Sonntag, 28. April 2013

Google Drive für simple Webhostingzwecke nutzen

Seit einiger Zeit ist bekannt, dass man das Google Drive auch für das Hosting von Webinhalten verwenden kann. Warum sollte man das tun? Weil man so eine einfach zu nutzende, gut integrierte Plattform bekommt, die mit einigen einzigartigen Möglichkeiten wie der Echtzeitkollaboration aufwarten kann. Ich denke dabei nicht, dass man seine produktiven Webserver oder Content Management Systeme durch das Google Drive ersetzen kann (oder sollte), aber für Prototyping und das schnelle Onlinestellen von Inhalten, über die man mit anderen noch diskutieren will, ist das eine interessante Alternative.  

Wie es genau funktioniert 

Die Beschreibung von Google dazu ist recht spartanisch und richtet sich eher an Entwickler, die über auf das Drive zugreifende Anwendungen automatisch ganze Webauftritte publizieren wollen. Auf der Lifehacker Webseite gibt es aber eine bessere Beschreibung. Diese kann man so übersetzen:
  1. Man gründet einen eigenen Ordner im Drive und gibt diesen öffentlich frei (die öffentliche Freigabe ist heute offenbar eine notwendige Voraussetzung. Für streng geheime Inhalte ist das Drive Hosting damit nicht geeignet).
  2. Aus dem Freigabedialog kopiert man sich die URL. Hier ein Beispiel:

    https://drive.google.com/folderview?id=0B0ttwGA5GF3USzQtMHRKZ1dRSzg&usp=sharing
  3. Von diesem Link interessiert nur die ID, hier 0B0ttwGA5GF3USzQtMHRKZ1dRSzg. Damit baut man sich dann die Hosting Adresse:

    https://googledrive.com/host/0B0ttwGA5GF3USzQtMHRKZ1dRSzg/
Freigabeeinstellungen und Link
Voila, das Google Drive Hosting ist fertig. Wenn man eine index.html Datei in das Verzeichnis legt wird diese direkt angezeigt, ganz wie man es gewohnt ist. Aus den im Verzeichnis abgelegten HTML Dateien heraus kann man andere Dateien mit CSS- und JS-Code aufrufen, natürlich auch Bilder. Unterverzeichnisse funktionieren ebenfalls.

Anwendungsfall Prototyping

Meine erste produktive Nutzung des Drive Hostings bestand in einem Prototyping: Es ging darum von bestimmten Seiten einer unserer J2EE Anwendungen mehrere alternative Überarbeitungen zum Vergleich vorzustellen. Da die dynamischen Serverkomponenten nicht gebraucht wurden reichte es statische Abzüge zu bearbeiten und die Links dazu dann per eMail für die weitere Diskussion verschicken zu können. Mit dem Google Drive Hosting lies sich das dann so lösen:
  • Anlegen eines neuen Verzeichnisse auf einem Windows PC. Das Verzeichnis befindet sich in einem Bereich, der vom Google Drive Client synchronisert wird und wandert so automatisch in die Cloud. 
  • In das Verzeichnis wird eine statische Kopie der zu bearbeitenden Webseite gelegt. Nach meiner Erfahrung ist hier Opera am besten geeignet: Nur Opera speichert auch in CSS Dateien referenzierte Bilder mit ab.
  • Nun kann man schon mit Windows Werkzeugen (in meinem Fall Eclipse) anfangen die statische Kopie zu bearbeiten. Die Änderungen gehen gleich in die Cloud. Wenn man die Inhalte direkt im Drive bearbeiten will bieten sich Tools wie das Neutron Drive an. Wenn man allerdings viel STRG-R Entwicklung macht ist es schneller lokal zu arbeiten.
  • Am Ende (oder auch am Anfang) veröffentlicht man dann das neue Verzeichnis wie oben beschrieben und kann den Link an die Personen verschicken, die das fertige Werk begutachten sollen.
Ich denke bei mir wird das Drive Hosting einen festen Platz in der Arbeitsroutine bekommen.

Sonntag, 21. April 2013

Zum Stand der Browser Kriege || Wühlen in Statistiken 03/2013

Ein Jahr ist schon wieder vergangen seit dem letzten Blogpost zum Stand der Browserkriege. In dieser Zeit hat sich die grundlegende Veränderung der Marktanteile der Webbrowser weiter fortgesetzt und gleichzeitig sind neue Trends auszumachen wie die Auswirkungen der sogn. Post-PC-Ära und der Aufstieg der Webkit Browser.

Kurzkritik an NetMarketShare

Bevor es in die Zahlen geht ist wieder - noch stärker als vor einem Jahr - die Frage zu stellen auf welchen der beiden großen Webstatistiker man sich verlässt. Die Zahlen von NetMarketShare und StatCounter haben sind in den letzten 12 Monaten noch weiter auseinander entwickelt und zeigen nun sogar gegenläufige Trends auf. Ich verlasse mich weiterhin auf StatCounter. Gegen NetMarketShare sprechen aus meiner Sicht weiterhin diese Gründe:
  1. Die statistische Basis ist offenbar deutlich kleiner.
  2. Die Transparenz der Zahlen ist sehr gering da nicht klar ist wie sich die Browseranteile auf die unterschiedlichen Länder verteilen.
  3. Der Versuch NetMarketShares einzelne Benutzer zu identifizieren macht das Verfahren noch intransparenter.
  4. Die so aufbereiteten Benutzerzahlen werden auf Basis von inkonsistenten Bevölkerungstabellen gewichtet, wodurch z. B. China ein sehr starkes Gewicht bekommt.
  5. Den Ausschluss von Zugriffen aus Chromes Prerendering Funktion halte ich bei NetMarketShare (nicht bei StatCounter) weiterhin für einen konzeptionellen Fehler.
  6. Tablets werden nicht zu den Desktoprechnern gezählt.
Also weiter mit StatCounter. Wichtig ist es sich daran zu erinnern, dass StatCounter die Anzahl der gezählten Webseitenabrufe auswertet und nicht versucht irgendwelche Aggregationen der Daten zu machen.

Die weltweiten Marktanteile 

Die weltweiten Marktanteile der Desktop Browser sehen bei den beiden Statistikern nun so aus (die Zahlen sind etwas gerundet):

März 2013
StatCounter
NetMarketShare
Chrome
38%
16,5%
Internet Explorer
29,3%
55,8%
Firefox
20,9%
20,2%
Safari
8,5%
5,3%
Opera
1,2%
1,7%

Chrome hat also bei StatCounter heute mit deutlichem Abstand die Führung übernommen. Die Entwicklung der letzten 12 Monate sieht dort so aus:


Source: StatCounter Global Stats - Browser Market Share


Auf Sitepoint hat man sich die Mühe gemacht die relativen Änderungen in den letzten 12 Monaten auszurechnen.

Die Verteilung in den 20 Ländern mit den meisten Internetnutzern

In den Ländern mit den vermutlich meisten Internetnutzern (Quelle) sieht es bei den Desktopbrowsern so aus:

März 2013ChromeInternet ExplorerFirefox
China24,7% (+)55,6% (-)3,3%
USA26%40,3% 16,3%
Indien48,8% (+)15,7% (-)30,4% (-)
Japan22,3% (+)52,4%14,3%
Brasilien60,7% (+)18,9% (-)17,1%
Russland39% (+)16,1% (-)22,6%
Deutschland21% (+)22,8% (+)45,2% (-)
Indonesien29,7% (+)2,5%60% (-)
England33,6%32%16% (-)
Frankreich34,3% (+)25,5% (-)28,1% (-)
Nigeria22,1%18,8%43,5%
Mexiko48,8% (+)30,6% (-)13% (-)
Iran18,3% (+)33,6% (-)42,5% (+)
(Süd-)Korea20,4%71,5%2,9% (+)
Türkei54,9% (+)33,4% (-)9,8%
Italien38,9%31%19,6% (-)
Philippinen63,8% (+)6%23,4% (-)
Spanien42,7% (+)25,6% (-)22% (-)
Vietnam52,3% (+)11,1% (-)29,4% (-)
Ägypten40,3% (+)14,5% (-)40,6% (+)
#
11 (+)4 (-)5
Quelle: StatCounter

Im Vergleich zum letzten Jahr hat sich die Liste verändert, sowohl in der Reihenfolge wie auch in den enthaltenen Ländern. Wichtig ist dabei zu bedenken, dass gerade in sehr stark gestiegenen Ländern wie Indien oder Indonesien der Anteil der Internetnutzung über mobile Geräte viel schneller zu wachsen scheint als es in den 'alten' Internetländern der Fall ist.

Die inzwischen verfügbaren Weltkarten bei StatCounter geben die Änderungen schön auf einen Blick wieder:
März 2012
März 2013
 Das 'Grün' von Chrome hat sich deutlich ausgebreitet, das 'Braun' von Firefox ist heute mehrheitlich in Afrika zu finden. Das 'Blau' des Internet Explorers ist geringer geworden und die roten Flecken von Opera sind verschwunden. Aber nun zu den einzelnen Browsern:

Chrome

Der Google Browser konnte seinen unglaublichen Aufsteig weiter fortsetzen und hat nun einen komfortablen Vorsprung vor dem Internet Explorer. Dies gilt um so mehr, wenn man noch die einzelnen Browserversionen unterscheidet:


Wenn man nach Kontinenten geht, so ist Chrome nun in Europa, Afrika und Asien führend, in Südamerika ist die Dominanz bereits so groß geworden, dass sie an den IE erinnert:



Nur in Nordamerika stagniert der Browser mehr oder weniger. Dafür ist sein Wachstum in den Ländern mit der am schnellsten wachsenden Internetnutzerschaft ungebremst, hier z. B. Indien:


Dies und die Tatsache, dass Chrome auch bisher schon Generationswechsel bei den PC Betriebssystemen offenbar ohne große Nutzerverluste überstanden hat lassen die Vermutung zu, dass der Google Browser noch nicht am Ende seines Aufstiegs angekommen ist. Im Gegensatz zum Internet Explorer und Firefox gibt es in den 20 Ländern mit den meisten Internetbenutzern auch kein einziges, in dem Chrome nicht bereits eine wesentliche Nutzerbasis errungen hat. 

Auch in technischer Hinsicht und beim Marketing lässt Google keine 'Ermüdungserscheinungen' erkennen und hat offenbar weiterhin Großes vor. Einige Stichpunkte dazu:
  • Google entwickelt mit RoboHornet und Octane weitere moderne Benchmarks, die die Browserentwicklung voran treiben sollen. 
  • Das Commitment zur Betriebssystemvariante ChromeOS wird in dem superteuren Chromebook Pixel sichtbar. 
  • Neben SPDY als HTTP Nachfolgeprotokoll hat Google mit Arbeiten an dem UDP Nachfolger QUIC begonnen. 
  • Bis vor kurzem setzte Chrome auf Webkit, nun hat Google aber angekündigt einen eigenen Fork mit Namen Blink zu gründen. Dazu unten mehr. 
  • Die Arbeiten an der Javascript Nachfolgesprache Dart gehen immer weiter. 
  • Google veranstaltet weiterhin seine Pwnium Wettbewerbe, in denen Sicherheitsexperten aufgefordert werden gegen immer höhere Belohnungen Lücken in Chrome/ChromeOS zu finden.

Internet Explorer

Der Microsoft Browser liegt inzwischen mit seiner verbreitetsten Version 9 hinter den kombinierten Nutzungszahlen nicht nur von Chrome, sondern auch von Firefox:


Microsoft hat in den letzten Jahren zwar gezeigt, dass sie den Kampf um einen konkurrenzfähigen Browser nicht aufgegeben haben, aber bei den Marktanteilen scheint sich die nicht ausgezahlt zu haben. Ein Grund lag möglicherweise darin, dass Microsoft seine neueren Browser ab Version 9 nicht mehr für die immer noch in großer Zahl verwendeten alten Betriebssystemversionen wie XP verfügbar gemacht hat. Die modernste Version 10 wurde erst kürzlich für Windows 7 verfügbar und ist daher bisher kaum verbreitet.

Die sicherste Basis hat der IE weiterhin in den Vereinigten Staaten und asiatischen Ländern wie China, Japan und Südkorea:


Firefox

Die freie Browser setzt seinen langsamen Abstieg fort, was allerdings nicht unbedingt bedeuten muss, dass er tatsächlich von weniger Menschen verwendet wird, da sich das Netz immer noch in neue Teile der Welt ausbreitet. Mozilla hat inzwischen auf den gleichen, sehr schnellen Releasewechsel umgestellt, den Google mit Chrome vorgemacht hat, und die Stimmen, die deshalb stark gegen Firefox gesprochen haben, scheinen in den letzten Monaten verstummt zu sein. Dafür hat Mozilla gezeigt, dass sie auch schnell sein können mit Innovationen und Firefox liefert sich heute ein echtes Rennen mit Chrome. Meine pessimistische Prognose von 2011 scheint damit nicht einzutreffen. Das Vorzeigeland für Firefox ist weiterhin Deutschland:

Safari

Apples Safari Browser ist als einziger heute fest an die Geräteplattform des Herstellers gebunden, da Apple die Windows Version von Safari vor einiger Zeit eingestellt hat. In der Statistik hat dies zu keinem Einbruch geführt, wohl ein Zeichen dafür, dass Apples Entscheidung zur Einstellung auf die Erfolglosigkeit des Browsers außerhalb der eigenen Betriebssysteme zurückzuführen ist. 

Der kontinuierliche Aufstieg von Safari ist damit ein direktes Zeichen des Erfolgs von Apple Geräten. In der StatCounter Statistik werden dabei iPads richtigerweise ebenfalls als Desktoprechner gewertet. Dieser Erfolg ist mehr oder weniger auf die reichen westlichen und asiatischen Länder beschränkt, ist dort aber teilweise enorm:

Neue Gruppen

Ergänzend zu den gewohnten Betrachtungen der wichtigsten Browser möchte ich dieses Mal noch Gruppen betrachten, die sich auch meiner Sicht als besonders relevant erwiesen haben. 

Neue Gruppen I: Die Schnellupdater

Als erste Gruppe möchte ich die Schnellupdater definieren. Das sind die Browser, die vom früher normalen jährlichen Releasezyklen abgerückt sind und nun alle paar Wochen neue Hauptversionen auf die Benutzer loslassen. Diese Gruppe wurde ursprünglich von Google gegründet, inzwischen gehört aber auch Mozilla mit Firefox dazu.

Diese Gruppe hat nun einen Marktanteil von 38%+20% = 58%. In diese Berechnung gehen alle Chrome Versionen und alle Firefox Versionen ab 5 ein.

Man muss sich einmal verdeutlichen, was dies bedeutet: Mehr als die Hälfte der Internetnutzung erfolgt heute über zwei Browser, die sehr schnell weiterentwickelt werden und die in der Lage sind ihre Nutzerschaft über stille Updates in kürzester Zeit mit neuesten Versionen zu versorgen. Es gab wohl noch nie eine bessere Grundlage für eine rapide Weiterentwicklung des Netzs und seiner Basistechnologien.

Die Chancen stehen gut, dass der Anteil noch weiter steigt, da sich Firefox wie beschrieben stabilisiert zu haben scheint und Chrome weiter auf Wachstumskurs ist. Man kann auch noch kleinere Browser wie Opera und Yandex zu dieser Gruppe zählen, die heute auf dem Chromium Projekt beruhen.

Neue Gruppen II: Die Vertreter der Post-PC-Ära

Eine andere wichtige Gruppe sind die Browser, die nicht mehr auf der Windows Plattform ausgeführt werden. Schaut man in die Betriebssystemstatistik der Desktopbrowser, so ist Windows  dort immer noch extrem dominant, aber iOS und Android (auf Tablets) kommen inzwischen schon auf mehr als 5%:


Zwar verschiebt sich das Verhältnis von mobiler und Desktopnutzung nur langsam, aber es verschiebt sich:

Und in einigen Ländern hat sich der Anteil bereits umgekehrt:

Source: StatCounter Global Stats - Mobile vs. Desktop Market Share
Gerade die Tablets und die im Android Bereich in immer größerer Zahl angebotenen Übergangsformen zwischen Telefon und Tablet ('Phablets') werden sicher für viele Menschen ein nahezu vollwertiger PC Ersatz sein und den klassischen Desktop PC immer stärker in den Bereich der Arbeit bzw. professionellen Anwendung drängen.

Bei den Mobilbrowsern an sich ist die Landschaft deutlich unübersichtlicher als bei den Desktopbrowser, da sich hier auf Grund der Vielfalt der Geräte und der Betriebssysteme noch ganz andere Anbieter behaupten können:
Android dominiert hier, wobei Chrome (sowohl unter Android wie auch iOS) bisher nur eine Nische ausfüllt. 

Neue Gruppen III: Der Aufstieg (und plötzliche Fall) der Webkit Browser

Schließlich gibt (oder gab) es noch eine dritte interessante Gruppe und das sind die auf Apples Webkit Framework beruhenden Browser. Dies sind heute
  • Safari 
  • Chrome 
  • Android Browser 
  • Opera 
  • Yandex 
und noch einige andere. Diese Browser haben im Desktopbereich bereits einen Anteil von knapp unter 50%, im Mobilbereich sind sie erdrückend. So erdrückend, dass Microsoft sich hier in die ungewöhnte Rolle gedrängt sieht die Webentwickler zu Standardkonformität anhalten zu müssen, damit ihre Window Phones und Windows RT Geräte mit den für mobile Zugriffe optimierten Seiten zurecht kommen können.

Allerdings hat sich - wie oben erwähnt - Google vor kurzem entschlossen Webkit den Rücken zuzukehren und mit Blink eine abgeleitete, eigene Version weiter zu entwickeln. Damit fällt Chrome aus der Webkit Zählung raus, aber auch Opera, Yandex und noch weitere kleine Vertreter.

Es kann daher sein, dass in einer zukünftigen Version vom Aufstieg der Blink Browser die Rede ist und für Webkit dann das gleiche gilt, dass oben zu Safari gesagt wurde, nämlich dass es auf Apples Hardware beschränkt ist. Da Google ein viel klarer definiertes Ziel in der Weiterentwicklung des Webs hat als Apple kann man davon ausgehen, dass Blink schon bald Webkit überflügeln wird.

Samstag, 6. April 2013

Ein Abstieg in die Windows Crapware Hölle (Plädoyer für das ChromeBook)

Eigentlich dränge ich mich schon lange nicht mehr bei Bekannten und Verwandten für die Lösung von Problemen auf, die ’irgendwas mit Computern’ zu tun haben. Vor ein paar Tagen war es dann doch mal wieder so weit. Da ich selbst schon lange keinen Windows PC mehr erworben habe fand ich die dabei gewonnenen Eindrücke so interessant, dass ich sie einmal aufschreiben will.

Teil 1: Die verfluchte ASK Toolbar

Der erste Teil war leicht und der Grund warum ich mich überhaupt auf die Sache eingelassen habe. Es begann mit dem Satz der Bekannten ’Also seit gestern bin ich mit Google fertig!’. Das konnte ich natürlich nicht ignorieren und auf die Frage was dahinter steckt stellte sich heraus, dass der von mir empfohlene Chrome Browser seit einiger Zeit eine nervige Toolbar zeigte und auch die Suchmaschine verstellt sei.

Ich denke jeder, der sich um Windows Rechner zu kümmern hat, weis welche Toolbar hier gemeint ist: Natürlich die supernervige ASK Toolbar, die Oracle einem nun bei den viel zu häufig notwendigen Java Updates unterschiebt. Wer will kann sich an dieser Petition beteiligten, die sich gegen dieses Vorgehen richtet.

Für mich war das der Grund nicht nur Ask zu deinstallieren, sondern auch Java komplett von diesem Rechner zu entfernen. Kein leichter Schritt für mich als Java Entwickler, aber Oracle treibt es hier gerade eindeutig zu weit und angesichts der jede Woche neu auftauchenden Sicherheitsprobleme kann man eigentlich niemandem mehr zumuten Java ohne Not auf seinem Rechner zu behalten.

Teil 2: Der nagelneue, aber unbrauchbare Windows 8 Laptop

Da ich nun schon mal dabei war ging es danach an den kostengünstigen, frisch beim Media Markt erworbenen Toshiba Laptop mit Windows 8. Hier war eigentlich nur die Frage zu klären was bestimmte, immer wieder auftauchende Warnungen zu bedeuten haben. Aber nun begann der Teil, der mehr als zwei Stunden dauern und einiges an Nerven kosten sollte.

Wie man es gewohnt ist habe ich erst einmal Windows die aufgelaufenen Updates installieren lassen. Das geht ja normalerweise recht schnell. Hier dauerte dieser automatische Vorgang mehr als eine Stunde. Und wenn ich mehr als eine Stunde sage meine ich das wortwörtlich.

Auch der erste Start nach dem Update dauerte enorm lange. Der fünf Jahre alte Laptop, den ich am vergangenen Wochenende auf Windows 8 aktualisiert hatte, ist dazu im Vergleich rasend schnell.

Endlich auf der Wir-dürfen-sie-nicht-mehr-Metro-nennen Oberfläche angekommen wurde dann auch klar warum das nagelneue Gerät so unglaublich langsam war: Tonnen von Crapware, die den Laptop schon out of the box zu einer verkrüppelten Schnecke machten. Die folgende Software habe ich dann - mit vielen Reboots - deinstalliert. Die Reihenfolge geht grob von ‘harmlos, aber unnötig’ hin zu einer Sache, die ich für einen echten Täuschungsversuch halte:
  • Ein Programm, welches einen Amazon Link auf den Desktop legt.
  • Nero: Das hatte ich in Erinnerung als Programm zum CD und DVD Brennen. Aber in diesem 800MB großen Monster muss sich heute alles mögliche verbergen. Gelöscht, da Windows 8 für Datensicherungen etc. völlig ausreichende Möglichkeiten schon mitbringt.
  • McAfee: Ein Virenscanner ist unter Windows notwendig, aber Microsoft hat mit dem Defender inzwischen selbst ein entsprechendes Produkt in Windows 8 integriert. Also runter damit.
  • Irgendein Downloadhelfer, der sich in allen Browsern eingeklinkt hatte und dessen Icon selbst nach der Deinstallation nicht verschwinden wollte. Unnötig.
  • Ein Program für ‘Internet Anonymität’. Ich habe es mir nicht genauer angesehen, aber Browser wie Chrome haben mit dem Inkognito Modus selbst bessere Mittel schon integriert. Weg damit, im Zweifelsfall ist damit auch eine potentielle Spionagesoftware entfernt.
  • Ein ‘PC Beschleuniger’. Nach dessen Deinstallation verschwanden die meisten der irritierenden Meldungen und der Laptop wurde spürbar schneller!
  • Ein ‘App Store’ von Intel. Auf einem Rechner mit AMD Prozessor. Runter damit.
  • Eine Spieleplattform. Sie zeichnete sich dadurch aus, dass man bei der Deinstallation jedes der ca. 20 angebotenen Spiele separat für die Deinstallation auswählen muss. Geht es noch stumpfer? Ja:
  • Noch ein paar Programme, die sich tief in den Browsern eingenistet hatten. Das scheint ein Trend zu sein um die Benutzer in der heute wichtigsten Anwendung auf dem PC beeinflussen und vielleicht auch beobachten zu können. Eines dieser Programme hatte einen Deinstaller, der die vorausgewählte Option hatte mit der Deinstallation gleich eine andere Müllsoftware zu installieren.
  • Eines dieser Programme war vermutlich für die Änderung der Suchmaschine und der Startseite im frisch installierten Chrome Browser verantwortlich. Das ist der Teil, den ich für hart an der Grenze zu einer böswilligen Täuschung halte: Hier wurde ohne den Benutzer zu fragen die mir bis dato unbekannte Delta Search eingestellt. Der folgende Screenshot zeigt sie:


Selbst ich habe einen Moment gebraucht um zu bemerken, dass ich hier nicht in der Google Suche gelandet war, denn die fetten Werbeanzeigen erst kommen sobald man mit der Seite interagiert. Wenn man sich die Links oben anschaut, so führen diese teilweise sogar zu Google Diensten. Wirklich frech und offensichtlich so gestaltet, dass sie bei den Nutzern den Eindruck der gewohnten Google Suche erwecken sollen. Ob Google diese Seite kennt?

Nach diesen Schritten war der Rechner dann schon besser nutzbar. Übrig blieben nur ca. 10 Anwendungen von Toshiba. Da nicht unmittelbar klar war welche sie Funktion haben - vielleicht wichtig - habe ich mich darauf beschränkt die Apps zu deinstallieren, die durch Meldungen nervten und alle entsprechenden Icons von der ‘Metro’ Oberfläche zu entfernen.

Eigentlich hätte der Abend dann in einem Erfolg enden können. Allerdings stellt sich dann das Problem ein, dass die Maus nach dem Benutzerlogin nicht mehr funktionierte. Erst am nächsten Tag löste sich das Problem, da plötzlich (meint: ohne Zutun von irgendjemandem) alles wieder funktionierte. Irgendwie dubios und wenig Vertrauen erweckend.

Windows 8 ist kompliziert, die ‘Verbesserungen’ machen es unbrauchbar

Ich befasse mich erst seit ein paar Tagen intensiver mit Windows 8. Grundsätzlich sieht es meiner Meinung nach an vielen Stellen schicker aus als je zuvor. Und wenn man sich ein paar Tastenkombinationen wie STRG+ESC, Windowstaste+C und Windowstaste+X merkt kommt man gut voran.

Trotzdem ist es ein tief gespaltenes System, welches die altbekannte Desktopmetapher mit der neuen ‘Metro’ Oberfläche ergänzt, dabei aber noch keine durchgehende Linie erkennen lässt. Ein produktiveres Arbeiten ist damit meiner Meinung nach nicht möglich, zu oft muss man zwischen den verschiedenen Gesichtern des Betriebssystems umdenken und wie ich jemanden ohne große Kenntnisse im Umgang mit Computern erklären sollte was man wo am besten macht hat sich mir bisher nicht erschlossen.

Wenn dann noch Massen von ‘Verbesserungssoftware’ vorinstalliert sind, die den neuen Windows Nutzer mit Warnungen und Hinweisen anspringen, wird die ohnehin schon steile Lernkurve unüberwindlich.

Microsoft müsste seine Marke besser schützen

Die Verkaufszahlen von Windows 8 sind offenbar alles andere als gut. Abgesehen von den Problemen, die Microsoft sich selbst zuzuschreiben hat, verschlimmert das offene Modell der Distribution von Windows Geräten die Situation jetzt noch weiter.

Dieses Problem ist in der Windows Welt nicht neu, aber angesichts der schon grundsätzlich bei Windows 8 vorhandenen Akzeptanzprobleme - und der wachsenden Konkurrenz durch sehr einfach zu bedienende Geräte wie Tablets - sind Kunden heute glaube ich weniger bereit so etwas als gegeben hinzunehmen und die Schuld für grauenhaft funktionierende Rechner bei sich selbst zu suchen.

Vermutlich müsste Microsoft versuchen seine Hersteller und den Vertrieb hier stärker an die Kandare zu nehmen. Oder die selbst hergestellten Surface Produkte aggressiver vertreiben und so in Konkurrenz zu den anderen Herstellern treten. Dies sind aber alles keine Lösungen, die sich schnell durchsetzen lassen. Vermutlich ist es schlicht am einfachsten Windows 8 komplett zu vermeiden.

ChromeBooks: Die problemlose Alternative

Nach diesen Erfahrungen in der Windows 8 Welt empfehle ich jedenfalls erst recht bei der Neuanschaffung eines Laptops ernsthaft über ein ChromeBook nachzudenken. Inzwischen sind diese Geräte auch in Deutschland verfügbar, Google hat dazu eine eigene Startseite aufgebaut.

Welche Argumente für ein ChromeBook sprechen hatte ich vor langer Zeit schon einmal in einem ziemlich umfangreichen Post beschrieben. In Kurzform sind es für mich weiterhin diese Punkte:
  1. ChromeBooks sind extrem simpel zu verwendende Geräte: Die erste Einrichtung geht in Minuten (es geht dabei eigentlich nur um die WLAN Konfiguration), danach muss nichts mehr gemacht werden.
  2. Die Sicherheit von ChromeOS ist die beste, die man heute als Endverbraucher von einem Betriebssystem bekommen kann. Das Konzept macht Virenscanner etc. überflüssig. Auch wer beim Onlinebanking bisher immer ein schlechtes Gefühl hatte sollte überlegen zu wechseln.
  3. Ein ChromeBook lässt sich einfach mit vielen verschiedenen Personen teilen, die einzelnen Benutzer sind dabei komplett voneinander getrennt und können sich nicht in die Daten schauen.
  4. Die Preise sind meist deutlich niedriger als bei Windows Geräten.
  5. Ein ChromeBook startet extrem schnell, aus dem Schlafmodus heraus ist es ähnlich schnell verfügbar wie ein Tablet.
  6. Die Oberfläche von ChromeOS ist Windows Benutzern vertrauter als die von Window 8.
  7. Keine nervigen Updates von allen möglichen Programmen. Das Betriebssystem aktualisiert sich still im Hintergrund und das war es auch schon.
  8. Es gibt gar keine Möglichkeit für die Geräteanbieter oder den Vertrieb irgendwelche Crapware zu installieren.
  9. Google aktualisiert ChromeOS oft und baut die Funktionen alle paar Wochen aus. 
  10. Das System verstopft nicht im Laufe der Zeit - wie von Windows gewohnt - mit Überresten von alten Programmen und wird immer langsamer. Google verspricht hingegen, dass das System mit der Zeit eher schneller wird. Nach meiner Erfahrung mit einem ChromeBook stimmt das.
Trotzdem sind ChromeBooks nicht für jeden Zweck geeignet. Wenn z. B. das Microsoft Office in vollem Umfang gebraucht wird oder irgendeine auf Java basierende Software (z. B. das ELSTER Programm und auch die Elster Online Webseite) muss über Alternativen nachgedacht werden.

Aber man sollte vor einer Neuanschaffung in jedem Fall einmal einen Blick auf die Option ChromeBook werfen