Samstag, 1. März 2014

Stadtwanderungen mit dem Smartphone (und Google Maps und Ingress)

Warum Stadtwanderungen? Darauf gibt es in meinem Fall eine einfache Antwort: Mit einem Jagdhund kann man beim Besuch der Freunde und Verwandten in der Metropole morgens nicht mehr einfach - wie früher - lange liegen bleiben, sondern muss den getreuen Gefährten auslasten. Sonst nervt er nämlich bei den späteren Aktivitäten in der Stadt. In unserem Fall war Zorro gerade in jungen Jahren ein morgendliches Programm von ca. eine Stunde am Rad laufen gewohnt. Warum sollte dieses Programm aus seiner Sicht anders sein, nur weil man sich gerade in Berlin befindet?


Aber dieser ‘erzwungene’ Anlass für eine Stadtwanderung soll nicht die reizvollen Aspekte dominieren: Gerade eine Wanderung am Morgen bietet Einblicke in das Leben und die gewachsene Großstadt, die einem beim Besuch der Innenstädte, Einkaufszonen und touristischen Zentren eher entgehen. Seien es Kaninchen in den Grünanlagen, Graffiti an den Straßenwänden, ‘geheime’ Wege der einheimischen Hundebesitzer oder einsame Denkmale, die man im Trubel kaum bemerkt. Soll sich die Stadtwanderung aber nicht nur auf eine Runde um den Block beschränken und andauernd in Sackgassen landen, so stellen sich einem gewisse Herausforderungen:

Orientierung und interessante Ziele

In meinem Fall geht es meist um Runden von um die 10 Kilometer, im Ausnahmefall gab es auch schon mal doppelt so lange Strecken. Das stellt einen vor zwei Probleme: Welches Ziel soll man sich - insbesondere mit dem Hund - für die Wanderung vornehmen, und wie kommt man einigermaßen direkt und auf schönen Wegen dorthin. Wenn man mehrere Tage in der Stadt ist, dann will man natürlich auch jeden Morgen einen anderen Weg gehen, es soll ja nicht langweilig werden.

Der Anfang: Google Maps auf dem Laptop

In den ersten Jahren der Großstadturlaube mit dem Hund verließ ich mich eigentlich nur auf meinen Orientierungssinn und eine grobe Vermutung, in welcher Richtung es wohl interessant werden könnte. Die spannende Frage war dabei immer ob man am Ende in einem reizvollen Stadtpark landete, damit der Hund sich einmal auftoben konnte, oder vor einem Bahndamm, der sich erst in einem Kilometer Entfernung wieder überqueren ließ, oder auf einer öden Schnellstraße. 

Der erste Schritt zur Digitalisierung bestand natürlich in der Nutzung von Google Maps auf einem Laptop, der am Urlaubsort über mein erstes internetfähiges Handy ins Netz gebracht wurde. Die Zielauswahl musste dann am Vorabend stattfinden und die Route memoriert werden, damit die Wanderung am nächsten Morgen funktionierte. Insgesamt wurden so deutlich längere Wanderungen möglich, aber es gab keine richtige Flexibiltät, da man sich bei Hin- und Rückweg eher an die erinnerte Route hielt, als spontanen Neigungen nachzugeben.

Das erste Smartphone: Freiheit!

Mit dem ersten Smartphone - dem Nexus One - ändert sich bereits etwas sehr Grundlegendes: Auch wenn ich nie Angst hatte in einer fremden Stadt ‘verloren’ zu gehen - zur Not kann man ja einfach den Weg rückwärts gehen - hatte ich nun Google Maps als App immer dabei und damit die Möglichkeit einer permanenten Neuorientierung. Das machte eine ganz andere Art der Wandung möglich, bei der man sich im Grunde sehr frei in der Stadt bewegt und nur grob die Richtung hält, etwa an Hand der Sonne oder dem eigenen Orientierungssinn, und nur von Zeit zu Zeit das Smartphone herausholt um zu prüfen ob man nicht komplett aus der Richtung ist. 

Das ist eigentlich die Art und Weise, wie ich auch heute noch am liebsten wandere: Man kann schnell vorankommen, interessanten Wegen spontan nachgehen, zückt aber nicht permanent das Smartphone und vergisst darüber die Umgebung. Zu dieser Zeit waren die Google Maps in Deutschland noch vergleichsweise ungenau, jedenfalls wenn man zu Fuß unterwegs war. Auch waren die Ladezeiten eher langsam. 

Fortschritte bei Google Maps: Schnelligkeit und Zuverlässigkeit

Irgendwann machte Google Maps dann zwei Quantensprünge: Zum einen wurden die vektorbasierten Karten eingeführt, die eine Speicherung der Daten auf dem Smartphone ermöglichten und grundsätzlich das Volumen der Datenübertragungen deutlich reduzierte. Damit wurde die Nutzung der Karten auch in engen Straßenschluchten mit schlechtem Netz viel zuverlässiger. Und besser sahen die Karten auch noch aus.

Etwas später - zumindest nach meiner Erinnerung - veröffentlichte Google neues Kartenmaterial für Deutschland. Damit konnte man zumindest in den Städten, die ich besuchte, selbst kleinste Fußwege direkt in der App finden und ganz neue Routen planen. Vorher musste man Faustregeln verwenden wie die, dass in der Großstadt zwischen zwei Straßen, die sich bis auf eine bestimmte Entfernung nähern und zwischen denen eine Grünfläche eingezeichnet ist, mit Sicherheit ein Weg - und sei es nur ein Trampelpfad - zu finden sein wird. Oder man hängte sich an andere Hundebesitzer, die einem die verborgenen Wege zeigen können. 


Das sind immer noch interessante Strategien, aber der heutige Detailgrad der Google Maps ist inzwischen so hoch, dass man eher das Problem hat, dass eingezeichnete Wege wirklich extrem klein und hart an der Grenze zur Unbenutzbarkeit sein können.

Neue Ziele: Ingress

Die letzte Innovation in meiner persönlichen App Ausstattung für die Wandung in der Stadt ist schließlich Ingress. Ingress wird in der Wikipedia als Augmented-Reality-Spiel bezeichnet, es wird über eine entsprechende App auf dem Smartphone gespielt. Für den Zweck der Stadtwandung ist dabei interessant, dass  sogenannte ‘Portale’ ein wichtiger Aspekt des Spiels sind. Dies sind von den Spielern eingereichte Landmarken, die auf Denkmäler und sonstige gut erkennbare Besonderheiten der jeweiligen Gegend gelegt werden. Was dabei die einzelnen Spieler für interessant befunden und die Spielmacher zugelassen haben kann eine sehr große Bandbreite haben, in Großstädten wird man darunter oft auffällige Graffiti finden, kleine Parks und Freiflächen und so weiter und so fort.


Man muss nicht aktiv Ingress spielen um diese Portale als neue Art der Wegfindung durch eine fremde - oder auch durch eine vertraute - Stadt zu nutzen: Man meldet sich im Spiel an und bekommt dann in der App eine Anzeige der unmittelbaren Umgebung und der nahen Portale. Man kann sich die Bilder und die kurzen Beschreibungen der Portale ansehen - da diese von Spielern stammen sind sie mal mehr und mal weniger informativ / zutreffend - und sich so von einem interessanten Punkt zum nächsten treiben lassen. In der Webversion kann man sich auch das große Ganze ansehen, wenn man weiter voraus planen will.

Das Spannende daran ist: Die Ingress Portale bilden meist eine ganz andere Sicht darauf ab, was eine Stadt interessant macht, als die offiziellen Reiseführer. 

Empfehlung zum Schluß: Welche Apps sind noch nützlich?

Bisher habe ich eigentlich nur von zwei Apps gesprochen, aber der Google Play Store ist voll mit Anwendungen, die einem nützlich sein können. Daher zum Schluß noch paar Tipps, welche davon man außerdem auf sein Smartphone laden könnte, um eine fremde Stadt zu erkunden:
  • Meine Tracks: Ich finde es immer spannend nach einer Wanderung noch einmal nachvollziehen zu können, wohin es einen eigentlich verschlagen hat. Über diese App kann man die Wegstrecke aufzeichnen und automatisch mit dem Google Drive synchronisieren oder auch in verschiedene Formate exportieren. Zusätzlich bekommt man einige Statistiken wie die Gesamtstrecke, Höhenprofile, etc.
  • Accupedo: Wer die Sache mit dem Quantified Self noch weiter treiben will landet schnell bei einem Schrittzähler. In meinen bisher zwei Phasen, in denen ich mich so selbst vermessen wollte, war mir diese App ein (mehr oder weniger) treuer Begleiter.
  • Agrarwetter: Eine praktische App, die auch - entgegen ihrem Namen - in der Stadt vor dem Abmarsch eine Orientierung bietet, ob ein Wolkenbruch zu erwarten ist und wie dick / dünn man sich anziehen sollte. Gerade in einer fremden Stadt kann man oft nicht mit einem kurzen Blick aus dem Fenster entscheiden wie das Wetter ist. Inzwischen verdrängt bei mir allerdings Google Now die speziellen Wetter Apps immer stärker.
  • Wikipedia: Die Wikipedia App bietet eine Option um sich in der Umgebung die Orte anzeigen zu lassen, zu denen es Artikel gibt. So kann man möglicherweise spannende Orte finden, oder sich von der Geschichte der Stadt durchtränken lassen. Und später mit seinem Wissen angeben.
  • Field Trip: Diese App ist von den Ingress Machern und gibt einem ortsbezogene Tipps zu Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen. Schön gemacht, nur manchmal etwas zu proaktiv mit den Benachrichtigungen und Hinweisen.
  • ADAC Wanderführer Deutschland: Diese App habe ich mir gekauft um Anstöße für Wanderungen zu bekommen. Und einmal haben wir damit auch eine schöne Route gefunden, selbst wenn diese am Ende nicht ganz fehlerfrei war.
  • Apps für die Fotos: Schließlich gehört für mich auch meine ziemlich umfangreiche Sammlung von Apps für die Fotobearbeitung zur unverzichtbaren Ausstattung. Angefangen bei Snapseed, um aus nahezu jeder Aufnahme noch etwas Interessantes zu machen, über Instagram, um die Bilder effizient in die sozialen Netze zu transportieren bis hin zu KD Collage und Funcard, um aus einer Reihe von Schnappschüssen schnell eine Postkarte des gerade Erlebten anzufertigen, die dann in Papierform ankommt.
  • DB Navigator: Immer gut zu gebrauchen, wenn man seinen Startpunkt nicht zu Fuß erreichen will oder falls die Wanderung zu lang war und ein bequemer Rückweg notwendig ist. Hier sind tendenziell immer noch deutlich mehr Nahverkehrsverbindungen zu finden als in den Google Maps.
Eine weitere Option sind die heute in nahezu jeder Metropole verfügbaren Apps des jeweiligen Stadtmarketings. Was man in diesen Apps findet kann sehr unterschiedlich sein, oft werden es z. B. Veranstaltungshinweise sein. Auch lohnt es sich ggf. nach Car- oder Fahrradsharing Apps zu schauen, die speziell auf die gerade besuchte Stadt zugeschnitten sind. Ich habe solche Apps bisher aber noch nicht genutzt, da das mit dem Hund schwierig ist.

Aber immer daran denken….

Aber bei all der schönen, neuen Technik immer daran denken: Wichtig sind die Eindrücke, die man mit den eigenen Sinnen macht. Und alle Bewertungsportale werden einem nicht den Weg zu dem kleinen Café an der Straßenecke weisen, in dem einem die Spatzen das Croissant vom Teller stehlen, während man sich noch den Kaffee nach draußen trägt.

Also die Augen nicht stur auf das Display gerichtet, sondern offen für das Neue und Unerwartete halten. Viel Spaß!

Samstag, 25. Januar 2014

Entwicklung der ChromeOS Marktanteile bis Mitte 01/2014

Zur Jahreswende machte die Meldung der NPD Group einige Furore, wonach ChromeBooks einen Marktanteil von 21% erreicht hätten. Im ersten Überschwang vergaßen einige Überbringer dieser Nachricht die vielen Qualifikatoren, die man dazu sagen musste. Z. B., dass es hier nur um den US Markt geht und auch nur um die Absätze über einen bestimmten Vertriebskanal.

Dementsprechend gab es auch direkt danach die berechtigte Frage, ob man von so einem Aufschwung - wenn er denn real und signifikant ist - nicht auch etwas in den Statistiken zur Internetnutzung sehen müsste. Da die NPD Auswertung sich auf den Bereich bis November 2013 erstreckte und nun das Weihnachtsgeschäft hinter uns liegt ist es interessant, einmal den aktuellen Stand abzufragen.

Auswertung von Daten aus der StatCounter Webstatistik

Von den großen Webstatistikern halte ich StatCounter weiterhin für die beste Datenquelle, auch kann man nur hier kostenfrei einen sehr tiefen und detaillierten Blick in die Daten werfen. Da der ChromeOS Anteil aber noch so klein ist, dass die Graphiken den Anteil nicht erkennen lassen, muss man die Daten im CSV Format exportieren. Das habe ich gemacht und dabei die Daten immer mit diesen Parametern abgerufen:
  • Stat: ‘Operation System’
  • Platform: Nur ‘Desktop’ ausgewählt (also nicht Tablet, Mobile und Console)
  • Datumsbereich: vom 01/2013 bis 01/2014 (abgerufen am 21.01.2014)
  • Regionen: Weltweit / Nordamerika / USA
Beispieladresse für die USA Daten: http://gs.statcounter.com/#desktop-os-US-monthly-201301-201401

Ich habe die Daten für die drei Regionen in diese Google Tabelle gepackt und daraus die folgende Graphik erzeugt:


Im Ergebnis sieht man also - auf weiterhin sehr niedrigem Niveau - einen fast das komplette Jahr 2013 anhaltenden Aufschwung, der ab Dezember noch einmal deutlich an Fahrt zunimmt, aber tatsächlich noch im wesentlichen in den USA stattfindet.

Kommen ChromeBooks nun in Schwung, oder nicht?

Grundsätzlich denke ich, dass die Daten von StatCounter den Aufstieg der ChromeBooks - viel später, als von mir prognostiziert - tatsächlich belegen können. Zwar ist der ChromeOS Anteil von immer noch deutlich unter einem Prozent so klein, dass er eigentlich in die statistischen Schwankungen fällt, die insbesondere bei der Verteilung der Browsernutzung selbst von Monat zu Monat deutlich größer ausfallen können. Aber wenn man die Zahlen für signifikant hält, sollte man noch die folgenden Faktoren berücksichtigt:
  • Größe der installierten Basis: Wichtig ist zu bedenken, dass eine Webstatistik wie die von StatCounter die Nutzungsanteile über alle existierenden Desktop Rechner aufzeigt, und da es eine riesige Menge davon gibt kann ein erst seit einigen Monaten anhaltender Aufschwung einer neuen Gerätekategorie nicht so rasch eine Auswirkung zeigen.
  • Verringerung der Austauschrate: Die stagnierenden oder gar sinkenden Absatzzahlen im PC Bereich haben zur Folge, dass die vorhandenen Geräte seltener ersetzt werden. Das gibt einem Neuankömmling wie ChromeOS zwar eine Chance in den Markt zu kommen, aber der Anteil an der installierten Basis kann nicht so rasch wachsen.
  • Anteil von ChromeOS Geräten in Webstatistiken: Wenn die in diesem Post aufgestellte These stimmt, wonach ChromeBooks ideale Zweitgeräte in Haushalten sind, in denen Smartphones und Tablets dominieren, werden sie tendenziell möglicherweise seltener eingesetzt, als PCs in Haushalten, die noch nicht so weit sind. Damit könnten ChromeBooks - obwohl sie in der Cloud ‘leben’ - in Webstatistiken unterrepräsentiert sein.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob der Trend anhält, oder nur vorübergehend war. Wenn man in die Detaildaten schaut - die drei weiteren Blätter in der oben verlinkten Google Tabelle zeigen sie - so sieht man, dass hier für Android auf dem Desktop durchweg höhere Anteile ausgewiesen werden als für ChromeOS und die Zuwachsraten eher noch größer sind. Welches von Googles Betriebssystemen wird also das Rennen machen auf dem Desktop? Ich setze dabei weiter auf ChromeOS.

Dienstag, 21. Januar 2014

Eingeschränkte Profile unter Android und ChromeOS: Ein Vergleich der Google Betriebssysteme

Beide Google Betriebssysteme - Android und ChromeOS - bieten heute Funktionen zur Einrichtung von eingeschränkten Profilen. Ein typischer Anwendungsfall für solche Profile ist die ‘Kindersicherung’, also eine Möglichkeit sein Gerät dem Nachwuchs zur Verfügung zu stellen, ohne dass dieser:
  • Ungeeignete Inhalte abrufen kann / angezeigt bekommt
  • Unkontrolliert Kosten verursachen kann, etwa durch In-App Einkäufe
  • Die Daten (eMail, Dokumente, etc.) der Eltern einsehen oder verändern kann
Hier eine Beschreibung und ein Vergleich der Möglichkeiten, die beide Betriebssysteme heute bieten:

Android Tablets: Eingeschränkte Profile

Google hat mit der Android Version 4.3 die eingeschränkten Profile - engl.: ‘restricted profiles’ - für Tablets eingeführt. Auf Telefonen ist die Funktion nicht verfügbar. Sie wird in dieser Hilfeseite beschrieben.

Einrichtung und Konfiguration eines eingeschränkten Profils

Der Benutzer, der als Eigentümer des Android Tablets gilt - dies ist normalerweise der zuerst auf dem Tablet angelegte Benutzer - kann unter Einstellungen -> Nutzer -> Nutzer oder Profil hinzufügen ein neues, eingeschränktes Profil erzeugen. Dem neuen Profil kann ein Name und ein Bild zugeordnet werden. Das wichtigste sind aber die Einstellungen für die nutzbaren Anwendungen.



Beschränkungen für Apps und Inhalte

In den Einstellungen für Apps und Inhalte werden alle auf dem Tablet installierten Anwendungen gezeigt. Bei den meisten Apps kann man über den Schiebeschalter einstellen, ob das eingeschränkte Profil diese Apps nutzen kann, oder nicht. Es gibt dabei aber einige Sonderfälle:
  • Apps, die sich nicht auswählen lassen: Einiges Apps, wie z. B. GMail, können nicht für das Profil nutzbar gemacht werden.
  • Apps, die sich nicht abwählen lassen: Die Einstellungen lassen sich nicht ausschließen. Dazu unten später mehr.
  • Apps, die auf die Konten des Eigentümers zugreifen können: Hier stehen dem eingeschränkten Profil die mit dem Konto des Geräteeigentümers verknüpften Inhalte zur Verfügung. Was das bedeuten kann wird unten am Beispiel von Google Music beschrieben.
  • Apps mit weiteren Detaileinstellungen: Apps können einen weiteren Detaildialog für die Freigabe anbieten. Dies nutzen z. B. die Play Movies um die Entscheidung zu ermöglichen, ob das eingeschränkte Profil auch Filme mit einer Altersfreigabe ab 18 Jahren betrachten können soll. Vermutlich wird man diesen Dialog tatsächlich im wesentlichen bei Apps mit Medieninhalten - insbesondere Filmen - finden.
  • Apps, die sich freischalten lassen, aber ohne Funktion sind: Die Google Drive App lässt sich freischalten, lässt sich dann aber im eingeschränkten Profil nicht nutzen.
Merkwürdig erscheint zunächst, dass sich die Einstellungen nicht abwählen lassen. Hier gibt es nur die Möglichkeit einzustellen, dass das eingeschränkte Profil keine Standortinformationen nutzen darf. Das Profil kann trotzdem Anwendungen wie Google Maps nutzen (sofern die freigegeben wurden), wird dort aber die Ortungsfunktion nicht aufrufen können. Das scheint auch eine Ortung des Geräts über den Android Device Manager zu unterbinden, was vielleicht nicht gewollt ist. Welche Funktionen das Profil dann selbst in den Einstellungen ausüben kann wird unten beschrieben.

Danach ist das eingeschränkte Profil eingerichtet und kann genutzt werden. Man sollte es aber in jedem Fall einmal testen um zu sehen, was man da zusammengeklickt hat und wie sich die einzelnen Apps verhalten.

Nutzung des beschränkten Profils

Das eingeschränkte Profile lässt sich auf dem Sperrbildschirm des Tablets aufrufen. Es erscheint neben dem Profil des Eigentümers. Nach der Einrichtung hat das Profil noch keine Sperre, lässt sich also von jedermann aufrufen. Das kann man aber in den Einstellungen ändern.

Welche Apps sind sichtbar

Im eingeschränkten Profil sind neben den freigegebenen Apps noch weitere sichtbar, darunter der Play Store. Ein Aufruf führt dabei aber sofort zu einer Fehlermeldung, die Nutzung ist also nicht möglich. Warum Google die App überhaupt anzeigt ist etwas rätselhaft.

Geldausgeben (über Google) unmöglich

Da der Play Store nicht aufgerufen werden kann ist es nicht möglich im eingeschränkten Profil auf diesem Wege Geld auszugeben. Auch beim Versuch einen In-App Kauf zu tätigen - gerade bei Spielen beliebt - erscheint nur eine Fehlermeldung. Hier ist man als Elternteil also auf der sicheren Seite.


Nur falls Apps von Anbietern freigegeben werden, die eigene Bezahlsysteme haben, könnte man hier in einer Kostenfalle laufen. Die entsprechenden Apps sollten daher einmal aus der Sicht des eingeschränkten Profils betrachtet werden.

Einstellungen - Warum sind sie wichtig / Was kann damit ‘kaputt’ gemacht werden?

Das die Systemeinstellungen nutzbar sind ist einerseits merkwürdig: Sie sind zwar nicht komplett nutzbar, so kann etwa ein eingeschränktes Profil keine neuen Nutzer anlegen. Aber es ist z. B. möglich die Netzwerkverbindungen zu bearbeiten. Ein findiges Kleinkind könnte hier mit ein paar Patschern die WLAN Konfiguration löschen. Auf der andere Seite könnte der Nachwuchs so das Tablet zu einem Freund mitnehmen und dort selbst die Verbindung zum WLAN herstellen.

Auch stehen dem Profil in den Einstellungen wichtige Funktionen wie das Setzen einer Bildschirmsperre zur Verfügung, eingeschränkte Profile lassen sich also sichern. Auf diesen Weise könnte man unterschiedliche Profile für Kinder unterschiedlichen Alters einrichten und voneinander trennen.

Einschränkungen des Zugriffs auf das Web

Ein wichtiger Punkt beim Jugendschutz ist die Frage, in wie weit sich der Zugriff auf Webinhalte steuern lässt. Den Zugriff komplett zu unterbinden ist einfach, man gibt dann schlicht keine Webbrowser App wie Chrome für das Profil frei.

Will man den Zugriff grundsätzlich freigeben, aber auf bestimmte Inhalte beschränken, kommt man mit Google Werkzeugen nicht ans Ziel. Zwar gibt es die sogn. Sicherheitstools von Google, mit denen sich in der Google Suche oder YouTube einschränken lassen, aber damit wird nicht der direkte Aufruf entsprechender Seiten verhindert. Hier findet man im Play Store allerdings etliche Apps - ein Ausgangspunkt könnte z. B. diese sein - mit entsprechenden Funktionen. Die meisten dieser Apps setzen dabei offenbar auf eine Umlenkung des Internetzugriffs auf eigene Server, auf denen dann die Filterung durchgeführt wird. Hier braucht man ggf. ein weiteres Konto und Gebühren können fällig werden.

Google Music als Beispiel für eine App mit Kontenzugriff

Google Music ist eine der Apps, die bei einer Freigabe für ein eingeschränktes Profil die Kontoinformationen des Geräteeigentümers mitnehmen. Das hat den Vorteil, dass man die unter dem Konto gekauften Inhalte auch im eingeschränkten Profil nutzen kann. Bei Google Music fallen dabei folgende Punkte auf:
  • Das eingeschränkte Profil gilt als separate Kontonutzung. Bei Diensten wie Google Music muss man ggf. die Nutzung auf anderen Geräten beenden, falls man die Grenze des Erlaubten erreicht hat.
  • Das eingeschränkte Profil kann Playlisten bearbeiten, Likes setzen und entfernen, und so weiter. Man muss also damit rechnen, dass über das eingeschränkte Profil Unordnung in der eigenen Musiksammlung entsteht. Vermutlich muss man sich jede App, die eine Kontonutzung ermöglicht, einmal im Detail ansehen um zu verstehen, was genau möglich ist. Im Extremfall muss man davon ausgehen, dass das eingeschränkte Profil genau die gleichen Aktionsmöglichkeiten hat wie man selbst als Eigentümer.
Das Beispiel von Google Music zeigt für mich auch andere Einsatzszenarien der eingeschränkten Profile: Wenn man beispielsweise auf einer Party die Musik vom Tablet holen will bietet sich die Einrichtung eines eigenen Profils an, welches dann von den Partygästen verwendet werden kann, ohne das man Angst haben muss, dass diese dann später auch noch ein paar Facebook Nachrichten absetzen.

Fazit Android

Die eingeschränkten Profile unter Android machen auf mich einen nützlichen und auch mehr oder weniger ausgereiften Eindruck. Man kann mit wenigen Handgriffen ein solches Profil anlegen und so auch ad hoc eine sichere ‘Spielecke’ auf seinem Gerät schaffen, die sich nach der Verwendung umstandlos wieder entfernen lässt. Auch für andere Szenarien kann diese Funktion durchaus nützlich sein. Die kleinen Ungereimtheiten aus Sicht des eingeschränkten Profils, wie der sichtbare, aber nicht nutzbare Play Store, lassen sich verschmerzen. Hier findet man noch einen Vergleich zu den entsprechenden Funktionen unter iOS, der die dort etwas andere Philosophie zeigt.

Beim Kauf eines Android Tablets muss man nur darauf achten, dass mindestens Version 4.3 installiert ist. Bei einem Nexus 7 ist das garantiert, bei den noch günstigeren Geräten, die man heute angeboten bekommt, aber noch nicht immer so.

ChromeOS Geräte: Betreute Benutzer

ChromeOS, das zweite Betriebssystem von Google, ist bisher in Deutschland noch nicht annähernd so bekannt wie Android. Vereinfacht gesagt ist es ein Betriebssystem für Laptops, welches sich durch besondere Einfachheit, Sicherheit und Zuverlässigkeit auszeichnet. Die Geräte sind deutlich günstiger als vergleichbare Windows PCs und werden ChromeBooks genannt. Eine kurze Beschreibung findet sich hier.

ChromeBooks waren von vorne herein auf eine Verwendung durch viele Nutzer ausgelegt, die sicher voneinander getrennt sind. Bisher sind diese Zugänge uneingeschränkt, aber mit der aktuellen Beta Version wurde die Möglichkeit eingeführt sogn. Betreute Benutzer - engl. ‘supervised users’ - zu verwenden. Die entsprechende Google Hilfeseite beschreibt sowohl die Einrichtung solcher Nutzer wie auch die Funktionen.


Betreute Benutzer sind konzeptionell deutlich anders als die eingeschränkten Profile unter Android:
  • Betreute Benutzer können auch im Chrome Browser unter Windows oder MacOS eingerichtet werden, sind also nicht auch ChromeOS beschränkt.
  • Betreute Benutzer haben zunächst keine Einschränkungen beim Zugriff auf Webinhalte, abgesehen von der standardmäßig aktivierten SafeSearch in der Google Suche.
  • Die Zugriffsmöglichkeiten des betreuten Profils auf das Web können durch Ein- oder Ausschlusslisten gesteuert werden. So könnte man z. B. nur den Zugriff auf die Schulhomepage und die Wikipedia zulassen. Oder man ermöglicht den Zugriff auf das gesamte Web, sperrt aber Facebook.
  • Das Management der betreuten Benutzer kann nach der Einrichtung komplett online über einen anderen Rechner in der Managementseite erfolgen. Es gibt hier auch eine kleine Workflowkomponente, über die der betreute Benutzer die Freigabe einer bestimmten Webadresse anfordern kann. 
  • Zusätzlich gibt es eine Überwachungskomponente. Auf der Managementseite kann eingesehen werden, welche Seiten die betreuten Benutzer aufgerufen haben. Auch über SSL aufgerufene Seiten werden hier detailliert gezeigt.
  • Der betreute Benutzer bekommt bei jeder Anmeldung angezeigt, dass er überwacht wird und von wem.
  • Die betreuten Benutzer haben keinen Zugriff auf dem Chrome Web Store, können also weder Erweiterungen noch Web Apps installieren, und damit auch auf diesem Wege kein Geld ausgeben.
Ähnlich wie bei Android sind die betreuten Benutzer an den Rechner gebunden, auf dem sie eingerichtet wurden. Auch hier haben die Benutzer unter ChromeOS teilweisen Zugriff auf die Systemeinstellungen, so ist ebenfalls die Bearbeitung des WLAN Zugriffs möglich. Betreute Benutzer werden in jedem Fall mit einem Passwort gesichert.

Das ChromeBook kindersicher machen

Will man mit betreuten Benutzern arbeiten ist dies auf einem ChromeBook besonders einfach, da hier keine Programme installiert werden können. Die einzige Einstellung, die man ggf. zusätzlich machen sollte, wäre es den Gastmodus zu deaktivieren, da sich sonst auf diesem Weg alle Einschränkungen direkt umgehen lassen.

Fazit Chrome(OS)

Die betreuten Benutzer sind etwas unheimlich mit ihrer kompletten Kontrollmöglichkeit. Die Umsetzung ist dabei allerdings einfach und direkt, wenn auch die Management Seite bisher noch nicht auf deutsch übersetzt ist. Auch gibt es kleine Merkwürdigkeiten wie die, dass sich betreute Benutzer vom Betreuer aus der Managementseite löschen lassen, danach aber weiterhin auf dem jeweiligen Rechner nutzbar sind, nur offenbar ohne Möglichkeit danach wieder eine Betreuung einzusetzen und so die Kontrolle zurückzugewinnen.


Was man sich bei einer echten Nutzung vermutlich wünschen würde wären Möglichkeiten externe Linklisten für Freigabe / Sperrung (automatisiert) zu Importieren, etwa aus den Angeboten der Bundesprüfstelle. Wenn man mehrere Benutzer managen will - oder einen Benutzer auf einen neuen Rechner bringen möchte - wäre vermutlich auch eine Möglichkeit zum Kopieren / Sichern eines Benutzers interessant.

UPDATE: Inzwischen hat Google in den Vorversionen von Chrome eine Option hinzugefügt, über die sich betreute Benutzer auf andere Geräte übernehmen lassen, siehe diesen Google+ Post

Auch für Kiosk Anwendungen könnte ein betreutes Profil nützlich sein, wobei allerdings die Überwachungskomponente aus Datenschutzsicht vermutlich problematisch ist.

Gesamtfazit

Im Grunde hat Google heute mit den eingeschränkten Profilen unter Android und den betreuten Benutzern unter Chrome(OS) zwei komplementäre Angebote:

Unter Android lassen sich die nutzbaren Anwendungen gut managen, aber der Webzugriff ist zumindest mit Google Tools nicht beschränkbar. Unter Chrome(OS) kann der Webzugriff hingegen sehr einfach gesteuert werden, aber es ist kein Zugriff auf das App Angebot im Web Store möglich.

Wenn ich wetten müsste würde ich darauf setzen, dass zuerst die betreuten Benutzer nach Android kommen. Die notwendige Infrastruktur in Form des Chrome Browsers ist dort ja bereits vorhanden.

Samstag, 11. Januar 2014

Drei interessante Artikel von Ben Thompson zu ChromeOS

Ben Thompson hat in seinem Stratechery Blog in den letzten Tagen drei interessante Posts über bzw. mit Bezug zu ChromeBooks / ChromeOS veröffentlicht. Diese Texte arbeiten klarer als viele sonst geschriebene Artikel die Punkte heraus, die ein ChromeBook eigentlich attraktiv machen.



'CHROMEBOOKS AND THE COST OF COMPLEXITY'

Der erste Artikel enthält den folgenden, wichtigen Absatz, in dem letztlich die Misere der heute im PC Bereich noch vorherrschenden Windows Welt in wenigen Worten beschrieben ist:
'The problem, though, comes when you overshoot your customer’s needs. In that case, it’s not simply that the additional performance is not valued by your customers; rather, the bigger problem is that the additional complexity that necessarily accompanies said performance is actively harmful to your customer’s user experience. Your product is not only becoming more expensive, but it’s actually becoming worse from your customer’s point-of-view.'
Ich würde das so übersetzen, dass Microsoft mit seinem Window Betriebssystem heute - und eigentlich schon seit langer Zeit - die Bedarfe des größten Teils der Nutzer übererfüllt, was den Funktionsumfang des Betriebssystems angeht. Dieses mehr an Funktion ist dann aber nicht mehr eine nette Dreingabe, es führt vielmehr dazu, dass die damit einhergehende zusätzliche Komplexität das Produkt aus Sicht der meisten Nutzer verschlechtert, da sie die Verwendung der eigentlich benötigten Funktionen erschwert.

Die Chance, die ein Neuankömmling wie ChromeOS dann in diesem eigentlich fest in der Hand eines einzelnen Herstellers befindlichen Marktes hat, faßt Thompson so zusammen:
'Meanwhile, the new entrant may not have all of the required performance – like my Chromebook – but along with that missing performance comes additional simplicity. Paradoxically, the fact the new entrant has less-than-desired performance makes it even better from a user experience standpoint.'
Ein neues, konkurrierendes Produkt wie ein ChromeBook hat also gerade durch seine 'Funktionsarmut' eine eigene Chance, denn damit einher geht die Gelegenheit zu einer großen Komplixitätsreduktion. Die allermeisten Nutzer werden von Simplizität profitieren und Google hat mit ChromeOS den Fokus genau darauf gelegt.

Das ist auch gleichzeitig der Punkt, den die meisten Kommentatoren - meist daran gewöhnt mit komplexen, technischen Gerätschaften umzugehen - nicht verstehen können: Weniger kann mehr sein. Viel mehr sogar.

'THE BEST ANALOGY FOR CHROMEBOOKS ARE IPADS'

Der nächste Artikel vertieft dieses Thema noch einmal, u. a. mit diesem Punkt:
'Using a Chromebook = Using the Chrome browser on a Mac or PC No, it doesn’t. As McAlister wrote, you don’t have to deal with any of the OS cruft endemic on all other operating systems.'
Es ist eben nicht so, dass ich an Stelle eines ChromeBooks - auf dem ich diese Zeilen gerade schreibe - einfach einen Windows Rechner mit dem Chrome Browser nutzen könnte und damit mehr hätte, nur weil ich dann theoretisch auch Photoshop starten könnte. Ich habe stattdessen in vielen Nutzungsszenarien weniger, denn ich werde abgelenkt von langen Startzeiten, irgendwelchen Updates, potentiell schädlicher Software und Tonnen von Funktionen, die ich vermutlich niemals brauchen werde.

'WINDOWS 8 AND THE COST OF COMPLEXITY'

Der dritte Artikel schließlich dreht sich eigentlich um Windows 8, behandelt aber auch das Thema der (überflüssigen) Komplexität von heutigen Betriebssystemen - insbesondere von Windows 8 - und schlägt am Ende den Bogen zu ChromeOS. Interessant finde ich aber auch dieses Argument:
'..,it’s not just that tablets occupy more of a user’s time, but that by doing so they make any performance issues on one’s PC less pressing simply because you use it less. To put it another way, users are likely to have a higher standard for their primary computing device than they are a secondary one; as PCs become secondary devices for more and more people the standard for “good enough” becomes lower and lower.'
Dadurch, dass neue Gerätschaften wie Smartphones und Tablets einen immer größeren Anteil an unserer Nutzung von Computern im weitesten Sinne haben werden sie zu unseren wichtigsten Geräten. Hier wird man daher eher / stärker investieren und sich die Geräte kaufen, die die beste Leistung bringen.

Der PC hingegen muss nur noch 'gut genug' sein für die immer seltener werdenden Tätigkeiten, für die er noch unverzichtbar ist. Das hat für den klassischen PC Markt gleich mehrere negative Aspekte:

  1. PCs werden seltener ersetzt, da es auf Grund der geringeren Nutzung leichter zu 'ertragen' ist, wenn sie nicht optimal funktionieren.
  2. Es ist immer weniger zu rechtfertigen / notwendig für jedes Familienmitglied einen eigenen PC anzuschaffen. Es kommt eher darauf an die Geräte sinnvoll teilen zu können.
  3. Bei Neuanschaffungen steht nicht mehr die Performance im Mittelpunkt, sondern der Preis.
  4. Grundlegende Nutzungsprobleme mit einem PC führen eher zu dessen Abschaffung oder zur Ersetzung durch ein problemloses, günstiges Gerät wie ein ChromeBook.
Auch finde ich Thompsons Einschätzung schlüssig, dass Microsoft mit Windows 8 und der gespaltenen Oberfläche - hier 'Metro', dort klassischer Desktop - das Problem der überflüssigen Komplexität noch einmal drastisch verschärft hat.

Die Zukunft

Die Zukunft kann man nicht voraussehen, aber mich würde es wundern, wenn der Markt für Windows PCs sich noch einmal grundlegend erholen würde. Das gilt zumindest für den Privatkundenbereich. Vielleicht kommt es in 2014 noch einmal zu einer Absatzsteigerung, weil viele Unternehmen gezwungen sein werden ihre Windows XP Rechner auszutauschen, aber das dürfte nur ein Strohfeuer sein. 

Was Microsoft auf absehbare Zeit bleibt ist das wohl mit Abstand größte Angebot an Programmen (warum hat Microsoft eigentlich nie Apple's Slogan 'There's an App for That' gekontert?) und insbesondere das Office Paket, welches gerade in Unternehmen die Grundlage für ungezählte Geschäftsprozesse ist. Beides zusammen ist heute oft noch ein Hinderungsgrund für den Kauf eines ChromeBooks.

Doch mit jeder Anwendung, die ins Web und in die Cloud wandert, wird diese Basis geringer.

Weitere Links zu ChromeOS

Dienstag, 7. Januar 2014

Mit der Spiegelreflexkamera in die Cloud: Mein Fotoworkflow mit Eye-Fi Karte, Smartphone und Google+

Mit dem Start von Google+ und der genialen Möglichkeit quasi unbegrenzt viele Bilder in der Google Cloud abzulegen hat sich mein Umgang mit den selbst geschossenen Bildern komplett umgestellt: Das wichtigste Ziel ist es jetzt alle Bilder möglichst schnell zu Google+ zu schicken, denn das ist der Ort, an dem ich heute nahezu ausschließlich auf meine Bilder zugreife.


Bei den Bildern, die ich mit dem Smartphone mache, ist das geschenkt: Einfach die Option für die Automatische Sicherung aktivieren und der Rest geht - wie versprochen - automatisch. Bei den Bildern von meiner Spiegelreflexkamera bzw. neuerdings meiner Systemkamera geht es aber erst einmal nicht ganz so direkt. Den Workflow, den ich dabei für mich gefunden habe, möchte ich hier einmal beschreiben:

Man wird bequem

Der zunächst naheliegendste Weg wäre es die Bilder von der Kamera - wie früher auch - auf den PC zu kopieren und von dort zu Google+. Aber zum einen gibt es die automatische Google+ Foto Synchronisation für Windows PCs erst seit Mitte Dezember letzten Jahres. Zum anderen ist es erstaunlich, wie lästig einem das Hantieren mit Kabeln werden kann, wenn die ganze andere Kommunikation zwischen den Geräten erst einmal über das Netz bzw. die Cloud funktioniert. Auch ist das keine Lösung für den manchmal dringlichen Wunsch ein irgendwo im Wald gemachtes Foto gleich mit dem Rest der Welt auf Instagram oder Google+ teilen zu wollen.

Die Lösung: Eye-Fi

Meine Lösung für alle diese Bedarfe: Die Eye-Fi WiFi-SD-Karte. Diese Karten bauen ein eigenes WLAN auf, sobald sie mit Strom versorgt sind, und das Smartphone kann über eine vom Hersteller mitgelieferte App eine Verbindung aufbauen. Über diese Verbindung werden die Bilder direkt übertragen und liegen dann auf dem Smartphone, (fast) so wie die direkt mit dem Phone gemachten Bilder. 


Als zusätzlichen Bonus kann die Smartphone App die Bilder noch mit GPS Tags versehen, sofern man der App gestattet entsprechende Daten zu sammeln und die Uhren von Phone und Kamera synchron sind. Es reicht also auch eine ganz ‘dumme’ Kamera zu verwenden, ohne eigene WiFi- und GPS-Funktion.

Mein Workflow von A bis Z

Und so sieht dann mein Workflow ganz konkret aus:
  1. Mit der Kamera werden viele tolle Bilder geschossen.
  2. Entweder schon während des Shootings oder auch erst später, falls das Smartphone gerade nicht in Reichweite sein sollte, werden die Bilder übertragen und von der App mit GPS Tags versehen.
  3. Die Bilder landen dabei in einem Ordner, der nicht von der automatischen Sicherung der G+ App erfasst wird. Das scheint sich nicht ändern zu lassen, gibt mir aber eine Gelegenheit eine Sichtung durchzuführen und die Bilder gleich zu verwerfen, die unbrauchbar sind. Auch könnte ich nun schon die ersten Bilder bearbeiten und online stellen. Meine Bildbearbeitung hat sich heute fast komplett auf das Smartphone verlagert. [UPDATE: Mit der heutigen Version der Google+ App kann man auch andere Ordner auf dem Smartphone automatisch hochladen lassen. Ich habe aber bisher meinen manuellen Workflow beibehalten.]
  4. Danach verschiebe ich die verbliebenden Bilder in den Ordner, in dem die Smartphone Kamera ihre Bilder speichert. Ich nutze dazu Quickpic, die Foto App, die es bisher immer auf meine Android Smartphones geschafft hat.
  5. Die Bilder werden dann zu Google+ hochgeladen, sobald ich wieder ein WLAN erreicht habe.
  6. Nach dem Hochladen sortiere ich einige Bilder über die Google+ Fotos App - die sich in den letzten Monaten unglaublich gemacht hat - in bestimmte Ordner, so dass auch die Organisation der Bilder gleich über das Smartphone erfolgt.
  7. Alle paar Monate mache ich schließlich ein komplettes Backup der Bilder von meinem Smartphone. Das ist heute das einzige Mal, dass ich einen normalen PC verwende. Auch dabei habe ich es mir angewöhnt kein Kabel mehr zu verwenden, ich hole mir die Bilder per WLAN mit der AirDroid App.
Für mich ist das im Moment ein nahezu optimaler Ablauf. 
Die Nutzung der Eye-Fi Karte war für mich auch beim gerade erfolgten Neukauf einer Kamera ein Argument dafür auf teure Zusatzfunktionen wie integriertes WiFi und GPS zu verzichten.

Sonntag, 5. Januar 2014

Das gehaltene ChromeOS Versprechen

Vor einigen Wochen habe ich mir ein neues ChromeBook zugelegt. Dieses Mal ein Modell von HP und zwar das ChromeBook 14. Dieses Gerät stellt qualitativ einen großen Sprung im Vergleich zu meinem ersten ChromeBook dar, dem Samsung Series 5, welches ich günstig mit amerikanischer Tastatur bei eBay erstanden hatte. 

Warum bin ich wieder bei einem ChromeBook gelandet, obwohl ich damit meinen Beruf als Informatiker nicht vollständig ausüben kann, da es zum Beispiel nicht möglich ist leistungsfähige Entwicklungsumgebungen wie Eclipse darauf zu nutzen? Weil Google seine ursprünglichen Versprechen allesamt eingehalten hat und damit etwas liefert, auf das ich nicht mehr verzichten will.

‘I wonder if people are ready for this?’

Wenn man sich eines der ältesten Werbevideos für ChromeOS bzw. das ChromeBook ansieht, dann findet man hier die auch heute noch wichtigsten Punkte:




Dauerhaft schneller Startvorgang

Startet man vor den Augen von Personen, die an Windows PCs gewohnt sind, ein ChromeBook, so können diese meist zuerst nicht glauben, dass der Startvorgang wirklich schon abgeschlossen sein soll. Das neue ChromeBook braucht bei mir nur 6 Sekunden vom Einschalten bis zur Anzeige des Loginbildschirms. Selbst das inzwischen etwas angegraute Samsung Gerät ist nach nur 14 Sekunden bereit und ist damit nach mehreren Jahren der intensiven Nutzung nicht wesentlich langsamer geworden. Das Aufwachen aus dem Schlafmodus ist sogar noch schneller - quasi augenblicklich - und nur mit dem Anschalten eines Tablets oder Smartphones vergleichbar.

Aus der Windows Welt ist man ganz anderes gewohnt und geht davon aus, dass der Rechner mit jedem Tag ein kleines bisschen langsamer wird, bis man ihn irgendwann komplett neu installiert oder ersetzt. Selbst bei neu gekauften Geräten kann man nicht von einem schnellen Start ausgehen, da die Anbieter gerne jede Menge Crapware mitliefern. Noch etwas, das es bei ChromeBooks nicht gibt.

Keine nervenden Updates

Wer kennt es nicht: Man will abends schnell den Windows Rechner runterfahren und das Büro verlassen, da erscheint die gefürchtete Meldung ’Bitte schalten Sie Ihren Rechner nicht aus!’, zusammen mit einer meist quälend langsamen Fortschrittsanzeige, die die Installation eines ganz dringenden Betriebssystemupdates anzeigt. Ist man abgebrüht genug schaltet man einfach den Bildschirm aus und geht, aber meist vergeudet man doch Zeit damit zuzusehen, wie der Rechner mit sich selbst beschäftigt ist. Aber das ist noch nicht alles: Während der Arbeit meldet sich dann das Java Update, das Acrobat Update, das Thunderbird Update und so weiter. Natürlich immer dann, wenn man es gerade nicht gebrauchen kann.

Mein ChromeBook hingegen lädt seine Updates still im Hintergrund herunter und gibt nur einen dezenten Hinweis, wenn alle Daten angekommen sind. Das Update wird dann beim nächsten Neustart gemacht, der sich dadurch nur um wenige Sekunden verlängert. Updates gibt es oft - meist jede Woche - aber da sie so schmerzlos und schnell sind und es keine weiteren Programme gibt, die auch noch Updaten wollen, bemerkt man davon nichts mehr.

Keine Viren - und kein Bedarf für Virenschutzprogramme

Schließlich der Punkt mit der Sicherheit: Es sind bis heute keine erfolgreichen Angriffe auf ChromeOS Geräte bekannt geworden, selbst beim von Google ausgerichteten Pwnium Wettbewerb, bei dem es sechs- bis siebenstellige Belohnungen für erfolgreiche Angriffe gegeben hätte, wurden die Sicherheitskonzepte nicht überwunden (nur ‘angeknackst’). Die Sicherheit von ChromeOS ist noch einmal deutlich höher als die des bereits als sehr sicher geltenden Chrome Browsers.

Dementsprechend gibt es keine Viren oder sonstige Schadprogramme für ChromeOS und deshalb weder Anti-Virus-Software noch den Bedarf dafür. Damit fällt gleich der größte Teil der Probleme und Aufwände beim Betrieb weg, die man von Windows und anderen konventionellen Betriebssystemen kennt.

Lokaler Speicher ist (nahezu) überflüssig

Auch mein neues ChromeBook hat wieder eine interne Festplatte mit ‘nur’ 16 GB Kapazität. Davon ist fast die Hälfte bereits vom Betriebssystem belegt. Trotzdem werde ich wohl - wie schon bei meinem alten ChromeBook - nie in die Verlegenheit kommen diesen Speicher restlos füllen zu müssen, da die Daten sowieso in der (Google) Cloud liegen. In den letzten Jahren ist insbesondere die Integration des Google Drives in ChromeOS deutlich verbessert worden, so dass es sich nun wie ein Dateisystem auf einer lokalen Festplatte nutzen läßt.

Aktuell gibt es von Google beim Kauf eines ChromeBooks auch 100 GB Drive Speicher für die Dauer von zwei Jahren dazu, ein Volumen, welches für viele Nutzungsszenarien mehr als ausreichend sein dürfte. Da die Daten nicht auf dem Rechner liegen sind sie immer gesichert, so dass auch keine spezielle Backupsoftware gebraucht wird.

Ein ChromeBook reicht für viele

Durch die strikte Trennung der an einem ChromeBook angemeldeten Nutzer lässt sich ein Gerät sorglos von verschiedenen Personen teilen. Der Wechsel zwischen unterschiedlichen Nutzerkonten geht dabei ähnlich schnell vor sich wie ein Neustart. Der zusätzliche Gastmodus erlaubt auch die Nutzung durch Besucher, die danach unbesorgt sein können, dass ihre Daten auf dem ChromeBook verbleiben.

Die Zukunft von ChromeBooks

In der Zeit nach Weihnachten gab es einige Aufregung und Diskussionen über von NPD kommende Zahlen, die einen starken Anstieg der Verkäufe von ChromeOS Geräten zeigten. Auch wenn diese Zahlen interessant sind, muss man sie zunächst noch mit einiger Vorsicht genießen, und selbst im besten Fall sind wir noch weit von meiner überoptimistischen Voraussage zur Zukunft von ChromeOS von Anfang 2011 entfernt.

In 2014 wird es auf jeden Fall interessant sein zu beobachten, in wie weit die durch Smartphones und Tablets ausgelösten Verschiebungen im PC Markt von ChromeOS Geräten genutzt werden können, wie sich der Zwang für Unternehmen zur Ablösung ihrer Windows XP Geräte auswirkt und ob Microsoft es schafft die Unbeliebtheit von Windows 8 bei seinen Kunden zu überwinden. Ich glaube dabei weiter daran, dass mit den immer leistungsfähiger werdenden Webbrowsern und den dadurch möglich gemachten komplexen Webanwendungen die Wichtigkeit des verwendeten Betriebssystems immer weiter abnimmt, und es eher darauf ankommt, dass das Betriebssystem einem nicht mehr 'im Weg' ist.

Trotzdem ist das existierende Ökosystem rund um Microsoft Windows einfach zu groß und allgegenwärtig, als dass es für die meisten Nutzer möglich ist sofort komplett auf einen Windows Rechner zu verzichten. ChromeBooks werden daher wohl in den kommenden Jahren für viele zunächst Zweitgeräte bleiben mit dem Potential allmählich zum Erstgerät zu werden und den Windows Rechner in der Ecke verstauben zu lassen.

Was Google noch verbessern muss

Auch wenn mir die tiefe Integration von ChromeOS in die Google Dienste sehr entgegen kommt ist es denke ich notwendig, dass Google das System nach und nach für andere Dienste auf einer tieferen Ebene öffnet, als dies bisher über Chrome Apps oder Erweiterungen möglich ist.

Eine besonders wichtige Option wäre dabei die Möglichkeit auch andere Cloudspeicher wie Dropbox einbinden zu können, vergleichbar mit dem Storage access framework, welches Google in Android mit der Version 4.4 eingeführt hat. Gerade für Unternehmen könnte auch die Option sehr wichtig sein das Login über eigene Identity Provider selbst steuern zu können. Hier ist aber möglicherweise die Verknüpfung von ChromeOS und dem Chrome Web Store mit dem Google Login einfach zu eng, als das sich diese Option in absehbarer Zeit umsetzen liesse.

Nicht viel ändern muss Google hingegen an der Art, wie der ChromeOS Desktop heute aufgebaut ist: Dieser Desktop ist für die meisten Nutzer deutlich einfacher zu verstehen als die Windows 8 Kacheln und stellt damit einen weiteren Vorteil des Systems dar.

Ich bin gespannt, ob sich meine alte Vorhersage, dass ChromeOS ganz groß wird, in diesem Jahr endlich bewahrheiten wird.

Samstag, 22. Juni 2013

Die Kuh und ihre Möchtegernmelker: Googles letzte Reaktion auf das Leistungsschutzrecht zeigt das Dilemma der deutschen Internetpolitik

Die Diskussion um das sinnlose Leistungsschutzrecht (LSR) ist in den letzten Wochen ruhiger geworden, zu erschöpft war man wohl nach dem Scheitern aller Versuche diese rückwärtsgewandte Verschärfung des Urheberrechts zu verhindern, die vorgeblich dem deutschen 'Qualitätsjournalismus' eine neue Subventionsquelle im Ausland erschließen soll.

Gestern nun hat Google klar gemacht, wie sie mit diesem nationalen Alleingang in der Internetregulierung umgehen werden. Das Ergebnis ist dabei nicht überraschend, aber da der Zeitpunkt mit der intensiven Diskussion über die Internetüberwachung durch Geheimdienste wie die US-amerikanische NSA oder die britische GCHQ zusammenfällt demonstriert es, wie hilf- und ziellos unsere heutige Regierung bei Internetthemen agiert. Um diesen Zusammenhang zwischen Bürokratisierung des Internets und gleichzeiger Klage über die Abhängigkeit von US-amerikanischen Internetgiganten geht es mir in diesem Text.

tl;dr: Durch die Bürokratisierung des Internets behindert die Bundesregierung wirkungsvoll die Entwicklung einer eigenen Internetindustrie und zementiert so die Abhängigkeit von den existierenden Internetgiganten.




Google und das LSR

Gestern hat Google in seinem offiziellen Produkt-Blog dargestellt wie sie gedenken mit der enormen Rechtsunsicherheit, die das LSR verursacht hat, umzugehen. Klar ist damit: Google denkt nicht daran zu der kalifornischen Geldkuh zu werden, die die deutschen Verlage gerne nach Herzenslust - und völlig abgekoppelt von irgendeiner eigenen Leistung - melken möchten. Bei ZEIT Online gibt es dazu einen Artikel, der für das sonst bei diesem Thema gewohnte Niveau des deutschen 'Qualitätsjournalismus' recht ausgewogen ist, im Opalkatze Blog (über das ich zuerst auf dieses Thema gestoßen bin) findet man den Wortlaut des Anschreibens, welches die Verantwortlichen von in Google News gelisteten Seiten erhalten haben sowie Links zu anderen Kommentaren zum Thema.

Ist es überraschend, dass Google weder einfach abwartet ob sie von den Verlagen auf Strafzahlungen verklagt werden noch alle deutschen Verlage aus Google News wirft (wie es sich viele Kommentatoren im Netz immer wieder gewünscht haben) oder gar Google News für Deutschland komplett abstellt? Nein, ist es nicht. Google hat die Ressourcen so ein OptIn Verfahren mit persönlicher Ansprache aller Personen durchzuführen und kann nun einfach abwarten, wie sich die einzelnen Verlage verhalten.

Der Scherbenhaufen, vor dem die (meisten) Verlage stehen

Die Verlage, die sich der öffentlichen LSR Diskussion lange verweigert und dann eine erschreckende Einheitsfront gebildet haben zur Verbreitung ihrer Propaganda zur Durchsetzung der eigenen wirtschaftlichen Ziele, stehen jetzt vor einem Ergebnis ihrer extremen Lobbyingbemühungen, welches ihnen zumindest offiziell nicht gefallen kann: Das ganze LSR wurde nicht ohne Grund immer wieder als Lex Google bezeichnet, also als ein Gesetz, welches sich explizit gegen Google richtet als die einzig relevante Geldquelle, die die Verlage zu erschließen hofften.

Nun bekommen die Verlage aber nur etwas, dass sie schon vorher hatten: Die Möglichkeit sich bei Google News kostenfrei listen zu lassen und dafür von Google kein Geld - aber Millionen von Seitenbesuchern - zu bekommen. Oder auch nicht.  Genau diese Entscheidung wollten die Verlage aber eigentlich nicht fällen: Sie wollen einfache ihre Inhalte - egal welcher Qualität - ins Netz stellen können und dafür von Google bezahlt werden.

Gerade die kleinen Verlage, die im Windschatten der großen Wortführer wie dem Axel-Springer-Verlag mitgeschwonnen sind, sind nun genauso dran wie zuvor, nur dass sie einen guten Teil ihrer Reputation verloren haben. Allerdings kann es sein, dass man hier an noch weitergehenden juristischen Strategien feilt: Im oben verlinkten Artikel von ZEIT Online findet sich das folgende ominöse Zitat zweier Verlagslobbyverbände: "Die Verleger gehen allerdings davon aus, dass das Recht weiterreicht.". Was mag damit gemeint sein? Vielleicht die Idee, dass Google und andere juristisch dazu gezwungen werden könnten die Inhalte der Verlage zu übernehmen und dann dafür bezahlen müssten. Hört sich schwachsinnig an, aber das heißt nicht, dass es nicht wahr sein könnte.

Die einzigen Verlage, die mit dem jetzt erreichten Ergebnis vielleicht zufrieden sind, könnten die großen Wortführer sein: Hier gibt es die Theorie, dass diese nie an Geldern von Google interessiert waren, sondern dass es nur darum ging Google News auszuschalten, damit die Menschen direkt auf die umfangreichen Portale dieser Großanbieter gehen. Dazu war es aber notwendig die kleinen Verlage auf die gleiche Linie zu bringen (auch wenn die nichts davon haben), damit Google News unattraktiv wird. Wenn diese Theorie stimmt kann man davon ausgehen, dass die Springer-Lobbyisten gerade dabei sind die kleinen Verlage weiterhin auf Linie zu halten.

Der Scherbenhaufen, vor dem unsere Regierung steht

Unsere gewählte Regierung hat mit den LSR das wohl neben dem Hotelsteuergesetz unsinnigste Gesetzgebungsverfahren der Legislaturperiode gegen den Rat eigentlich aller ernstzunehmenden Experten durchgepeitscht um sich damit ein gewisses Wohlwollen der Verlage zu erkaufen. Nun zeigt sich allerdings - wie auch nicht anderes zu erwarten war - das die Idee deutschen Unternehmen eine Subvention von ausländischen Unternehmen per Gesetz zukommen zu lassen komplett daneben gegangen ist. Für die Verlage kann es so aussehen, als ob die Regierung letztlich nicht ihr Wort gehalten hat (auch wenn die Verlage genau das bekommen haben, was sie sich gewünscht hatten). Die Regierung hat sich dann am Ende also auf der einen Seite als besonders anfällig für Lobbyismus und komplett beratungsresistenz bei Internetthemen erwiesen - und dies auch ganz offensichtlich gezeigt - dafür aber letztlich nichts erhalten, insbesondere nicht die dauerhafte Dankbarkeit eines wesentlichen Teils der Medien. Das einzige Problem für uns Wahlbürger ist nur, dass die Wahlalternativen sich zum großten Teil auch nicht besser dargestellt haben. 

Das Internet und die Geheimdienste

Nun könnte man das Thema LSR erst wieder abhaken und die sicher in den kommenden Tagen (oder Stunden) anrollende Propagandawelle der deutschen Verlage beim Verebben beobachten. Wenn da nicht das Thema der Internetspionage durch NSAGCHQ und wer weis wem noch wäre. Auch wenn sich nach meinem Kenntnisstand die ursprünglichen extremen Verdächtigungen von direkten und unkontrollierten Zugriffen der Geheimdienste auf die bei Anbietern wie Google, Apple, Microsoft, Facebook, etc. liegenden Benutzerdaten in Nichts aufgelöst haben muss man wohl davon ausgehen, dass die Daten in Einzelfällen sehr wohl abgerufen werden können und das zusätzlich in gigantischem Ausmaß Internetkommunikationen direkt aus den Datenleitungen extrahiert werden. Aber das ist hier nicht das Thema.

Das eine will man, dass andere muss man

Interessant sind hier die Reaktionen auf die Enthüllungen, die es in Deutschland gab. Der Standardrat nicht nur von den üblichen Verdächtigen wie z. B. Thilo Weichert, der im FAZ Interview den Satz sagt 'Wir empfehlen dringend, keine us-amerikanischen Dienste zu nutzen.', ist immer gleich: Man möge doch Alternativen zu Google, Microsoft, Apple und Facebook verwenden.

Nur: Wo sind die brauchbaren Alternativen? Ich kann nicht sehen, dass es in Deutschland einen eMailanbieter gibt, der auch nur annähernd an GMail herankommt. Oder ein Soziales Netz, welches selbst ganz entfernt die Lebendigkeit von Facebook, Twitter und Google+ hat.

Und hier entsteht für mich der Kurzschluss zum Leistungsschutzrecht als Beispiel für eine rückwärtsgewandte Gesetzgebung, die eine alte Industrie zu schützen sucht, aber gleichzeitig Innovationen verhindert und so die Abhängigkeit von den existierenden Internetgiganten zementiert:

Für Google als Großunternehmen mit zehntausenden von MitarbeiterInnen ist es kein Problem alle Webseitenbetrieber persönlich zu adressieren, die Freigabe für seine Webangebote zu erhalten und so die neuen Unsicherheiten des LSRs auszuhebeln. Aber was ist mit dem kleinen berliner Startup, welches eine innovative Idee zur Nachrichtenaggregation hat? Es hat nicht die Ressourcen und auch nicht die Zeit zuerst mit allen deutschen Verlagen Beziehungen aufzubauen und Erlaubnisse einzuholen und wird einfach eingehen oder ins Ausland gehen. Und wer sollte eine Suchmaschine für deutschsprachige Benutzer aufbauen, wenn die deutschsprachigen Internetseiten nun ein juristisches Minenfeld geworden sind?

Unsere Regierung hat es mit dem LSR also geschafft die bestehenden Machtverhältnisse im Netz noch weiter zu verfestigen und für uns als Nutzer dauerhaft alternativlos zu machen. Vielen Dank!

PS. 

Wer mir bei Twitter oder Google+ folgt weis, dass ich ein großer Freund insbesondere der Dienste von Google bin. Dieser Text stellt demnach auch keine Kritik an den genannten Diensten US-amerikanischer Unternehmen dar oder gar eine Aufforderung diese nicht zu nutzen. Aber es wäre meiner Ansicht nach ganz grundlegend bei zentralen Diensten im Internet über Alternativen zu verfügen, die nicht alle aus zwei oder drei Staaten dieser Welt kommen.