

Eine Sache, die zuerst auffiel, war der teilweise deutliche Unterschied zwischen der Reisezeit, die einem Google Now anzeigt - welches man an so einem Tag für die Planung des richtigen Abreisezeitpunkts gerne und oft nutzt - und der Reisezeit, die man nach dem Start der echten Navigationsfunktion erhält: In diesem Fall war die Zeit von Google Now deutlich niedriger, in Endeffekt war aber auch die Zeitschätzung der Navigationsfunktion angesichts der Schneelage noch zu knapp bemessen. Ob auch hier der Grund für die Abweichungen zwischen den Anzeigen in einer unterschiedlichen Aktualität der Daten bei den sich an diesem Tag schnell ändernden Verkehrslagen zu suchen ist?

Bei der Planung der besten Rückreiseroute angesichts zahlreicher Unfälle und Blockierungen hätte ich mir eine leistungsfähigere Routenauswahl gewünscht: So bot die GMaps Apps bei unserer Route nur die Wahl die ‘normale’ Autobahnstrecke über die A1 zu nehmen oder eine Route, die komplett über Landstraßen führte. Wollte man prüfen ob die Strecke über Walsrode vielleicht besser funktioniert hätte man sich auf dem Smartphone entsprechende Teilrouten einzeln heraussuchen und die Zeiten addieren müssen. Schön wäre es, wenn die in der GMaps Webseite verfügbare Möglichkeit Zwischenstationen bei der Routensuche zu definieren auch in der App verfügbar wäre.

Als wir dann die Rückreise schließlich antraten bewährte sich die Stauvorhersage sofort: Kurz bevor wir auf die A1 fuhren zeigte die Navigation plötzlich ‘rot’ an. Die Ursache für den entsprechenden Stau wurde auch in den Polizeiinformationen genannt, der Stau wird damit also tatsächlich existiert haben. Wir nutzen das Wissen um die Autobahn sofort wieder zu verlassen und das Stück zu umfahren. Das hat gut geklappt, ohne die Google Navigation wären wir sofort nach dem Start im ersten Stau gewesen.

Das Umfahren des Staus hat zwei Erkenntnisse gebracht: Zum einen funktioniert das Rerouting der Navigation gut, aber offenbar mussten erst die entsprechenden Straßen nachgeladen werden, sie waren anscheinend nicht im Cache. Das dauerte bei der instabilen Netzverbindung wieder etwas. Zum anderen gibt es keine direkte Möglichkeit dem Navi zu sagen es solle eine Alternativroute ermitteln, die eine bestimmte Stelle - die Staustelle - umgeht. Wenn wir gestern nicht zu zweit gewesen wären hätte das Umfahren des Staus wohl nicht geklappt. Anhalten um sich mit dem Navi zu beschäftigen ist auf der Autobahn schließlich nicht drin.

Bei der weiteren Rückfahrt hat die Anzeige der Verkehrslage zuverlässig gearbeitet. Zwar hat uns die Anzeige eines offenbar vor uns her fahrenden Staus manchmal nervös gemacht, aber grundsätzlich passten die Daten.

Interessant ist, dass die Google Navigation weiterhin einen starken Trend zu großen Straßen hat. Das ist jedenfalls ein Eindruck, den ich schon früher hatte. So sind wir angesichts des sich auf das Kreuz Lotte zu bewegenden Staus von der Autobahn abgebogen, bevor wir den Stau einholen konnten. Die Reisezeitschätzung der Navigation verkürzte sich daraufhin von einer Stunde auf 40 Minuten. Die Navigation sucht also nicht den schnellsten Weg heraus, sie weicht nach meinem Eindruck auch nie von selbst von der geplanten Route ab.

Fazit

Aus meiner Sicht hat sich die Verkehrslagenanzeige in Google Maps bewährt. Da der Durchdringungsgrad der Autofahrer mit Android Geräten in Zukunft noch weiter wachsen und damit die Zahl der ‘Messkörper’ für die Anzeige noch zunehmen wird kann das System nur besser werden.

In einer komplizierten Verkehrslage wie gestern und wenn man selbst aktiv nach Alternativrouten und Ausweichmöglichkeiten suchte würde man sich noch einige weitere Funktionen wünschen, die ein flexibles Reagieren für die Verkehrslage ermöglicht.

Und schließlich wäre es zumindest für mich interessant etwas mehr über die Präferenzen zu erfahren, mit denen die Google Navigation ihre Routen zusammenstellt. Spielt z. B. die aktuelle Staulage überhaupt eine Rolle bei der Routenführung? Wie sieht es mit dem Wetter aus? Bis zu welchem ‘Umwegsanteil’ bevorzugt die Navigation Autobahnen vor Landstraßen? Und so weiter....