An diesem Wochenende sind wir in zwei Etappen von der Ostsee wieder ins heimische Ostwestfalen zurück gekehrt und dabei lief die ganze Zeit die Google Maps Navigation auf dem Nexus 4 Smartphone. Die Navigation nutzten wir dabei nicht primär um den Weg zu finden - der ist ja nicht so kompliziert - sondern um eventuelle Staus und Unfallstellen zu erkennen. Die dabei gemachten Erfahrungen habe ich hier aufgeschrieben.
Hintergrundinfos
Zuerst in paar Hintergrundinfos für diejenigen, die Google Maps noch nicht auf dem Smartphone als Navigationsgerät verwendet haben: Im Prinzip hat man hier die gleiche Routensuchmöglichkeit wie in der Google Maps Webseite, allerdings mit weniger Optionen (dazu unten mehr). Man kann auf dem Android Smartphone - und neuerdings auch auf dem iPhone - die Route dann in einem echten Navigationsmodus zeigen lassen, der einem dann Schritt für Schritt zum Ziel führt. Das sieht dann z. B. so aus:
Dies ist der Übersichtsmodus, der die komplette noch zu fahrende Strecke zeigt. Die Farbkodierungen zeigen dabei Verkehrsbelastung des jeweiligen Streckenteils an. Normalerweise fährt im anderen Modus, der immer das gerade vor einem liegende Straßenstück zeigt.
In beiden Modi ist aber insbesondere die Anzeige unten links zu sehen (hier die Ziffern 12:39), welche neben der geschätzten Fahrtzeit / Ankunftszeit über einen farbigen Punkt (hier in gelb) einen sofortigen Eindruck vermittelt, ob man auf der bevorstehenden Strecke mit Stauungen zu rechnen hat.
Daran, dass dieser Punkt die Farbe wechselt bzw. wenn die berechnete Zeit sich plötzlich deutlich verlängert kann man erkennen, dass eine Verkehrsbehinderung vorliegt. Das technisch interessante daran ist, dass die Informationen über die Verkehrslage nicht von den üblichen Verdächtigen, also der Polizei bzw. den Autobahnmeistereien kommen, sondern von den Autofahrern bzw. ihrem Smartphones selbst. Wie das genau funktioniert wird z. B. hier beschrieben. Die spannende Frage ist, wie gut dieses Verfahren funktioniert:
Etappe 1: Stau vor dem Maschener Kreuz nach Unfall an einem Sonntag
In diesen Stau am letzten Sonntag sind wir ohne Vorwarnung durch das laufende Google Navi gefahren (allerdings war der Bildschirm des Handys zu dem Zeitpunkt ausgeschaltet). Als wir das Stauende erreichten war der ‘grüne Punkt’ in der Fahrtzeitanzeige noch zu sehen. Allerdings war der Unfall noch sehr frisch, so trafen die Rettungsfahrzeuge erst nach uns ein.
Interessant war, dass in Google Maps der Stau schon zu sehen war als ich vom Navi Modus dahin umschaltete, sogar ziemlich genau in der richtigen Länge. Das Navi bekam diese Daten etwas später und zeigt dann auch den ‘roten Punkt’.
Erkenntnis daraus: Die Verkehrslagenanzeige in Google Maps wirkt sehr nah am tatsächlichen Geschehen, hier kann der Unfall erst wenige Minuten zuvor passiert sein und trotzdem war der entsprechende Stau zu sehen. Sie kann einen aber nicht in jedem Fall vorwarnen, wobei Verzögerungen bei der Datenübermittlung an die Navi Funktion - verursacht wohl auch durch die unzuverlässigen Netzverbindungen auf der Autobahn - vielleicht die Hauptrolle spielen.
Etappe 2: Fahrt in schwieriger Verkehrslage durch Berufsverkehr, Schneefall und Unfälle
Bei der Weiterfahrt von Bremen am gestrigen Montag herrschten schwierige Verkehrsverhältnisse durch den kontinuierlichen Schneefall, dadurch verursachte Unfälle, Geisterfahrer auf einer der Autobahnen in Bremen und den dort allgemein hohen Anteil von Schwerverkehr an einem normalen Wochentag.
Eine Sache, die zuerst auffiel, war der teilweise deutliche Unterschied zwischen der Reisezeit, die einem Google Now anzeigt - welches man an so einem Tag für die Planung des richtigen Abreisezeitpunkts gerne und oft nutzt - und der Reisezeit, die man nach dem Start der echten Navigationsfunktion erhält: In diesem Fall war die Zeit von Google Now deutlich niedriger, in Endeffekt war aber auch die Zeitschätzung der Navigationsfunktion angesichts der Schneelage noch zu knapp bemessen. Ob auch hier der Grund für die Abweichungen zwischen den Anzeigen in einer unterschiedlichen Aktualität der Daten bei den sich an diesem Tag schnell ändernden Verkehrslagen zu suchen ist?
Bei der Planung der besten Rückreiseroute angesichts zahlreicher Unfälle und Blockierungen hätte ich mir eine leistungsfähigere Routenauswahl gewünscht: So bot die GMaps Apps bei unserer Route nur die Wahl die ‘normale’ Autobahnstrecke über die A1 zu nehmen oder eine Route, die komplett über Landstraßen führte. Wollte man prüfen ob die Strecke über Walsrode vielleicht besser funktioniert hätte man sich auf dem Smartphone entsprechende Teilrouten einzeln heraussuchen und die Zeiten addieren müssen. Schön wäre es, wenn die in der GMaps Webseite verfügbare Möglichkeit Zwischenstationen bei der Routensuche zu definieren auch in der App verfügbar wäre.
Als wir dann die Rückreise schließlich antraten bewährte sich die Stauvorhersage sofort: Kurz bevor wir auf die A1 fuhren zeigte die Navigation plötzlich ‘rot’ an. Die Ursache für den entsprechenden Stau wurde auch in den Polizeiinformationen genannt, der Stau wird damit also tatsächlich existiert haben. Wir nutzen das Wissen um die Autobahn sofort wieder zu verlassen und das Stück zu umfahren. Das hat gut geklappt, ohne die Google Navigation wären wir sofort nach dem Start im ersten Stau gewesen.
Das Umfahren des Staus hat zwei Erkenntnisse gebracht: Zum einen funktioniert das Rerouting der Navigation gut, aber offenbar mussten erst die entsprechenden Straßen nachgeladen werden, sie waren anscheinend nicht im Cache. Das dauerte bei der instabilen Netzverbindung wieder etwas. Zum anderen gibt es keine direkte Möglichkeit dem Navi zu sagen es solle eine Alternativroute ermitteln, die eine bestimmte Stelle - die Staustelle - umgeht. Wenn wir gestern nicht zu zweit gewesen wären hätte das Umfahren des Staus wohl nicht geklappt. Anhalten um sich mit dem Navi zu beschäftigen ist auf der Autobahn schließlich nicht drin.
Bei der weiteren Rückfahrt hat die Anzeige der Verkehrslage zuverlässig gearbeitet. Zwar hat uns die Anzeige eines offenbar vor uns her fahrenden Staus manchmal nervös gemacht, aber grundsätzlich passten die Daten.
Interessant ist, dass die Google Navigation weiterhin einen starken Trend zu großen Straßen hat. Das ist jedenfalls ein Eindruck, den ich schon früher hatte. So sind wir angesichts des sich auf das Kreuz Lotte zu bewegenden Staus von der Autobahn abgebogen, bevor wir den Stau einholen konnten. Die Reisezeitschätzung der Navigation verkürzte sich daraufhin von einer Stunde auf 40 Minuten. Die Navigation sucht also nicht den schnellsten Weg heraus, sie weicht nach meinem Eindruck auch nie von selbst von der geplanten Route ab.
Fazit
Aus meiner Sicht hat sich die Verkehrslagenanzeige in Google Maps bewährt. Da der Durchdringungsgrad der Autofahrer mit Android Geräten in Zukunft noch weiter wachsen und damit die Zahl der ‘Messkörper’ für die Anzeige noch zunehmen wird kann das System nur besser werden.
In einer komplizierten Verkehrslage wie gestern und wenn man selbst aktiv nach Alternativrouten und Ausweichmöglichkeiten suchte würde man sich noch einige weitere Funktionen wünschen, die ein flexibles Reagieren für die Verkehrslage ermöglicht.
Und schließlich wäre es zumindest für mich interessant etwas mehr über die Präferenzen zu erfahren, mit denen die Google Navigation ihre Routen zusammenstellt. Spielt z. B. die aktuelle Staulage überhaupt eine Rolle bei der Routenführung? Wie sieht es mit dem Wetter aus? Bis zu welchem ‘Umwegsanteil’ bevorzugt die Navigation Autobahnen vor Landstraßen? Und so weiter....
Dienstag, 22. Januar 2013
Erfahrungen mit der Google Maps Navigation
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