Montag, 5. März 2012

Lust und Frust mit dem Android Tablet

Seit einigen Monaten steht mir jetzt ein Android Tablet zur Verfügung und zwar ein Motorola XOOM. Inzwischen ist es auf Android Version 3.2 (Honeycomb) aktualisiert und hoffentlich kommt bald Version 4 (Ice Cream Sandwich ICS). Zeit für ein Zwischenfazit: Lohnt sich so ein Tablet im Allgemeinen und lohnt sich ein Android Tablet im Speziellen? Und was lässt sich zum XOOM sagen, dem ersten Honeycomb Tablet überhaupt?

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Das Tablet an für sich: Überflüssig, aber trotzdem schnell unverzichtbar

Die Geräteklasse der Tablets ist eigentlich überflüssig: Im Vergleich zu einem modernen Smartphone Boliden mit großem Display ist das Tablet viel weniger portabel. Und die Produktion von Texten ist auf einem Laptop immer noch um Welten besser (jedenfalls muss ich mir den Laptop nicht irgendwie zwischen die Beine klemmen, so wie ich es gerade mit dem Tablet tue um auf eine halbwegs adäquate Tippgeschwindigkeit zu kommen).

Trotzdem: Ist ein Tablet erst einmal verfügbar drängt es sich schnell in die tägliche Routine des digitalen Menschen. Der erste Einstieg ist das Surfen auf der Couch. Dort verdrängt es mit seinem größeren Bildschirm schnell das Smartphone und mit seinem geringeren Gewicht den Laptop. Auch eBooks lassen sich etwa mit Amazons Kindle App gut lesen und selbst einfache Bildbearbeitungen machen Spaß.

In der Arbeitswelt gelingt der Einstieg ebenfalls: Unter der Voraussetzung, dass man seine wesentlichen Arbeitsmaterialien bereits im Netz hat (wohl dem, der schon vor Jahren ein entsprechendes Wiki aufgebaut hat) kann das Tablet sofort in Meetings produktiv eingesetzt werden. Auch zum einfachen Herumzeigen von Webseiten oder Dokumenten in kleinen Gruppen eignet es sich besser als ein PC oder Laptop, da der Arbeitsstil am Tablet eher der gemeinsamen Arbeit an einem Stück Papier ähnelt und nicht so hierarchisch ist wie das Nutzen eines PCs, bei dem immer nur einer Klicken kann.

Mir kommt es auch sehr entgegen, dass man sich hinter einem Tablet nicht so 'versteckt' wie hinter einem Laptop (sofern man sein Gerät nicht mit einer dieser monströsen Klapp-Aufsteller-Taschen verschandelt) und das heimliche Schreiben einer kleinen eMail zwischendurch durch das fehlende Tastaturgeklapper nicht so stört :-)

Im Privaten wird das Gerät schnell zum Mittel der Wahl wenn es darum geht die eigenen Digitalfotos herum zu zeigen. Oder zum Kochbuchersatz, dem es weniger als einem Laptop ausmacht, wenn man es einmal mit bemehlten Fingern anfasst. Aus meiner Sicht ist die Konsequenz klar: Tablet Computer werden sich ausbreiten, vor allem wenn sie erst einmal in erschwinglichere Preisregionen vorstoßen. Wobei der Nutzungsfokus wohl dauerhaft auf dem Konsum von Inhalten liegen wird.

Was am Tablet nervt

Unabhängig von den später behandelten Mängeln eines Android Tablets gibt es eine Sache, die wohl bei allen Produkten nerven wird: Man will schnell zu viel und dieses zu viel bezieht sich insbesondere auf die Erstellung von Inhalten. Liegt man erst einmal gemütlich mit dem Tablet auf dem Sofa stört es plötzlich kolossal wieder zum Laptop wechseln zu müssen. Und so ein Wechsel ist eigentlich immer notwendig wenn es darum geht mal mehr als nur einen 140-Zeichen-Tweet zu schreiben. Denn auch mit der ausgefeiltesten Android Tastatur und der besten Wortvorhersage erfordert es ungleich viel größere Konzentration längere Texte zu erstellen als auf einer richtigen Tastatur und das Ergebnis ist meist immer noch deutlich schlechter.

Natürlich steht man dann doch nicht vom Sofa und wechselt das Gerät. Sondern quält sich an dem langen Blogpost mit der Tablettastatur ab und ist am Ende stark genervt. Und wenn dann noch die Android Macken dazu kommen ist man gelegentlich willens das Gerät direkt in die Ecke zu pfeffern. Natürlich sind das reine Luxusprobleme (wie ja auch das Tablet ein reines Luxusprodukt ist).

Android auf dem Tablet: Eine Enttäuschung

Selbst für einen großen Android Verfechter wie mich ist es schwierig ein Android 3 Tablet zu empfehlen. Man muss dazu sagen, dass ich außer dem XOOM kein anderes Android Tablet verwendet habe und vielleicht haben Anbieter wie Samsung einige der größten Macken ausgebügelt. Aber ich kann es mir nicht so richtig vorstellen. Fangen wir mit dem kleinsten Problem an:

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Wenige Apps, schlecht angepasste Apps

Nahezu jede Kritik an Android Tablets nennt das Fehlen von zehntausenden von speziell auf das Tabletformat zugeschnittenen Apps als Hauptgrund für den bisher ausgebliebenen Erfolg der mit dem Google Betriebssystem ausgestatteten Tablets. Ich sehe das nicht ganz so: Für meine Zwecke gibt es eine ausreichende Auswahl von Apps.  Das Problem entsteht für mich eher dadurch, dass sich eine wesentliche Menge von Apps zwar installieren lässt, dann aber sofort abstürzt. Oder das die laufenden Apps auf einem großen Display einfach hässlich aussehen und den Raum nicht gut nutzen. 

Ärgerlicher aber als Probleme mit Apps von irgendwelchen Anbietern ist die fehlende Anpassung der direkt von Google stammenden Anwendungen. Hier die ärgerlichsten Beispiele:

  • Google Earth: Diese App schaffte es regelmäßig das gesamte Tablet zum Einfrieren zu bringen. Erst ein Update vor wenigen Wochen behob das Problem. Warum dauerte es Monate bis so ein heftiges Problem behoben wird?
  • Google+: Dies ist eine an Tablets 'angepasste' App. Woran man das sieht? Es wird bei ihr keine Option zum zoomen angeboten. Trotzdem geht sie genauso ineffizient mit dem Displayplatz um wie etwa die nicht angepasste Twitter App.
  • Google Docs: Dies war lange Zeit das größte Ärgernis, da es schlicht und einfach keine Möglichkeit gab effektiv mit Google Docs auf einem Tablet mit Google Betriebssystem zu arbeiten. Das Update vor einigen Tagen hat die App immerhin etwas hübscher gemacht, aber für die Produktion von Inhalten ist sie weiterhin nur eingeschränkt geeignet.

Es ist wirklich schade, dass Google sich hier so eine Blöße gibt, vor allem da andere App Anbieter bisher noch nicht richtig auf den Android Tablet Zug aufgesprungen sind.

Das Betriebssystem an sich: Hoffen auf Android 4

Beim Android 3 Betriebssystem an sich bin ich gespalten: Auf der einen Seite bringt ein Tablet die Android Spezialität der Widgets noch besser hervor. Auch sind einige Dinge wie das Hinzufügen von Elementen auf den Homescreens verbessert worden und die Auswahl der laufenden/zuletzt verwendeten Apps über eine eigene Taste ist eine sehr nützliche Idee.

Die Idee der nur auf dem Bildschirm angezeigten Menütasten hinterlässt einen gemischten Eindruck: Der offensichtliche Vorteil der Benutzbarkeit des Gerätes in allen Positionen wird schnell genutzt, meistens interessiert man sich für das Oben und Unten erst wieder bei der Suche des Ausschalters. Leichter zu erklären wird die Bedienung dadurch allerdings nicht: Während man jemandem bei einem iPad nur den einzigen Hardware Schalter zeigen muss sind hier mindestens drei Schalter zu erläutern. Durch die Positionierung der Menütasten am linken unteren Rand kommt es bei einer Weitergabe des Geräts auch oft zu versehentlichen Bedienungen, gerade für neue Benutzer ist das sehr irritierend.

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Dieses Problem betrifft in geringem Maße alle vier Ecken des Gerätes, denn Google hat in jeder Ecke irgendeine Funktion untergebracht: unten rechts die Benachrichtigungen und Einstellungen (wobei die Einstellungen immer noch drei Tipps weit entfernt sind), oben rechts die App Liste und oben links die Suche. Man hat also auf der einen Seite viel Strecke auf dem Bildschirm zurück zu legen, auf der anderen Seite muss man sich an jeder Stelle vor versehentlichen Bedienungen hüten. Das ist nichts, was man nicht lernen kann, aber es wirkt nicht richtig rund.

Nicht rund sind auch die Menü Anzeigen bei Apps: Bei einem Teil wird hier ein weiterer Menüschalter unten links angezeigt, bei anderen oben rechts. Und ich hatte wenigstens eine App wo beides gezeigt wurde. Wieder etwas, dass einen zwar nicht an der Nutzung hindert, aber die Bedienung verkompliziert.

Richtig katastrophal ist aber eine Sache und das ist ausgerechnet der Webbrowser: Dieser Webbrowser, der die angenehme Funktion hat sich mit den Chrome Lesezeichen vom PC zu synchronisieren, ist so instabil, dass er einen quasi in die Verwendung von Apps zwingt (aber die gibt es ja auch nicht so richtig, siehe oben). Dabei hat der Browser von Android 3.0 bis zu 3.2 sogar eine Entwicklung zum Schlechteren hin gemacht: Bis Android 3.1 startete sich der Browser nach einem der häufigen Abstürze blitzschnell neu und lud dabei die gleichen Seiten wie zuvor. Das geschah schnell und vermutlich hat ein Teil der Benutzer gar nicht gemerkt was eigentlich passiert war. Jedenfalls konnte man so direkt weiterarbeiten. Ab Android 3.2 aber stürzt der Browser so ab wie man es etwa von Windows gewohnt ist. Die App ist also 'weg', alle geöffneten Tabs verschwunden und man darf wieder von Null starten.

Nun gibt es natürlich eine Reihe von anderen Browsern, die sich an Stelle des mitgelieferten nutzen lassen. Aber warum Google, das mit Chrome ein Browser Produkt hat dessen Stabilität geradezu sprichwörtlich geworden ist, es nicht geschafft hat seinem Betriebssystem für Tablets einen Browser mitzugeben der wenigstens halbwegs vernünftig funktioniert ist ein echtes Rätsel. Gerade der Browser wäre doch eigentlich das Mittel um den Mangel an angepassten Apps auszugleichen und das freie Web in seiner Konkurrenzfähigkeit mit den geschlossenen App Store Welten zu stärken. Und das sich auch nach zwei Betriebssystem Updates keine Verbesserung eingestellt hat ist ziemlich traurig.

Aber vielleicht liegt das daran, dass das Android Team wohl im ganzen Jahr 2011 stark unter Druck stand dem iPad etwas entgegen zu setzen. Und unter diesem Druck ein Produkt rausgehauen hat, welches eigentlich noch einige Zeit in der Entwicklung hätte verbringen sollen. Das zum Beispiel Apps wie das zuvor erwähnte Google Earth es schaffen können das Tablet komplett unbrauchbar zu machen (zumindest so lange, bis man an einem anderen Rechner die Tastenkombination zum Reset ergooglet hat) sollte bei so einem System eigentlich nicht passieren. Jedenfalls sind die immer wieder auftauchenden Macken im System noch ein Grund, warum man ein Android 3 Tablet meiner Meinung nach nicht wirklich empfehlen kann.

Das Motorola XOOM

Zum Schluss noch ein paar Worte zum Gerät: Das XOOM war das erste Android 3 Tablet und sollte damals einen heftigen Preis kosten, der noch jenseits des Preises des iPads lag. Leider gab es überhaupt keinen Grund, der diese hohen Preis rechtfertigte und als nur wenig später das iPad 2 herauskam mit größerer Leistung, besserer Batterielebensdauer und einem deutlich geringeren Gewicht sah das XOOM sofort sehr alt aus.

Letztlich ist das heute schon fast nur noch von historischer Bedeutung, auch wenn man das XOOM weiterhin erwerben kann. Für meinen Geschmack ist das Gerät zu schwer. Laut den Angaben in der Wikipedia ist meine WiFi Version mit 730 Gramm ähnlich schwer wie das iPad 1 in der 3G Version. Aber wenn ich mir mal ein neues Gerät zulegen sollte, so muss es deutlich leichter sein, maximal so um die 600 Gramm.

Ansonsten ist das Gerät natürlich deutlich dicker als die heute angesagten Modelle. Die runden Ränder sind angenehm beim Halten, haben aber zusammen mit dem hohen Gewicht auch den Nachteil, dass sich das XOOM auf fast keinem Untergrund richtig hinstellen lässt ohne aufwändige Stützkonstruktionen. Wenn man das schwere Gerät mit nur einer Hand hält hat man gelegentlich das Gefühl die Bildschirmeinfassung wegzudrücken. Dauerhafte Schäden sind aber bisher nicht entstanden.

Insgesamt hat man das Gefühl eines nicht wirklich runden Produkts, bei dem die Soft- und Hardware nicht gut aufeinander abgestimmt sind. Sichtbar wird dies z. B. im Browser: Gibt man hier einen Suchbegriff ein versucht das Gerät schon während der Eingabe Suchen durchzuführen, bremst einen dabei aber bei der Eingabe so sehr aus, dass man schließlich nicht mehr weis was man schon eingetippt hat und was nicht. Hier wird zu viel gewollte und zu wenig geliefert.

Hoffnung: Ice Cream Sandwich und Chrome für Android

Natürlich bleibe ich trotzdem ein großer Fan der Android Plattform. Hoffnung auf eine Verbesserung gibt es ja auch bereits in zwei Schlüsselbereichen: Zum einen hat Google bereits im letzten Jahr die Android Version 4 (Ice Cream Sandwich ICS) herausgebracht. Diese Version ist nicht mehr wie Android 3 nur für Tablets, sondern für alle Bauformen und Größen. Diese Version scheint nicht nur optisch ein enormer Fortschritt zu sein.

Und dann ist da der erst kürzlich herausgegebene Chrome Browser für Android. So merkwürdig es erscheinen mag, dass Google für sein eigenes Betriebssystem noch einen zweiten Browser herausbringt, das Ergebnis ist offenbar sehr überzeugend.

Leider ist Chrome nur für ICS Geräte erhältlich, kann also das Browser Problem auf den Android 3 Tablets nicht heilen.

Auch wenn es in diesem Moment nur ein einziges Tablet mit Android 4 gibt, so kann man in 2012 auf etwas mehr Bewegung im zur Zeit komplett von Apple dominierten Tabletmarkt hoffen. Und dann vielleicht auch nicht so technisch versierten Freunden und Bekannten ohne Angst vor zu viel Supportaufwand ein Android Tablet empfehlen:)

Samstag, 3. März 2012

Galaxy Tuning: Bauhaus

Beim Stöbern im Android Market stolperte ich über die installierbare Schriftart Bauhaus FlipFont. Die Kosten von 80ct stellten kein Hindernis dar und so wurde der Kauf schnell abgeschlossen. Erst nachdem die App auf dem Motorola Tablet installiert war stellte ich mir die Frage wie man sie überhaupt nutzt. Wie sich dann zeigte ist die Nutzung nur auf bestimmten Geräten möglich, auf dem XOOM Tablet lässt sie sich zum Beispiel nicht verwenden. Aber zum Glück auf dem Samsung Galaxy SII. Dort kann man in den Systemeinstellungen unter Anzeige >> Bildschirm >> Schriftstil nun Bauhaus auswählen:

SC20120303-081344 Das Ergebnis ist ziemlich überzeugend: Sowohl im System selbst, in den einzelnen Apps bis hin zum Webbrowser ist die Schriftart nun in Verwendung:

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Nur an wenigen Stellen kommt es zu Fehldarstellungen durch die veränderten Schriftzeichen, z. B. hier in der MyTracks App:

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Insgesamt eine einfache und günstige Lösung seinem Galaxy SII einmal ein ganz neues und frisches Äußeres zu geben. Im Android Market findet man bei der Suche nach FlipFont übrigens noch eine ganze Reihe von Schriftarten, mit denen man spielen kann.