Sonntag, 30. Dezember 2012

Android dominiert die Welt; Wer dominiert Android?

“The future of computing, the future of the internet, the future of music, of gaming, of television, of newsmedia, of banking and credit cards and even cash itself. The platform that will be in our cars, soon in our clothes and eventually embedded within humans - all that will be owned and controlled by Google..” - Tomi Ahonen

Schon mein letzter Blogpost bezog sich auf die Analysen von Tomi Ahonen und die Frage welche Smartphone Plattform das Rennen machen wird. Damals war die Prognose es würde Android sein. Nachdem nun die Absatzzahlen des Q3/2012 vorhanden sind hat Ahonen seine Aussage noch einmal drastischer gemacht und erklärt Android zum Sieger. Hier ein paar Zitate aus seinem Text ‘Android Won. Windows Lost. Now what? The Battle of the Century is Decided’:

  • ‘We have passed the tipping point now, the balance has tipped and can’t be flipped.’
  • ‘...at one level, the platform level definitely, the winner is Google with Android.’
  • ‘This is like Gulliver and the Lilliputs. Android is the only giant around with the tiny people.’
  • ‘When the data comes in for Q3, 2013, Android will have a larger total ecosystem of devices in use powered by that operating system, than all Windows devices globally in use.’
  • ‘The platform that will be in our cars, soon in our clothes and eventually embedded within humans – all that will be owned and controlled by Google

Ahonen stellt in seinem Text noch einige Zahlenspielereien dazu an wann Android eine Milliarde, zwei Milliarden und irgendwann sogar drei Milliarden Nutzer haben werde - als erste ‘Marke’ überhaupt, die dies jemals geschafft haben wird. Viel dreht sich auch um das Thema mobilen Bezahlens, welches Ahonen als das Zukunftsthema überhaupt ansieht. Alles sehr interessante Gedanken, aber um was es mir heute geht ist der fett markierte Teil des letzten Zitats:

...all that will be owned and controlled by Google

Ich persönliche denke wie Ahonen Android hat ‘gewonnen’ und wird für viele Jahre das weltweit dominierende System sein. Selbst wenn Apple nach einigen Zahlen im Weihnachtsgeschäft in den USA zugelegt hat wird dies Androids Aufstieg nicht wesentlich beeinflussen. Android hat möglicherweise sogar das Potential Windows in Teilen der Welt zu verdrängen, wie es der Chrome Browser mit dem Internet Explorer vermocht hat.

Aber die Frage wer dieses System mit bald Milliarden von Nutzern auf unterschiedlichsten Geräten in den kommenden Jahren beherrschen und kontrollieren wird finde ich nicht so eindeutig zu beantworten. Dabei wie selbstverständlich anzunehmen es werde Google sein bzw. bleiben ist denke ich zu einfach. Ich möchte daher ein paar denkbare Kandidaten durchdeklinieren und in ein paar Jahren werden wir sehen, ob ich damit richtig lag oder nicht.

Für mich sind neben Google auch Samsung, Amazon und China wesentliche Kandidaten für eine Machtübernahme in der Android Welt. Und das sind ihre Stärken:

Google

“Google will know soon, through Android, just about everything one could ever hope to find out, about anyone.” - Tomi Ahonen

Fangen wir mit dem naheliegenden Kandidaten an: Google hat Android nicht nur erfunden (oder gekauft, wie auch immer man will), sondern bis heute die Weiterentwicklung mehr oder weniger (siehe Amazon) fest in der Hand gehalten.

Google stellt Android zwar aller Welt frei zur Verfügung, aber die Weiterentwicklung findet hinter verschlossenen Türen statt und die Möglichkeit einzelnen Geräteherstellern früher Einblick in die kommenden Funktionen zu geben oder gar eine Version komplett unter Verschluss zu halten - wie beim unglücklichen Honeycomb geschehen - gibt Google einen durchaus wirksamen Hebel. Das ist aber nicht der einzige Hebel:

Der Play Store

Android ist offener als Apples iOS oder Microsofts Windows Phone, im Prinzip können Benutzer Apps aus beliebigen Quellen beziehen. Trotzdem ist es der von Google betrieben Play Store, der in weiten Teilen der Welt die einzig relevante Quelle für Apps ist und der mit seinem Umfang alle anderen Android App Stores weit hinter sich lässt.

Zusätzlich baut Google den Play Store nach und nach zu einem Medienangebot aus, welches in der Lage sein soll mit Angeboten von Amazon und Apple zu konkurrieren. Google ist dabei noch lange nicht am Ziel angekommen, aber trotzdem viel weiter als es jeder Android Gerätehersteller in absehbarer Zeit sein kann.

Google ist dabei in der Lage die Ergebnisse seines einzigartigen und schon seit fast 10 Jahren betriebenen Books Projektes zu nutzen, durch Kooperationen mit vielen Musik- und Filmanbietern sind nun Angebote wie Google Music und der Filmverleih möglich.

Nicht unterschätzen darf man auch die Bemühungen von Google die Zahlungsmöglichkeiten im Play Store auszuweiten, so gibt es inzwischen Vereinbarungen mit Mobilfunkanbietern um Abrechnungen über die Telefonrechnung zu ermöglichen und zumindest in den USA auch Gutscheinkarten, die Einkäufe ohne Kreditkarte erlauben.

Wenn Google einem Gerätehersteller den Zugang zum Play Store verweigert würde dies die Vermarktungsfähigkeit eines Smartphones in den meisten Fällen sehr schwierig machen.

Die Kontrolle über einige der wichtigsten Dienste der Welt

Google hat nicht nur die Suche als wesentlichen Dienst, auch GMail, YouTube und Google Maps sind Angebote, die für viele Nutzer kaum verzichtbar erscheinen. Dies hat gerade die Aufregung über das Verschwindung von Google Maps vom iPhone gezeigt.

Ein Android Gerät, welches keinen Zugang zu den Google Diensten hat, würde essentielle Funktionen verlieren. Dazu zählen auch die Spracherkennung, eingebaute Kontakt- und Kalendersynchronisation und Google Now.

Gleichzeitig ist es für Konkurrenten schwierig ähnliche leistungsfähige Dienste selbst aufzubauen, denn Google bietet seine Dienste nicht nur auf Android Smartphones an, sondern immer schon auch als webbasierte Versionen und in den letzten Monaten zusätzlich in starkem Umfang als Apps auf iOS Geräten.

Die Google Dienste verlieren damit in gewisser Weise ihre Eigenschaft als Alleinstellungsmerkmal von Android, aber Google hat so eine vielfach größere Nutzerschaft zur Verfügung, über deren Verhalten die Dienste wiederum verbessert werden können.

Eigene Hardware: Die Nexus Linie und Motorola

Google hat bereits in 2010 damit begonnen Hardware unter dem Nexus Label zu vertreiben, allerdings wurden diese Geräte in eher kleinen Stückzahlen abgesetzt und hatten den Ruf die Zielgruppe der Entwickler und Android Enthusiasten zu bedienen.

Mit dem Mitte 2012 zu einem äußerst günstigen Preis vorgestellten Nexus 7 Tablet ändert sich dies: Hier wollte Google Android den Weg in den Tablet Markt öffnen, etwas, das den Android Geräteherstellern bis dahin kaum gelungen war. Das Nexus 7 war das erste Nexus Gerät welches massenhaften Absatz fand und offenbar in Millionenstückzahlen verkauft wurde.

Beim im Herbst vorgestellten Nexus 4 Smartphone wurde der Markt von Google komplett unterschätzt und eine bis heute anhaltende Knappheit an Geräten verursacht. Auch wenn unklar ist, wie viele Geräte hier letztlich verkauft wurden, ist Google heute ein wesentlicher Geräteanbieter geworden.

Die Nexus Geräte werden dabei von anderen Herstellern wie Samsung, LG, Asus oder HTC produziert. Mit dem Kauf von Motorola hat Google allerdings nun auch eine eigene Hardwaresparte und damit eine gewisse Unabhängigkeit von den asiatischen Geräteherstellern.

Die Marke ‘Android’ und die Open Handset Alliance

Schließlich gehört Google die Marke ‘Android’ und darf von Geräteherstellern nur mit Googles Zustimmung verwendet werden. Und es gibt noch die Open Handset Alliance. Von der OHA hört man wenig und auf der Homepage sind die letzten Meldung von 2011, aber offenbar ist diese Vereinigung nicht ganz zahnlos: So gab es in 2012 Gerüchte, wonach Google über die OHA einen Gerätehersteller ‘auf Kurs’ gezwungen habe, der mit einem - aus Google Sicht - allzu dreist plagiierenden chinesischen Anbieter zusammen arbeiten wollte.

Google hat also jede Menge Trümpfe in der Android Hand. Wer könnte ihnen da in die Quere kommen?

Samsung

Samsung today has sold nearly half of all Android devices in use worldwide. The biggest thank-you from the Googleplex needs to go to Seoul to Samsung's HQ.” - Tomi Ahonen

Von vielen Kommentatoren wird immer wieder das Verhältnis von Google zu den Geräteherstellern betrachtet. Dieses Verhältnis ist einfach und kompliziert zugleich:

Google ‘verschenkt’ ein sehr leistungsfähiges Betriebssystem, welches lange Zeit das einzig zu iOS konkurrenzfähige System war, und gibt auch noch einzigartige Dienste dazu. Die Gerätehersteller können Android einfach nehmen, an ihre eigenen Bedürfnisse anpassen und müssen nur wenige Bedingungen erfüllen. Wer sollte da nein sagen?

Auf der anderen Seite macht es Android als gemeinsame Basis den Herstellern schwer ihre Kunden an ihre Marke zu binden: Wenn ein modernes Smartphone mehr oder weniger nur noch ein Bildschirm ist und das Betriebssystem überall identisch wie soll man sich differenzieren? Vor allem wenn die Kunden eher an die Google Dienste gebunden sind und ein Wechsel von einem Smartphone zum nächsten dadurch extrem einfach gemacht wird? Und Google von den Androiderweiterungen der Gerätehersteler lernt, gute Lösungen in neue Android Versionen übernimmt und so für alle verfügbar macht? Und selbst anfängt Geräte zu bauen und diese zu extrem niedrigen Preisen zu vertreiben?

Bisher scheint das Verhältnis zwischen Google und den Gerätehersteller ungetrübt zu sein. Ein Grund liegt vermutlich darin, dass kein Gerätehersteller im Konkurrenzkampf mit Apple eine Chance gehabt hätte ein eigenes System zu entwickeln. Dies kann man wohl auch daran erkennen wie schwer es Microsoft und Nokia mit ihren Window Phones haben.

Nun gibt es aber mit Samsung inzwischen einen Gerätehersteller, der ein gewaltiges Gewicht nicht nur in der Android Welt gewonnen hat. Samsung ist in Rekordzeit zum größten Hersteller von Mobiltelefonen im Allgemeinen und Smartphones im Speziellen geworden und hat Nokia und Apple weit überflügelt. Samsung verkauft knapp die Hälfte der heute weltweit abgesetzten Android Geräte und macht dabei sehr ordentliche Gewinne, während für andere Gerätehersteller - abgesehen von Apple - zur Zeit eher wenig übrig bleibt.

Warum hat Samsung diesen Aufstieg geschafft, während z. B. HTC eher dahin dümpelt? Hier kann man vielleicht zum einen die Agressivität und das Selbstbewußtsein von Samsung nennen, mit denen sie insbesondere in die Auseinandersetzung mit Apple gegangen sind und bei der sie sich auch durch Niederlagen nicht haben abschrecken lassen.

Dann zeigt Samsung eine enorme Flexibilität bei der Geräteproduktion, offenbar wollen sie jede denkbare Nische und jede denkbare Preiskategorie mit ihren Produkten besetzen: Das geht los von Geräten, die man für unter 100€ bei Aldi erwerben kann, bis hin zum Galaxy Note II, welches teurer ist als das iPhone.

Und schließlich macht Samsung mit Android deutlich kreativere und mutigere Sachen als die anderen Hersteller, hier eine Auswahl:

  • Das schon genannten Galaxy Note: Dieses Riesentelefon wurde vor einem Jahr allgemein verspottet und als unsinnig bezeichnet. Bis Samsung davon 10 Millionen verkaufte.
  • Wiedereinführung des Stifts: Die Note Geräte bringen wieder einen Stift für die Bedienung mit wie man ihn früher z. B. von Palm Geräten kannte. Damit Apps den Stift nutzen können müssen sie entsprechende Samsung APIs verwenden.
  • Die NFC Technologie, die zuvor nur für Zahlungsfunktionen nutzbar schien, wurde von Samsung erweitert und ‘sozial’ gemacht, indem das mit ihr (auf Samsung Geräten) mögliche Austauschen von Bildern oder Filmen per Geräteberührung zu einem zentralen Bestandteil des Marketings wurde.
  • Mit der Galaxy Camera gibt es einen Fotoapparat mit Android Betriebssystem, aktueller Android Version und sehr großem Bildschirm.
  • Auf den Note Geräten ist es möglich bestimmte Apps parallel laufen zu lassen, so dass sich der Bildschirm besser nutzen lässt. Auch hier müssen App Anbieter ggf. Anpassungen vornehmen, damit ihre Apps damit funktionieren. In Standard Android ist der parallele Betrieb von Apps unverständlicherweise nicht möglich.
  • Samsung bot bei seinen Geräten zuerst einen großen zusätzlichen Cloud Speicher bei Dropbox an (HTC zog hier schnell nach).

Samsung ist daher meiner Meinung nach zu Recht an die Spitze der Smartphone Hersteller gelangt, zeigen sie doch eine immer größere Kompetenz nicht nur auf der Hardware Seite, sondern auch bei der Software. Wenn Samsung nun auf die Idee kommen sollte, dass sie Google nicht mehr brauchen, wie wären sie aufgestellt?

Ein Ersatz für den Play Store

Ohne Apps ist ein Smartphone kein Smartphone, daher müsste Samsung einen Ersatz für den Play Store bieten. Und tatsächlich haben sie so etwas bereits: Auf meinem Samsung Galaxy S II war schon ein Store von Samsung vorinstalliert, allerdings habe ich ihn quasi nie genutzt.

Für die eigene Bada Plattform, von der Samsung offenbar weiterhin größere Gerätezahlen absetzt als Microsoft Windows Phones über alle seine Anbieter, betreiben sie natürlich auch einen App Store. Auch für die kommende Tizen Plattform werden sie dies tun.

Die Erfahrung zum Betrieb eines App Stores haben sie also, sie müssten nur einen Weg finden möglichst schnell möglichst viele Apps hinein zu bekommen.

Markenfrage: Android oder Galaxy?

Eine interessante Frage ist in wie weit Käufer eines Android Gerätes eigentlich wissen, dass es ein Android Gerät ist? Steht nicht vielleicht für viele der von Samsung gut eingeführte Produktlinienname Galaxy ganz stark im Vordergrund? Würde es Kunden also stören, wenn sie in Zukunft kein Android Betriebssystem mehr vorfinden, aber die gleichen Dienste und Apps?

Ich denke Samsung ist hier schon einen guten Weg gegangen durch die oft sinnvollen Erweiterungen und Modifikationen, die sie an Android gemacht haben, und die man bei anderen Anbietern nicht finden kann.

Die Google Dienste

Das größte Problem könnte vielleicht der Ersatz der Google Dienste sein. Wobei es hier mit dem Dropbox Angebot beim Kauf eines neuen Galaxy Geräts vielleicht schon den ersten Schritt in diese Richtung gegeben hat: Wenn die Nutzer schon mal anfangen die Dropbox Cloud zu verwenden und nicht die von Google liegt hier schon mal eine Bindung weniger vor.

Kontakt zu den Mobilfunkanbietern

Ein entscheidendes Element im weltweiten Handymarkt sind die Mobilfunkanbieter. Sie subventionieren Geräte oder tun es nicht und sie entscheiden oft auch über die Zulassung von Geräten, mindestens bei den neuen LTE Netzen.

Samsung hat hier offenbar heute die Macht seine Vorstellungen durchzusetzen, wie man z. B. beim schnellen weltweiten Start des aktuellen Spitzengeräts Galaxy S III sehen konnte. Google scheint hingegen eher auf Kriegsfuß mit den Mobilfunkanbietern zu stehen, jedenfalls kann man den Verzicht auf LTE beim Nexus 4 so deuten und die Auseinandersetzungen um Google Wallet, welches von manchen Anbietern blockiert wird.

Eine eigene Ecke im Android Ökosystem

Mit den eigenen APIs für die Unterstützung der Stiftbedienung und den Anpassungen von Apps für den Multifensterbetrieb gewinnt Samsung einen eigenen Einfluss auf das Android Ökosystem, selbst wenn die Apps weiterhin im Play Store angeboten werden. Durch die schiere Größe Samsungs kann es für App Entwickler eine interessante Option sein ihre Apps entsprechend anzupassen.

Eine Machtfrage könnte dann entstehen, wenn Google entsprechende Funktionen in Standard Android integrieren will, dabei aber nicht die APIs von Samsung nutzen kann oder will. Würde Samsung dann seine eigene Lösung wieder aufgeben? Oder wenn Samsung sich weigern würde, neuere Android Versionen auf ihre Geräte zu bringen.

Amazon

We often go to Amazon just to search something - to see what else Amazon recommends. We are quite literally accessing Amazon 'just to see ads'.” - Tomi Ahonen

Amazon bringe ich hier nicht deshalb ins Spiel weil man ernsthaft annehmen könnte, dass dieses Unternehmen die Android Welt beherrschen werde. Dafür ist Amazon einfach noch zu unwichtig, wenigstens so lange sie keine Smartphones anbieten. Amazon hat sich aber eine ansehnliche Nische im Tablet Markt erstritten und könnte mit seiner dabei gewählten Vorgehensweise vielleicht als Blaupause für Unternehmen wie Samsung dienen:

Amazon hat Android genommen und als Grundlage für ein eigenes Betriebssystem verwendet, welches für die Benutzer nicht mehr als Android zu erkennen ist. Amazon hat dann einen eigenen App Store aufgebaut, der sich relativ schnell mit Apps befüllen lies, da vorhandene Android Apps mit wenig Aufwand auch dort angeboten werden können. Ein solches Vorgehen wäre im Grunde auch für andere Gerätehersteller machbar. Amazon hat allerdings mehrere Vorteile gegenüber Geräteherstellern:

Zum einen hat Amazon schon eine Beziehung zu seinen Kunden und damit insbesondere auch Zahlungsdaten. Zusätzlich hat Amazon ein Medienangebot, welches möglicherweise das größte weltweit ist. Und schließlich müssen sie mit den verkauften Android Geräten kein Geld verdienen, die Gewinne erzielen sie später über die darüber getätigten Käufe bzw. durch die noch weiter verstärkte Bindung der Kunden an Amazon. Amazon ist dabei - ähnlich wie Google - auf vielen Plattformen vertreten, hat also ein Ökosystem welches über seine eigenen Geräte weit hinausgeht.

Möglicherweise wird Amazon in Zukunft seine Version von Android auch an Gerätehersteller lizensieren wie es Microsoft mit Windows Phone macht oder selbst noch weitere Geräteklassen erschließen und die Hardware wie bisher unter eigenem Namen vertreiben. Mit Sicherheit werden sie jedenfalls ihren eigenen Teil des Android Marktes beherrschen.

China

Nachdem es bisher nur um verschiedene Unternehmen ging soll zum Schluß noch ein Staat betrachtet werden und zwar China. China ist nicht nur die Quelle eines Großteils der weltweit vertriebenen Smartphones bzw. ihrer Komponenten, das Land ist auch kurz davor zum größten Smartphone Markt der Welt zu werden und damit den USA den Rang abzulaufen.

Der chinesische Smartphonemarkt ist dabei heute fest in der Hand von Android, alle anderen Anbieter fristen nur ein Nischendasein (wobei so eine Nische auf Grund der Größe des Landes immer noch einige Millionen Geräte umfassen kann). Trotzdem ist China ein Problem für Google:

Seit Google im Jahr 2010 das Land mehr oder weniger verlassen hat um sich nicht mehr den Zensuranforderungen beugen zu müssen leiden Googles Dienste unter starken Behinderungen bis hin zu kompletten Blockaden. Es ist Google daher nicht möglich mit dem Play Store Geld zu verdienen, Kerndienste wie GMail oder selbst die Suche werden immer mal wieder abgeschaltet und Kartenmaterial für Google Maps ist nicht zu erhalten.

Im Endeffekt hat dies bereits dazu geführt, dass chinesische Anbieter auf den jeweiligen Android Varianten die Dienste anbieten, die sonst von Google kommen. Interessant ist hier, dass Apple und Microsoft mit ihren geschlossenen Systemen offenbar Arrangements mit der chinesischen Regierung geschlossen haben, sonst wären sie mit Sicherheit nicht in der Lage ihre Systeme zu betreiben und Profite daraus zu ziehen. Trotzdem sind sie Nischenanbieter geblieben.

Die Chancen, dass Google seine Prinzipien über Bord wirft und versucht durch Unterwerfung wieder in den chinesischen Markt vorzudringen erscheinen mir gering, insbesondere wenn man die neuesten Vorstellungen der chinesischen Regierung betrachtet, die auf eine komplette Kontrolle der Apps in den Apps Stores hinauslaufen. In der weitestgehenden Form würde dies erfordern, dass die App Store Betreiber den staatlichen Zensoren sogar ein Reverse Engineering der eingestellten Apps vor Veröffentlichung ermöglichen. Es wird interessant sein zu sehen wie Apple und Microsoft damit umgehen werden, wenn es so weit sein sollte. Bei Google kann ich mir das unter dem heutigen Management nicht vorstellen.

In China entsteht damit ein Smartphone Markt, der sehr stark von der Regierung beeinflusst sein wird und vermutlich lokale Anbieter, die sich unter alle Regelungen unterwerfen, deutlich bevorteilt. Dieser extrem große Markt wird sich vermutlich weitgehend vom Rest der Welt abkoppeln, vielleicht wird es sogar komplette Abspaltungen von Android geben, die dann große lokale Ökosysteme bilden.

Trotzdem wird China vermutlich weiterhin die Quelle für große Mengen extrem günstiger Android Geräte mit Google Zertifizierung bleiben, die dann außerhalb von China vertrieben werden.

Fazit

Das Android Ökosystem wird sich meiner Einschätzung nach in den kommenden Jahren zu einer Gruppe von Ökosystemen entwickeln, wobei einzelne der Teilökosysteme in dieser Gruppe vermutlich die jeweils größten auf der Welt sein werden. Zwischen diesen Teilökosystemen gibt es Austausche in Form von Apps und Diensten, da sie eine gemeinsame Basis haben und damit ein leichter Übergang für die Entwickler - und vielleicht auch für die Nutzer - möglich sein sollte.

Die Herrschaft über diese ‘Android’ Ökosysteme wird aber nicht in jedem Fall Google haben.

Das muss nichts Negatives sein (nun ja, bis auf das China Beispiel vielleicht), im Grunde ist es ein Zeichen eines wahrhaft offenen Systems. Und es wird vielleicht eine Rolle bei zukünftigen Fragen spielen, ob es im Android Bereich monopolhafte Verhältnisse gibt.

Samstag, 18. August 2012

’Is Google's world domination plan working? I'd say yes.’

Wer sich für die Ausbreitung des Smartphones und die damit verbundenen Konflikte und Umwälzungen interessiert stößt irgendwann auf Tomi Ahonen, den meinungsstarken finnischen Analysten. Mag seine oft martialische Wortwahl (‘Smartphone Bloodbath’) auch nicht jedermanns Sache sein, seine sehr umfangreichen Betrachtungen sind allein schon deshalb lesenswert (wenn man sich wie gesagt für das Thema interessiert), weil sie das sonst dominante Thema der allgegenwärtigen Patentklagen zwischen den Herstellern kaum berühren.

In seiner vor ein paar Tagen veröffentlichen Analyse des Smartphonesmarktes im 2. Quartal 2012 zieht er wieder die schon bekannten Einschätzungen der großen Marktforschungsunternehmen zusammen, rührt angeblich ein paar geheime Informationsbrocken hinein und vergibt dann Schulnoten (Samsung bekommt ein A, Apple ein B-, Nokia ein F).

Da der Text wie gesagt den ganzen Patentkriegsirrsinn bei Seite lässt und auch die sonst unvermeidlichen Android/Google/Samsung vs. Apple/Microsoft Fanboy Statements vermeidet arbeitet er das eigentlich entscheidende Element besser heraus:

Die Frage, wer die Smartphone Welt in den nächsten Jahr(zehnt)en dominieren wird, wird gerade entschieden

Genauso wie sich vor 15 Jahren (oder schon länger?) Microsoft mit seinem Windows Betriebssystem als alles andere plattwalzende Plattform für das Personal Computing durchgesetzt hat, so scheint sich jetzt Android mit ähnlicher Macht durchzusetzen. Einige Zahlen drücken dies aus:

  • Der weltweite Marktanteil Androids bei neuverkauften Geräten lag bei knapp 67% 
  • Der Marktanteil ist in den letzten 6 Quartalen permanent gewachsen, selbst in Apples Rekordquartal.
  • Im letzten Quartal wurden jeden Tag durchschnittlich mehr als eine Million Android Geräte verkauft.
  • Samsung als größter Android Gerätehersteller hat Nokia und Apple weit hinter sich gelassen.

[PS: Bevor jetzt wieder jemand die verkaufte vs. ausgelieferte Geräte Diskussion beginnen möchte: Das ist angesichts der Stückzahlen und des nun schon lange anhaltenden Wachstums völlig müßig.]

Widerstand scheint zwecklos

Angesichts dieser Zahlen wirken die Bemühungen von Apple die Android Gerätehersteller auf juristischem Wege zu stoppen eher lächerlich. Der Zug ist offenbar einfach abgefahren, vor allem da Apple mit seinen hochpreisigen Produkten nur einen kleinen Teil der Weltbevölkerung bedienen kann.

Da scheint es Microsoft fast ‘besser’ zu machen mit dem Einsammeln von Gebühren für einen großen Teil der verkauften Android Geräte. Auf diese Weise profitieren sie noch direkt vom Aufstieg Androids. Allerdings ist dies möglicherweise nur ein Trostpflaster für den Giganten aus Redmond, denn:

’...the Android OS will grow to exceed the total PC based Windows installed base as early as Q1 of 2014 !!!’

Wenn die Vorhersage von Ahonen stimmt, so könnte die Zahl der verwendeten Android Smartphones die Zahl der verwendeten Windows PCs bereits in wenig mehr als eineinhalb Jahren übertreffen. Und bis dahin wird eine Generation herangewachsen sein, die ihre ersten Schritte ins digitale Leben (welches sich für sie aber untrennbar mit dem RL vermischt haben wird) komplett über Smartphones absolviert hat. Und damit keinerlei Bindung an die Windows Welt mehr kennt.

Microsoft war im Gegensatz zu Google bisher nicht in der Lage seine Mobilplattform in nennenswerter Zahl an den Mann oder die Frau zu bringen und ob dies in Zukunft besser gelingt kann man wohl bezweifeln.

Der Siegeszug eines ‘freien’ Betriebssystems

Was ist nun wenn Android seinen Weg in dieser Weise fortsetzt? Dann ist dies zunächst einmal ein später Triumph der linuxbasierten, freien Systeme über die geschlossenen Welten, die früher Microsoft und heute Apple aufgebaut haben.

Man kann dabei trefflich über die Frage diskutieren ob Android wirklich frei ist und wenn ja in welchem Grad (das z. B. die Entwicklung neuer Android Versionen von Google mehr oder weniger intern gemacht wird stößt den ganz kompromisslosen Verfechtern der reinen Lehre übel auf), aber nichts desto trotz ist Android das mit weitem Abstand freiste Betriebssystem, welches es jemals in nennenswerten Umfang in die Hände der so genannten Endanwender geschafft hat.

Muss man Angst vor Google haben?

Mit der Dominanz von Android einher geht auch eine Dominanz von Google. Google wird aller Voraussicht nach den Markt für Smartphone Betriebssysteme ähnlich dominieren wie sie es bei der Internetsuche bereits tun.

Selbst als Google Fan muss einen dies beunruhigen.

Denn Google behält über sein ‘freies’ Betriebssystem weiterhin eine große Kontrolle: So können Hersteller zwar ziemlich nach Belieben das Betriebssystem modifizieren, aber damit sie Zugriff auf den Android Play Store erhalten und damit ihren Kunden das größte verfügbare Ökosystem an Android Apps zugänglich machen können müssen sie Regeln von Google befolgen. Eine davon ist natürlich die Vorauswahl von Google als Suchmaschine.

Was sind Alternativen?

Aus meiner heutigen Sicht sind wir mit Google als Anbieter des bzw. Kurator über das wichtigste und bald vielleicht alles dominierende Smartphone Betriebssysstem deutlich besser bedient als früher mit Microsoft und heute insbesondere mit Apple.

Auch wenn Google den Geräteherstellern bestimmte Vorgaben macht bei der Standardkonfiguration ist Android als solches und auch der von Google betriebene Play Store viel offener als alle konkurrierenden Angebote. Es wundert an dieser Stelle eher, dass Konkurrenten wie Microsoft für ihre Dienste wie die Suchmaschine Bing keine Android Apps anbieten. Google würde solche Angebote nicht unterbinden wie man es etwa bei Apple immer befürchten müsste.

Interessant ist an dieser Stelle, dass sich viel Kritik an Android bzw. Google gerade an der schwachen Kontrolle entzündet, die ausgeübt wird. Aber will man wirklich, dass wir nur noch Apple-artige Angebote nutzen können, bei denen sich die Entwickler schon selbst eine Schere im Kopf zulegen, damit ihre neue App auch ja zugelassen wird? Und nicht nur Entwickler, sondern auch Zeitungsmacher? Also ich jedenfalls nicht.

Was man sich wünschen könnte

Wenn man sich eine Alternative zu Google wünschen würde, so kann sie nicht aus Microsoft oder Apple bestehen. Alle drei Unternehmen sind in den USA beheimatet und unterliegen den dortigen Gesetzgebungen. Und dementsprechend sind die Vorstellungen von Moral und zumutbaren Inhalten letztlich in allen diesen Angeboten gleich bzw. konvergieren nach und nach.

Android, selbst mit dem von Google kuratierten Play Store, kann aber trotzdem als vergleichsweise offene Plattform die beste Lösung für die Zukunft sein. Amazon (allerdings auch wieder ein US Unternehmen) hat gezeigt wie man ein eigenes Produkt schaffen kann, welches zwar auf Android basiert aber ganz eigenen Regeln gehorcht.

Vielleicht wird es ja irgendwann auch einmal europäischen Anbietern gelingen dieses Potential zu nutzen. Nahe liegend wäre es dabei, wenn sich die ewig nur lamentierenden Verlage einmal aufraffen würden um ein entsprechendes Produkt zu schaffen, mindestens als entsprechende App im Play Store. Aber die Verlage wenden sich ja bisher lieber Apple zu und nehmen die notwendige Selbstzensur offenbar in Kauf.

Hat Google als erstes gemerkt, dass Android schon gewonnen hat?

Zum Schluß noch ein paar Sätze zu Google: Die Erkenntnis bzw. Einschätzung, dass der Kampf um das dominierende Smartphone Betriebssystem/Ökosystem vielleicht schon entschieden ist, habe ich bisher selten gehört. Das Thema wird wohl zu sehr von den gerichtlichen Etappensiegen Apples gegen einzelne Smartphone Hersteller überschattet, auch ist die Situation in den reichen westlichen Ländern, in denen Apple eine bessere Position hat, noch nicht so eindeutig.

Dabei hätte man auch vorher schon auf die Idee kommen können, dass Apple mit seinen Klagen möglicherweise erst dazu beigetragen hat in Samsung einen mindestens ebenbürtigen Gegner hervorzubringen, in dem sie schwächere Anbieter wie HTC noch zusätzlich geschädigt und damit im Wettkampf mit Samsung gebremst haben.

Im Rückblick könnte man allerdings den Eindruck gewinnen, dass es einen gab, der den Sieg von Android bereits gesehen und entsprechend gehandelt hat: Google selbst.

Es gab viele Diskussionen darüber, warum Google Android überhaupt begonnen bzw. eingekauft hat und welches das Ziel dieses Engagements ist. Googles Kerngeschäft ist weiterhin die Suche und die vorantreibende Kernidee die Sortierung aller Informationen der Welt (so glaube ich die etwas pathetische Selbstbeschreibung). Android war und ist in dem Sinne die wichtigste Option für Google seine Dienste ungebremst und ungestört in der Richtung weiterentwickeln zu können, die sie für richtig halten, und gleichzeitig die Quelle um eine genügend große Masse von Nutzern und Nutzung für die lernenden Algorithmen zu bekommen, die unter so vielen ihrer Dienste liegen.

Um die Ausbreitung von Android insbesondere im Konkurrenzkampf mit Apple zu fördern hat Google in der Vergangenheit einige Dienste nur auf seiner eigenen Plattform angeboten, besonders prominent dabei sicher die Turn-by-turn Navigation in Google Maps. Ein letztes wichtiges Beispiel ist Google Now.

Trotzdem hat man in den letzten Monaten gleich mehrere Fälle erlebt, in denen Google das Funktionsgefälle zwischen Android und iOS hat verschwinden lassen:

  • Chrome ist nun für iOS verfügbar, obwohl Google die eigene Rendering Engine nicht mitbringen kann.
  • Die Google+ App wurde teilweise auf iOS eher aktualisiert als unter Android.
  • Die neue Sprachsuche, die den Knowledge Graph nutzt und in vielen Fällen Fragen direkt beantworten kann, wurde auch auf iOS ausrollt. Diese Funktion wurde erst im Juni zusammen mit der neuesten Android Version Jelly Bean gezeigt und man hatte eigentlich erwartet, dass Google diesen Siri Konkurrenten seiner eigenen Plattform als Differenzierungsmerkmal vorbehalten würde.
Man könnte dies so verstehen, dass Google seine Android Plattform nun als Selbstläufer oder gar Sieger betrachtet und keine Notwendigkeit mehr sieht den Geräteherstellern durch exklusive Funktionen unter die Arme zu greifen. Und sich nun wieder seinem eigentlichen Ziel zuwendet welches darin besteht möglichst viele Menschen zu Nutzern der eigenen Dienste zu machen. Ganz unabhängig davon, welches Betriebssystem sie verwenden.

Möglicherweise kann man diese Frage dann sicher beantworten wenn Apple mit der kommenden iOS Version die fest eingebauten Google Maps durch eine eigene Lösung ersetzt: Wenn Google dann eine Maps App für iOS mit Turn-by-turn Navigation einsetzt würde ich das als endgültiges Zeichen sehen, dass sie den Krieg für gewonnen halten.

Samstag, 4. August 2012

Wie man eine IP Adresse aus den USA bekommt

Schon bei der Bestellung meines Nexus One hatte ich eine Beschreibung eingebaut, wie man seinen Rechner so konfiguriert, dass er eine IP Adresse aus den USA hat. Und dann entsprechende Onlineangebote nutzen kann. Hier die Beschreibung in einer aktualisierten und kompakteren Form:

Tor ist der Schlüssel

Ich halte weiterhin den Anonymisierungsdienst Tor sowohl für den einfachsten wie auch den sichersten Weg. Die Nutzung von Proxys ist im Vergleich dazu nach meiner Erfahrung viel unzuverlässiger und man weis letztlich nie, was der Proxybetreiber so alles mit den über sein System laufenden Daten anstellt. Das Tor Setup ist seit der Nexus One Bestellung in 2010 auch noch einmal einfacher geworden und erfordert nur wenige Schritte:

  1. Download des Tor Browser Bundles. Das TBB ist ein Paket, welches gleich mit einem passend konfigurierten Browser kommt. Man muss also nicht mehr seinen normalen Browser umkonfigurieren, was die Tor Nutzung noch viel umstandloser macht.
  2. Das Paket nach den Anweisungen auf der Seite installieren.
Danach kann man einen ersten Test machen um sich an die Umgebung zu gewöhnen und um zu prüfen ob alles funktioniert. Man wird normalerweise gleich feststellen, dass die Internetnutzung über Tor deutlich langsamer ist als ohne.

Anpassung von Tor

Wenn Tor so weit läuft folgt der Schritt, der uns die US IP Adresse bringt. Dazu ein winziger Exkurs in die Funktionsweise von Tor: Dieser Dienst leitet Internetzugriffe über ein Netzwerk von Knoten (nodes) um auf diese Weise die Herkunft einer Abfrage zu verschleiern. Der Webdienst, den man aufrufen möchte, sieht damit die IP Adresse des letzten Knotens (des Ausgangsknotens / exitnodes) und nicht mehr die des Ausgangsrechners.

Da viele Knoten in den USA sind kann es zufällig schon ohne weitere Einstellungen an Tor so sein, dass man eine US IP Adresse hat, aber darauf kann man sich nicht verlassen. Man kann dies aber erzwingen und zwar mit einer einzigen Zeile in der Tor Konfigurationsdatei torrc. Diese findet man im Verzeichnis

..\Tor Browser\Data\Tor\torrc

In dieser Datei fügt man am Ende diese Zeile hinzu:

ExitNodes {US}

Diese Änderung sollte man machen während Tor nicht läuft, sonst kann es passieren, dass wieder die Originalversion hergestellt wird. Zur Bearbeitung kann man die Datei temporär in torrc.txt oder so umbenennen, damit man unter Windows den Standardeditor verwenden kann.

Voila, damit ist man fertig. Wenn man Tor jetzt startet bemerkt man meist einen längeren Startvorgang als zuvor, da erst entsprechende Knoten gesucht werden müssen. Wenn man dann Online ist wird sich die Geschwindigkeit oft nochmal verringert haben, aber man gilt jetzt aus Sicht des Internets als Surfer aus den USA:)

Andere Länder

Der gleiche Trick funktioniert natürlich auch mit anderen Ländern. Man muss dazu nur das US in der Zeile durch einen entsprechenden anderen Ländercode ersetzen. Aber: Das funktioniert nur, wenn es in dem entsprechenden Land tatsächlich Knoten gibt. Bei mir ist der Versuch einen Knoten in UK zu verwenden 
z. B. bei verschiedenen Gelegenheiten gescheitert, in diesem Fall startet Tor letztlich gar nicht.

Sonntag, 3. Juni 2012

Auch Picplz macht die Schotten dicht

Heute morgen fand ich diese eMail in meinem Postfach:


Das ist dann der zweite der von mir genutzten Bilderdienste, der vom Netz geht, nachdem Lightbox angekündigt hatte Mitte Juni dicht zu machen. Gleichzeitig hat der größte (oder mindestens bekannteste) Bilderdienst im Web, Instagram, vor ungefähr einem Monat bekannt gegeben für die gigantische Summe von nahezu einer Milliarde Dollar von Facebook aufgekauft worden zu sein. Auch das Team - aber nicht die Dienste - von Lightbox gehen zu Facebook, während Picplz offenbar einfach geschlossen wird.

Ausleseprozess der Bilderdienste

Man gewinnt den Eindruck eines gerade heftig wütenden Ausleseprozesses unter den Bilderdiensten. Der wesentliche Auslöser dürfte dabei der Kauf von Instagram durch Facebook sein, denn damit hat nun das größte soziale Netz der Welt seinen Bedarf an so einem Dienst gedeckt. Man hätte erwarten können, dass dieser unglaublich teure Kauf den Bilderdiensten einen weiteren Schub geben würde, aber das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Denn wer ist jetzt noch übrig, der so einen Dienst kaufen könnte?

Google: Hat mit Google+ sein eigenes Fotoportal
Microsoft: Hat kein eigenes soziales Netzwerk
Apple: Hat ebenfalls kein eigenes soziales Netzwerk
Twitter: Kann inzwischen selbst mit Bildern umgehen

Es bliebt vielleicht noch Yahoo, die vielleicht ihrem inzwischen sehr angegrautem Flickr Dienst einen Schub geben möchten, aber insgesamt sind die Aussichten wohl für die Investoren zu vage. Und vielleicht ist daher Picplz, die in einigen Kommentaren als die Verlierer des Instgram-Facebook-Deals beschrieben wurden, nun durch seine Finanziers der Stecker gezogen worden.

Was ist mit den Daten? Und was mit den Kontakten?

Die Frage ist nun wie man seine Bilder rettet. Picplz sagt dazu nur man möge auf die Download Links bei den einzelnen Bilder klicken. Etwas mühselig, wenn man hunderte von Bildern hochgeladen hat. Bei Lightbox wird einem immerhin eine einfach zu nutzende Downloadmöglichkeit angeboten, die alle Bilder in einem Rutsch abrufbar macht.


Allerdings ist selbst dieser schöne Dienst mit Verlusten verbunden, kommen doch z. B. die Bildbeschriftungen nicht mit. Und das sind nur die Daten. Was ist mit dem Sozialen?

Communities wachsen, verändern sich und vergehen

Bilderdienste wie Instagram, Pizplc, Flickr etc. sind schon lange mehr als reine Datenhalden für Schnappschüsse, sie sind trotz der Integration in Twitter und Facebook eigene soziale Netzwerke, die sich um visuelle Ausdrucksformen anordnen. Für die engagiertesten Nutzer solcher Dienste ist daher die Interaktion mit den anderen Benutzern der eigentliche Wert. Auch ich hatte eine Zeitlang den Ehrgeiz möglichst viele Anhänger und dadurch Bestätigung in Form vieler Likes zu sammeln, bis die Sache dann nicht mehr so spannend war.


Trotzdem bleibt die Frage was ist mit den Lieblingskommentaren geschieht, die dem eigenen Ego so geschmeichelt haben? Was mit den Leuten, an die man sich gewöhnt hat und mit denen man gerne in Kontakt bleiben würde? Vermutlich ist die Antwort einfach die, dass es dazu keinen simplen Weg gibt.


Ähnlich wie sich eine Abschlussklasse verläuft nachdem das verbindende Element der Schule verloren gegangen ist kann man nur versuchen eine Botschaft zu hinterlassen in der Hoffnung, dass ihr gefolgt wird. Und selbst entsprechenden Hinweisen folgen.

Im Grunde ist der Tod solcher Dienste daher wie das Leben selbst: Man gründet Gemeinschaften auf Zeit, die sich - entweder durch innere oder äußere Einflüsse - nach einiger Zeit wieder auflösen. Und das Leben geht weiter.

Vermutlich gilt dies auch für das größte aller heutigen Netzwerke: Facebook. Nur das Facebook nun genügend Geld hat um eventuelle Konkurrenzgemeinschaften durch Aufkaufen zwangsweise einzugliedern, so wie es früher aggressive Nationalstaaten oder Königreiche mit angrenzenden Territorien taten. Aber auch hier zeigt die Geschichte, dass selbst die größten Staatengebilde irgendwann einmal wieder zerfallen.

Von daher: Macht es gut ihr Picplz Freunde, man sieht sich irgendwo, auch wenn man sich vielleicht nicht erkennt!

Montag, 9. April 2012

Zum Stand der Browser Kriege || Wühlen in Statistiken 03/2012 und die verlorene ChromeOS Wette

Schon wieder sind  fünf Monate vergangen seit dem letzten Wühlen in Statistiken. Die ‘Browserkriege’ sind weiterhin in vollem Gange, allerdings haben sich in den letzten drei Monaten die beiden wichtigsten Webstatistiken von NetMarketShare und StatCounter nicht mehr nur unterschiedlich schnell bewegt, sondern auch teilweise in unterschiedliche Richtungen. Auch ist es jetzt Zeit meine im Januar 2011 gemachte Wette auf den Marktanteil von Chrome bzw. insbesondere von ChromeOS aufzulösen. Also los:

Die weltweiten Marktanteile Ende März 2012

Hier die Entwicklung der weltweiten Marktanteile der Desktopbrowser bei StatCounter für die letzten 6 Monate:

Source: StatCounter Global Stats - Browser Market Share

Die genauen Zahlen für diesen Monat der beiden Statistikanbieter sind im Vergleich:

März 2012

NetMarketShare

StatCounter

Internet Explorer

53,83%

34,81%

Chrome

18,57%

30,87%

Firefox

20,55%

24,98%

Safari

5,07%

6,72%

Opera

1,62%

1,78%

In der StatCounter Statistik halten die in den letzten Betrachtungen beobachteten Trends an: Der Internet Explorer (IE) verliert, Chrome steigt auf, Firefox verliert leicht und Safari arbeitet sich langsam nach oben.

In der NetMarketShare Statistik hingegen gibt es seit drei Monaten einen umgekehrten Trend: Hier hatte Chrome seinen bisher höchsten Marktanteil mit 19.11% im Dezember 2011 und befindet sich seit dem auf dem Abstieg. Der Internet Explorer hingegen konnte im gleichen Zeitraum den Trend umkehren und wieder zulegen.

Die Unterschiede zwischen den Statistikern

Die gegenteilige Entwicklung der Browseranteile in den Statistiken macht es notwendig noch einmal genauer zu betrachten worin eigentlich die Unterschiede zwischen den beiden Anbietern herauszuarbeiten. Am Ende soll so noch einmal begründet werden, auf welche Statistik gesetzt wird.

Statistische Basis

Beide Webstatistiker können nur einen kleinen Teil der gesamten Internetnutzung messen und messen dabei auch jeweils unterschiedliche Bereiche. Die spannende Frage wer den repräsentativeren Anteil misst ist von außen nicht zu beantworten, vermutlich wären nur sehr große Seiten wie Google, Baidu, Facebook oder Amazon in der Lage hier einen Vergleich zu liefern.

Bei StatCounter werden angeblich 3 Millionen Websites betrachtet mit heute insgesamt 18 Milliarden Seitenabrufen pro Monat. Das bedeutet, dass die durchschnittliche Seite bei StatCounter nur 6000 Seitenabrufe pro Monat zählt. Dies kann auf der einen Seite für eine gute Streuung sprechen, auf der anderen Seite gibt es hier immer das Potential einer Verfälschung durch einzelne sehr große Seiten im Mix.

NetMarketShare hingegen sammelt nach eigener Aussage Daten von 40.000 Websites, auf denen im Monat 160 Millionen unterschiedliche Benutzer gewählt werden. Um auf eine Größenordnung bei den Seitenzugriffen zu kommen wie StatCounter müssten die einzelnen Benutzer im NetMarketShare Netzwerk also im Monat mehr als 100 Seiten aufrufen. Das erscheint vergleichsweise viel, daher schätze ich die Anzahl der direkt gemessenen Internetnutzer bei StatCounter als größer ein.

Zählung von Browsernutzern vs. Zählung von Webseitenaufrufen

Der zweite grundlegende Unterschied besteht in der Zählweise: Während StatCounter einfach nur die Anzahl der Seitenabrufe summiert versucht NetMarketShare die dahinter stehenden unterschiedlichen ‘Personen’ zu identifizieren. Beide Zählweisen haben ihre Probleme:

Bei StatCounter wird ein sehr internetaffiner Benutzer einen viel größeren Effekt in der Statistik hinterlassen. Damit sind die modernen Browser im Vorteil, da die Vielnutzer des Netzes vermutlich eher eine bewusste Entscheidung darüber fällen, welchen Browser sie verwenden.

Bei NetMarketShare hingegen ist es im Idealfall unwesentlich wie oft jemand im Netz ist, so lange es wenigstens einmal im Monat ist. Problematisch ist dabei wie immer die Frage ob sich ‘Personen’ wirklich eindeutig identifizieren lassen: Wenn jemand eine Webseite von seinem Büro PC besucht und von seinem Privatgerät wird er vermutlich doppelt gezählt. Insgesamt bevorzugt diese Zählweise vermutlich die Browser, die per Voreinstellung auf PCs installiert sind.

Auf Grund dieser unterschiedlichen Zählweisen würden die Statistiken von StatCounter und NetMarketShare auch dann sehr unterschiedlich aussehen, wenn sie exakt die gleichen Webseiten messen würden. Beide Statistikarten haben ihre eigene Anwendung: Die NetMarketShare Statistik kann eher für Webseitenentwickler interessant sein, die auf eine Masse von Benutzern setzen. Die StatCounter Statistik hingegen zeigt eher die Richtung auf, in welche die internetaffinen Benutzer gehen, und ist damit insbesondere für innovative Seiten interessant.

Hochrechnung der real gezählten Daten vs. direkte Auswertung

Ein weiterer wesentlicher Unterschied besteht in dem Versuch von NetMarketShare die tatsächlich gezählten Webzugriffe auf die Menge aller Internetbenutzer weltweit hochzurechnen. Am Beispiel China lässt sich der Unterschied sehr deutlich machen:

Bei StatCounter geht China beim Anteil der gezählten Seitenzugriffe erst an 23. Stelle in die Statistik ein. Ein Grund für diese niedrige Position ist wohl der, dass die chinesischen Nutzer in von westlichen Anbietern betriebenen Seiten eher unterrepräsentiert sind und chinesische Webseiten offenbar die westlichen Statistikanbieter nicht oft verwenden (können).

Bei NetMarketShare wird man wohl auch nicht mehr chinesische Nutzer messen können, es wird aber versucht an Hand von CIA Statistiken die aus den einzelnen Ländern tatsächlich kommenden Benutzerzahlen auf die gesamte Internetnutzerschaft des jeweiligen Landes hochzurechnen. China ist in der entsprechenden CIA Statistik mit weitem Abstand an erster Stelle. Dies führt dazu, dass in der NetMarketShare Statistik der sehr unbewegliche chinesische Benutzeranteil mit seiner hohen IE Nutzung eine viel größere Bedeutung erhält.

Während die Hochrechnung im Idealfall eine realistischere Statistik über Ländergrenzen hinweg erzeugt bringt sie gleichzeitig zwei neue Fehlerquellen hinein: Zum einen ist die CIA Statistik mit entsprechenden Unsicherheiten behaftet und stammt auch schon aus dem Jahr 2009. Zum anderen werden etwa im Fall von China Messwerte, die vermutlich auf einer vergleichsweise geringen Nutzerbasis beruhen, sehr stark vergrößert und damit auch alle darin enthaltenen Ungenauigkeiten.

Chrome’s Prerendering Funktion: Was macht NetMarketShare falsch

Beginnend mit Version 13 , herausgekommen im Juni 2011, führte Google in seinem Browser das sogn. ‘Prerendering’ ein. Diese Funktion, die in Version 17 noch erweitert wurde, sorgt dafür, dass Chrome in einigen Fällen Webseiten bereits lädt, während der Benutzer noch die Adresse einträgt. Im Idealfall ist die Seite dann schon geladen wenn die Adresseingabe abgeschlossen ist und erscheint schlagartig.

Für Webstatistiken entsteht durch diese Funktion aber ein Problem durch die Fälle, bei denen eine so vorgeladene Seite nie vom Benutzer betrachtet wird, da er in Wirklichkeit eine ganz andere Seite meinte. Bei NetMarketShare hat man daher angefangen solche Zugriffe zu filtern, da man sie für eine Verfälschung der Statistik hält. Der Anteil dieser Zugriffe wird dabei mit 4,3% der täglichen Chrome Besucher angegeben. Diese Bereinigung  ist eine mögliche Erklärung für das Sinken von Chromes Anteil in der NetMarketShare Statistik.

Natürlich hat sich Microsoft dieser Interpretation gerne angeschlossen und dabei insbesondere gegen StatCounter argumentiert, bei denen ihr IE deutlich schlechter abschneidet. Von StatCounter gab es dazu nur die Äußerung, dass in ihren Statistiken kein Sprung in den Chrome Anteilen zu beobachten sei, der mit der Einführung des Prerenderings zusammenfallen würde.

Meine Einschätzung ist dazu noch etwas anders: Wenn ein Webstatistiker Grund dazu hätte das Prerendering herauszufiltern, dann wäre es StatCounter, denn hier werden nur die Webseitenzugriffe gezählt. Dort könnte man zu Recht argumentieren, dass eine Seite, die nie angesehen wurde, nicht in die Zählung eingehen sollte. Aber auch mir ist damals in den Statistiken nichts aufgefallen, was auf einen künstlich aufgeblähten Marktanteil Chromes hingedeutet hätte. Eine Erklärung dafür wäre, dass die wenigen unnötigerweise vorgeladenen Seiten komplett in der Masse der regulär besuchten Seiten untergehen.

Hingegen halte ich die Ausblendung des Prerenderinganteils durch NetMarketShare für methodisch falsch. Natürlich macht es Sinn als Dienstleister für Webstatistiken einer Webseite, der man Besucherzahlen liefern will, nur die anzuzeigen, die die Webseite tatsächlich gesehen haben.

Aber: Für die Berechnung der weltweiten Marktanteile arbeitet NetMarketShare sehr stark mit rein virtuellen Werten etwa wenn sie für ihre Hochrechnungen die tatsächlichen Besucherzahlen ins Verhältnis setzen mit den (geschätzten) weltweiten Internetnutzerzahlen. An dieser Stelle vermuten sie, dass sich der Rest der Internetnutzer, den sie nie auf ihren Webseitenzählern sehen, genauso verhalten würde wie der von ihnen erreichbare. Auch der Versuch einzelne Internetbenutzer zu identifizieren und zu zählen ist eine Aufgabe, die voller potentieller Fehlerquellen steckt.

Nun hätten sie aber mit den Zugriffen aus dem Prerendering tatsächlich harte Fakten: Hier zeigt sich, dass jemand den Chrome Browser tatsächlich nutzt. Warum soll dieses Faktum dann nicht in die Zählung eingehen, selbst wenn dieser Benutzer niemals eine der von NetMarketShare beobachteten Seiten sieht? Wo ist hier der Unterschied zu den rein virtuell hinzugerechneten, niemals irgendwie in Erscheinung tretenden Internetbenutzern?

Eigentlich müsste NetMarketShare daher bei seinen Zählungen differenzieren: In den Statistiken für ihre Kunden müssen sie das Prerendering ausschließen, für die weltweiten Nutzerstatistiken hingegen müssten sie es drin lassen. Da dies aber wohl kaum kurzfristig geschehen wird ist für mich die NetMarketShare Statistik weiterhin die zweifelhaftere Statistik.

Einordnung von Tablets wie dem iPad

Ein letzter Unterschied zwischen NetMarketShare und StatCounter ist schließlich die Zuordnung von Webzugriffen über Tablets, also insbesondere des iPads. Bei NetMarketShare werden diese Benutzeranteile der mobilen Internetnutzung zugeschlagen, also mit Smartphones, Feature Phones und so weiter in einen Topf geworfen. Bei StatCounter ordnet man hingegen mindestens das iPad dem Desktop Bereich zu.

Meiner Ansicht nach ist die Lösung von StatCounter  die ‘bessere’: Die Surfleistung eines iPads liegt viel näher bei der eines normalen PCs als bei einem Smartphone. Da das iPad inzwischen einen signifikanten Anteil an der weltweiten Internetnutzung hat – zumindest bei StatCounter – ist dieser Unterschied relevant.

Allerdings wird es in Zukunft immer schwieriger werden hier eine Grenze zu ziehen: Wie sieht es etwa mit einfachen 7’’ Geräten wie dem Amazon Kindle aus? Oder Geräten wie dem Samsung Galaxy Note mit 5,3’’ Bildschirmgröße?

Weitere Unterschiede

Es gibt offenbar noch weitere Unterschiede etwa bei der Einbeziehung von Browsern mit oder ohne Javascript. StatCounter hat in seiner FAQ Seite eine eigene Gegenüberstellung angefertigt.

Fazit: Weiter mit StatCounter

Nach diesen Betrachtungen zu den Unterschieden zwischen den beiden großen Anbietern von Webstatistiken bleibt nur noch die Frage auf welche ‘Seite’ man sich schlägt: Ich halte es dabei weiterhin mit StatCounter. Zum einen erscheint mir die reine Zählung von Webseitenabrufen ohne Versuche einer Hochrechnung bzw. Aggregierung weiterhin die unproblematischere Statistik zu produzieren. Zum anderen kann man nur beim StatCounter ohne weiteres auf Länderstatistiken zugreifen und so genauer beurteilen, wie sich letztlich die Zahlen bilden. Und auf Länderebene spielen die Versuche einer Hochrechnung keine Rolle. Hier eine Liste der Länder, die in der CIA Statistik als die Länder mit den meisten Internetbenutzern gelten:

  Internet Explorer Chrome Firefox
China 76,89% (-) 11,48% (+) 4,63% (+/-)
USA 41,74% (-) 21,85% (+) 21,47% (-)
Japan 56,14% (+) 16.92% (+) 17,67% (-)
Brasilien 30,61% (-) 45,59% (++) 21,7% (-)
Deutschland 24,76% (-) 15,23% (+) 50,01% (-)
Indien 18,76% (--) 42,42% (++) 34,75% (+/-)
England 38.92% (-) 28,03% (+) 19,79% (-)
Frankreich 31,4% (-) 25,47% (+) 32,87% (+/-)
Nigeria 31,15% (-) 14,5% (+/-) 43,79% (+/-)
Russland 20,21% (+/-) 29,77% (++) 24,75% (-)
Südkorea 79,49% (-) 12,73% (+) 4,31% (+/-)
Mexiko 40,82% (-) 37,88% (++) 16,01% (+/-)
Italien 32,65% (-) 35,79% (+) 23,83% (-)
Spanien 34,59% (-) 33,26% (+) 25,15% (-)
Türkei 43% (-) 42,9% (++) 12,54% (-)
Kanada 39,59% (-) 22,32% (+) 23,12% (-)
Vietnam 21,35% (-) 41,2% (++) 34,59% (-)
Kolumbien 27,4% (-) 55,53% (++) 14,39% (-)
Polen 15,83% (+/-) 26,07% (+) 47,11% (-)
Pakistan 16,76% (-) 45,05% (++) 32,27% (+)
Ägypten 23,62% (-) 27,31% (+) 44,35% (+)

Quelle: StatCounter

Die Zahlen geben die Prozentwerte im Monat März an, die fett markierten Werte zeigen den führenden Browser im jeweiligen Land. Die +/- Angaben zeigen den Trend der letzten 6 Monate, der aber nicht immer ganz klar ist. Der IE ist eindeutig in den drei größten Ländern führend, in China und Japan sogar mit einem extremem Vorsprung. Insgesamt hat er in 9 von den gezeigten 21 Ländern den größten Marktanteil, wobei in der Türkei schon nahezu Gleichstand mit Chrome herrscht. In den allermeisten Ländern befindet sich der IE im Abwärtstrend.

Chrome hat nun schon in 7 Ländern den größten Marktanteil (ohne die Türkei) und befindet sich in nahezu allen Staaten weiterhin im Aufwärtstrend. In Spanien und Mexiko kann schon im kommenden Monat ein Wechsel hin zu Chrome erfolgen. Der Rest der Länder geht an Firefox, der sich allerdings auch eher im Abwärtstrend befindet. Dementsprechend ist die von Browserrank auf den StatCounter Daten generierte Browserweltkarte in den letzten Monaten deutlich bunter geworden:

browserrank

Damit nun weiter zu der gewohnten Einzelbetrachtung der Performance der verschiedenen Browser:

Chrome

Der Google Browser hat in den letzten 5 Monaten einige entscheidende Etappen genommen: Zuerst wurde im November Firefox überrundet, seitdem ist Chrome der Browser mit dem weltweit zweithöchsten Nutzeranteil in der StatCounter Statistik. Seit Mitte Dezember ist die jeweils aktuelle Chrome Version auch die Browserversion, die die weltweit höchste Nutzung hat. Damals überrundete Chrome 15 erstmals den Internet Explorer 8. Heute gilt, dass die jeweils neueste Chrome Version diesen Spitzenplatz in weniger als zwei Wochen erobert. Hier z. B. der Verlauf beim gerade stattfindenden Wechsel von Chrome 17 auf 18:

Source: StatCounter Global Stats - Browser Version Market Share

Der letzte ‘Triumph’ sind schließlich die vergangenen Wochenenden, an denen Chrome es an einigen wenigen Tagen geschafft hat den IE zu überrunden:

Source: StatCounter Global Stats - Browser Market Share

Diese Entwicklung – zum ersten Mal seit ewigen Zeiten überholt irgendein Browser den IE in einer großen Statistik -  hat noch einmal für heftige Wellen in den Techblogs gesorgt und auch Microsoft auf den Plan gerufen, die hier noch einmal bekräftigten, dass sie es lieber mit den NetMarketShare Statistiken halten.

Auch in Marketinghinsicht gab es einige Erfolge für Google. So werden die Bemühungen um eine besonders hohe Sicherheit zum Beispiel vom BSI, dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, honoriert: Das BSI hat kürzlich den Chrome Browser auf Grund seiner Sicherheitsarchitektur als einzigen für Privatanwender empfohlen.

Im Bereich der Unternehmenskunden konnte Google Anfang März das US State Department vorweisen, welches 58.000 Mitarbeiter in kurzer Zeit auf Chrome umgestellt hat. Auch in Unternehmen wird möglicherweise die Tatsache wichtig, dass Chrome ebenfalls für ältere Plattformen wie Windows XP modernste Browserfunktionalitäten bietet, während Microsoft hier seine Kunden im Stich gelassen hat.

Wichtige Länder

In einer Reihe von wichtigen Ländern hat Chrome die Marktführerschaft übernommen oder steht kurz davor und sich dabei sowohl gegen den Internet Explorer wie auch gegen Firefox durchgesetzt:

Source: StatCounter Global Stats - Browser Market Share

Source: StatCounter Global Stats - Browser Market Share

Source: StatCounter Global Stats - Browser Market Share

Source: StatCounter Global Stats - Browser Market Share

Es gibt nur wenige Länder (siehe unten den Abschnitt  zum IE), in welchen Chromes Marktanteil auch bei StatCounter wieder sinkt. In Asien hat Chrome den Firefox insgesamt überholt, in Südamerika seinen Vorsprung weiter ausgebaut und in Afrika den IE vom zweiten Platz verdrängt.

Die verlorene ChromeOS Wette oder: Windows ist noch lange nicht am Ende

Der weiterhin anhaltende Siegeszug von Chrome hatte aber nicht zur Folge, dass Googles Browserbetriebssystem ChromeOS ebenfalls eine signifikante Verbreitung erreicht hat. Im Januar 2011 hatte ich einen enthusiastischen Blogpost über die glänzenden Zukunftsaussichten dieses radikal neuen Betriebssystemansatzes von Google verfasst und am Ende prognostiziert, dass der Chrome Marktanteil in 12 Monaten durch ChromeOS bei NetMarketShare auf 25% gestiegen sein würde. Dies hat sich nicht erfüllt.

Zwar ist ChromeOS pünktlich Mitte 2011 herausgekommen und konnte von da an auf sogn. ChromeBooks verwendet werden. Doch in den Webstatistiken ist davon nichts zu sehen, hier müsste sich ChromeOS auf den Anteil an Linuxrechner auswirken. Linux taucht aber nur in sehr sehr wenigen Ländern (z. B. Uruguay) überhaupt mit Anteilen oberhalb von einem Prozent auf.

Für Microsoft muss die Konkurrenz durch Google auf Betriebssystemebene daher bis heute kaum beunruhigend sein. In Bezug auf die zukünftigen Browsermarktanteile bedeutet dies Microsoft kann weiterhin davon ausgehen, dass mit jedem Generationswechsel eines PCs der eigene Browser weiterhin gute Chancen hat wieder ins Spiel zu kommen.

Chrome auf (fast) allen Plattformen

Für Google bedeutet dies – trotz der immer wiederholten Aussage es ginge gar nicht primär darum Chromes Marktanteil zu steigen, sondern um die allgemeine Verbesserung der verschiedenen Webbrowser – auch langfristig die Notwendigkeit Chrome immer wieder auf neue Rechner bringen zu müssen. Wichtig hierfür ist die Schaffung einer Bindung der Benutzer an den Browser, die stärker ist als die Bindung an das jeweilige Betriebssystem bzw. den konkreten Rechner.

Schon auf dem PC ist es mit Chrome seit langer Zeit möglich Browserinstanzen auf verschiedenen Geräten so stark zu synchronisieren, dass ein Wechsel von Rechner zu Rechner kaum noch stört. Inzwischen hat Google auch für Android eine Chrome Version herausgebracht, die noch weitergehende Synchronisierungen bis hin zu den geöffneten Tabs ermöglicht.

Letztlich führt auch dieser Ansatz zusammen mit der Verfügbarkeit von Chrome für Windows, MacOS und Linux dazu den jeweils verwendeten Rechner unwesentlich werden zu lassen, ähnlich wie ChromeOS. Für den eingeschworenen Chrome Nutzer ist daher der erste Schritt bei der Inbetriebnahme eines neuen Rechners die Installation und Synchronisation von Chrome.

Wenn es Google gelingt diese Bindung an den Browser noch weiter zu stärken ist der Marktanteil von Chrome möglicherweise in Zukunft nicht mehr so anfällig für Generationswechsel bei Rechnern.

Die Macht das Internet zu ändern

Mit dem wachsenden Marktanteil von Chrome hat Google heute eine vermutlich zuvor nie dagewesene Gestaltungsmacht über das Internet bekommen: Nicht nur betreibt das Unternehmen einige der wichtigsten Internetdienste der Welt, hat vermutlich die mit Abstand größte Zahl von Internetservern in Betrieb und verantwortet wesentliche Anteile des weltweiten Internetverkehrs, durch Chrome haben sie nun auch die Clientseite der Internetnutzung unter ihrer Kontrolle.

Diese Konstellation ermöglicht es Google als wohl erstem Anbieter überhaupt die grundlegenden Internetprotokolle und –standards weiterzuentwickeln. Ein Beispiel ist das SPDY Protokoll, welches HTTP ersetzen bzw. verbessern soll. Google konnte dieses neue Protokoll vergleichsweise schnell zu einer so hohen Reife bringen, dass es inzwischen zur Standardisierung eingereicht wurde. Der dazu notwendige Nachweis einer perfekten Funktionsweise mit echten Vorteilen konnte nur durch die Reifung im Zusammenspiel von Implementierungen auf Googles Servern und Googles Chrome Browser erfolgen.

Ein weiteres Beispiel wird möglicherweise die neue Programmiersprache DART sein. Google möchte diese Sprache als Nachfolger bzw. bessere Alternative zu Javascript positionieren. Noch ist DART nicht im Browser lauffähig, aber auch hier wird die Reifungsphase durch Implementierungen in Chrome und erste Nutzungen in Googles Diensten erfolgen. Durch die riesigen Nutzerzahlen kann Google hier zum einen schnell lernen und optimieren, auf der anderen Seite auch Druck auf andere Anbieter ausüben – direkt oder indirekt.

Da Google seine Vorhaben als Opensource Projekte durchführt und wie im Fall von SPDY versucht nach den Entwicklung zu standardisieren kann man diese Entwicklungen heute wohl uneingeschränkt positiv sehen.

Firefox

Für Mozillas Firefox Browser ging es seit der vorherigen Betrachtung zunächst weiterhin bergab, erst in den letzten beiden Monaten gab es so etwas wie eine Konsolidierung. Allerdings ist der Abstand zu Chrome inzwischen auf fast sechs Prozentpunkte angewachsen. Trotzdem könnte es Anzeichen für eine Trendwende sehen wenn man sich die Statistik für Afrika ansieht:

Source: StatCounter Global Stats - Browser Market Share

Auch in Ländern wie Indien geht es anscheinend wieder bergauf:

Source: StatCounter Global Stats - Browser Market Share

Insgesamt darf man daher hoffen, dass Firefox noch nicht vor dem unmittelbaren Ende steht.

Der Google Weg

Ein Grund für die Stabilisierung ist vielleicht das Lernen von Chrome: Firefox ist inzwischen in einem etablierten schnellen Updatezyklus angekommen, der ungefähr so rasch ist wie der von Chrome, und die Verbesserungen am Browser nun viel schneller zu den Benutzern bringt. Bald soll auch der letzte Schritt vollzogen und auf stille Updates umgestellt werden.

Allerdings schleppt Firefox immer noch einen Anteil von Benutzern der Version 3.6 mit sich herum (heute ca. 3 Prozentpunkte im gesamten Firefox Anteil), die sich den schnellen Updates verschlossen haben. Die Mozilla Corporation muss hier den Spagat erbringen auf der einen Seite bei der Entwicklungsgeschwindigkeit mit Google mithalten zu wollen und auf der anderen Seite insbesondere die Unternehmensanwender bei der Stange zu halten, für die Updates Arbeit bedeuten. Dies scheint noch nicht vollständig gelungen zu sein, aber man ist offenbar auf dem Weg.

Auch bei den Browserfunktionen orientiert man sich an Google: So soll Firefox nun auch eine Seite für Webanwendungen erhalten, die ähnlich wie der Chrome Web Store funktionieren wird, die Synchronisierungsfunktion wird erweitert um auch Addons mitzunehmen und das SPDY Protokoll soll integriert werden.

Der Google Geldsegen

Große Diskussionen gab es im Netz zum Dezember 2011 hin, als das vorherige Finanzierungsabkommen zwischen Google und Mozilla auslief. Für Mozilla war dies eine Zukunftsfrage, kommen doch die allermeisten Einnahmen bisher von Google. Einige in den konventionellen Bahnen des Konkurrenzdenkens gefangene Blogger sagten voraus, dass Google Mozilla jetzt fallen lassen würde um sich ‘eines Konkurrenten’ zu entledigen. Das Ergebnis war dann aber gänzlich anders:

Nicht nur verlängerten  Google und Mozilla die Kooperation um 3 Jahre, die von Google gezahlten Summen sind offenbar  auch noch um ein Vielfaches gestiegen. Offenbar erreichen die Zahlungen in den drei Jahren fast die Summe von einer Milliarde Dollar. Auch wenn diese Zahlen weder von Mozilla noch von Google bestätigt wurden wird allgemein davon ausgegangen, dass sie stimmen.

Damit hat Mozilla nun für die kommenden Jahre ein sehr großzügiges Finanzpolster, welches es ihnen nicht nur ermöglicht ihre bekannten Produkte wie den Firefox Browser weiterzuentwickeln, sondern auch innovative Projekt wie die mobile Boot2Gecko Plattform zu beginnen.

Internet Explorer

Für Microsoft bietet die StatCounter Statistik weiterhin keinen großen Grund zur Freude. Am besten dürfte ihnen noch der Verlauf der Browserversionen in Japan gefallen:

Source: StatCounter Global Stats - Browser Version Market Share

Hier sieht man den IE 9, der kurz davor ist seinen Vorgänger IE 8 als meistverwendete Browserversion abzulösen. Ganz grundsätzlich scheint sich der Marktanteil des IE in den Industrieländern besser zu entwickeln, da dort der Wechsel zu auf neue PCs mit Windows 7 schnell voranschreitet. Microsoft nennen dementsprechend auch als einzige für sie relevante Statistik den Marktanteil des IE 9 auf Windows 7.

Allerdings ist der IE 9 heute auch bereits mehr als ein Jahr alt. In technischer Hinsicht gibt es eigentlich keine Gründe ihn dem Chrome oder Firefox Browser vorzuziehen, die in der Zwischenzeit bereits wieder große Fortschritte gemacht haben. Spannend wird es sein zu sehen, ob sich der Aufwärtstrend des IE in der NetMarketShare Statistik fortsetzen wird oder umgekehrt, ob der Abstieg in den StatCounter Statistiken endet. Falls nicht, so erscheint es nicht unwahrscheinlich, dass der IE bei StatCounter bald seine Position als ewiger Erster abgeben muss.

Safari

Schaut man sich die Verteilung der Browserversionen für den Monat März an, so sieht man dort auch den iPad Safari, der inzwischen einen Anteil von 1,89% weltweit erreicht hat:

Source: StatCounter Global Stats - Browser Version Market Share

Damit hat er den Opera Browser überrundet, obwohl dieser in einigen Ländern sehr intensiv verwendet wird. Dies zeigt die Macht der Tablet Computer, die in den kommenden Jahre eine der wesentlichen Kräfte bei der Formung des Internets sein werden.

Der Desktop Safari hat sich nicht deutlich weiterentwickelt, auch wenn um die Weihnachtszeit ein kleiner Anstieg sichtbar war. Erstaunlich ist immer wieder, dass Chrome einen so rasanten Aufstieg hingelegt hat, während Safari – von dem Chrome einen Teil seiner technischen Basis übernommen hat – mehr oder weniger auf die Apple Rechner beschränkt geblieben ist.

Fazit

Als wesentliche Fazits kann man wohl diese ziehen: Der Wettlauf der Browserhersteller ist offenbar noch lange nicht an seinem Ende angekommen und die Frage was wirklich ‘da draußen’ bei den Nutzern geschieht ist schwerer zu beurteilen als je zuvor. Zwei Aspekte der sich verändernden Browserlandschaft sind aber denke ich besonders bemerkenswert:

Der Aufstieg der Webkit Browser

Die auf Apples Webkit basierenden Browser sind die neue Macht, gerade in Bereich der mobilen Nutzung. Da sowohl der Safari Browser auf iPhone und iPad wie auch der Android Browser auf Webkit beruhen ist hier ein Quasistandard entstanden. Dieser Quasistandard kann über Frameworks für die Entwicklung von Webanwendungen, die zunächst auf die mobilen Plattformen zugeschnitten waren, über kurz oder lang auch Rückwirkungen auf die Desktop Browser haben. Analog zu Apples Weigerung Flash auf seinen Mobilgeräten anzubieten, was zu einer allmählichen Ablösung von Flash auch bei Desktopversionen von Webseiten führt.

Der Aufstieg der Browser mit schnellem Updatezyklus

Mit Chrome und Firefox gibt es jetzt zwei Webbrowser mit sehr schnellem Updatezyklus. Je nach Statistik vereinigen diese beiden Browser von knapp unter 40% bis über 50% der Webnutzung. Damit sind sie eine wesentliche Einflussgröße geworden über die sich Änderungen an den wesentlichen Internetstandards tatsächlich in Zukunft einfacher lassen durchsetzen dürften als dies in den Zeiten des Microsoft Monopols der Fall war.

Zumindest können diese beiden Browseranbieter neue Standards viel schneller reifen und damit für die Standardisierung bereit werden lassen als dies früher der Fall war. Man kann als annehmen, dass dem Web heute weniger die Gefahr einer Versteinerung in veralteten Formaten und Protokollen droht als früher.

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